Fairy Tale: The faun, the wolf and the flute


Authors
Tanija
Published
5 years, 4 months ago
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962

Old story I wrote for my LARP character.

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Der Faun, der Wolf und die Schreckensflöte

"Es gab einmal einen Schäfer mit Namen Merev. Er war wohl der beste Schäfer weit und breit, mit den größten und schönsten Erträgen an Wolle und den gesündesten und meistgebärdenden Schafen weit und breit – denn er war ein Faun und diese sind ja bekannt für ihr Talent im Umgang mit Tieren.

Jeden Tag zog er mit seiner Herde auf eine neue große Wiese und ließ sie dort grasen und jeden Abend brachte er sie wieder heim.

Die Schafe vertrauten ihm und wichen nie von seiner Seite und er spielte ihnen jeden Tag ein neues Lied auf einem seiner vielen Instrumente, was sie beruhigte und abends auch einschlafen ließ.

Er brauchte keinen Wachhund, denn die Tiere liefen nie weg. Er brauchte keine Waffe und nie laut zu werden.

Er liebte die Schafe und die Schafe ihn.

Doch eines Tages hörte Merev von anderen Schäfern, dass ihre Tiere von einem Wolf gerissen worden wären. Er dachte sich nicht viel dabei, da er glaubte, seine Schafe weit genug von den anderen Herden entfernt leben zu lassen.

Jedoch, als er an einem sehr regnerischen Tag mit der Herde in der Nähe eines Wäldchens verweilte, sah er hinter einem der Büsche eine Bewegung und dann zwei gelblich leuchtende Augen. Merev wusste nicht, wie er den Wolf von seinen Schafen fernhalten sollte, also rannte er einfach auf ihn zu und schrie aus Liebeskräften, in der Hoffnung, der Wolf würde sich dadurch verziehen. Tatsächlich verschwand er auch langsam im Wald, allerdings sah er keineswegs ängstlich aus und warf dem Faun im Gehen einen boshaften Blick zu.

Der Schäfer wusste nicht, wie er seine Herde vor dieser Bedrohung schützen sollte und brachte sie wieder zurück nach Hause.

Selbst die Zäune dort sahen ihm nicht mehr sicher genug aus. Und als er des Nachts das Heulen des hungrigen Wolfes vernahm, war er sich sicher, etwas unternehmen zu müssen.

Er verfiel erst sehr spät in einen unruhigen Schlaf und träumte von einer fremden, seltsamen Musik, die ihn in Angst versetzte.

Er wusste, dass man mit Musik Zauber wirken konnte, aber diese waren eigentlich aller freundlicher Natur. Aber eine Melodie, die Angst hervorrufen konnte..?

Als der Schäfer wieder erwachte, hatte er sich einen Plan zurecht gelegt. Er legte seine Hoffnung in diesen Traum und in seine musikalischen Fähigkeiten.

Die kommenden Tage verbrachte er daheim, bewachte seine mittlerweile dauerhaft verängstigten Tiere, die den Wolf um ihre Heimstatt streifen spürten und versuchte, die Melodie nachzuspielen, aber keines der Instrumente spielte die richtigen Klänge.

Eines Abends, Merev war gerade dabei, einem kranken Tier Kräuter aufzukochen, hörte er etwas Abseits das kurzatmige Bellen und Jaulen des Wolfes und dann den Klagelaut eines seiner Schafe.

Er schaffte es nicht mehr rechtzeitig, zu dem Tier, das Schäflein war gerissen und bereits tot.

Wütend über sich selbst und den Wolf rief er Verwünschungen in die Nacht hinaus bis er müde war und inmitten der Herde einschlief.

Er träumte wieder von der Melodie, jedoch konnte er dieses Mal auch das Instrument erkennen. Es war aus dem Horn eines Faunes. Seinem eigenem Horn.

Am nächsten Tag erwachte der Schäfer mit einem seltsamen Gefühl im Bauch. Er machte sich sofort ans Werk und sägte sich das linke Horn ab. Für seine Tiere war es ihm das allemal wert.

Er höhlte das Horn aus, bohrte nach bestem Gewissen Löcher hinein, schliff die Form wie bei einer richtigen Flöte und versuchte sich am Abend erneut an der Melodie. Auf dem leicht gedrehten, mit Schmerz und Wut erschaffenen Instrument ließ sich die Musik aus seinem Traum spielen.

Jedoch bekam nicht nur er selbst Angst davor, sondern auch die Schafe und er fürchtete, sie könnten davonlaufen, wenn er weiterspielte.

Nun verbrachte er die Abende damit, an der Melodie zu feilen, bis er und die Schafe keine Angst mehr verspürten. Allerdings wusste Merev nicht, welche Wirkung sie nun auf den Wolf haben würde.

Ihm blieb nichts anderes, als auf ihn zu warten und es zu probieren.

Der einzelgängerische Wolf schien wirklich hungrig zu sein, denn schon in der folgenden Nacht konnte der Schäfer das Jaulen wieder in der Nähe hören.

Merev stellte sich an den Rand der Schafherde und hielt nach dem Wolf Ausschau. Nach einer Weile sah er einen Schatten und die gelben Augen starrten ihn hasserfüllt an.

Dem Faun wurde klar, das sich das Tier nicht mehr von ihm aufhalten lassen, ihn zur Not auch töten würde. Er wollte nach der Schreckensflöte greifen, aber der Wolf sprang in dem Augenblick los und schnappte nach dem Schäfer.

Merev wich ihm geistesgegenwärtig aus und trat mit dem Huf nach ihm um genügend Zeit zu haben, die Flöte zu greifen und das schaurige Lied zu spielen.

Sofort erstarrten Schafe wie auch Wolf und starrten auf die Flöte und ihren Spieler.

Er veränderte die Melodie leicht und der Wolf begann zu winseln und sich langsam zurückzuziehen.

In seinen Augen standen pure Angst und Agonie geschrieben.

Schließlich drehte das Tier ab und verschwand wieder in der Dunkelheit und der Schäfer stoppte das Lied. Sofort entspannten sich die Schafe und auch er selbst wieder und er war stolz, seine Herde gerettet zu haben.

Fortan trug er immer die Schreckensflöte bei sich, spielte sie aber nur in wirklich aussichtslosen Situationen und blieb sonst bei den normalen Instrumenten.

Es kam gelegentlich vor, dass sich ein Wolf in ihre Gegend verlief, aber es wurden keine Schafe seiner Herde mehr gerissen."


Author's Notes

tanija