Haihappen (Dratsies)

Tanija

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3 years, 3 months ago
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Tanija
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Sicherheitsmaßnahmen: Kolonien von SCP-277-DE sind mittels Aufklärungsdrohnen und Feldforschern mit Unterstützung des PFSAS1 aus der Ferne regelmäßig zu kontrollieren und, sollten diese während der Sommermonate eine Ansiedlung in der Nähe von Menschen errichten, die Zuwege und Bereiche um diesen Ansiedlungsbereich als Großbaustelle abzuschirmen. Hierzu kann auf Überwachungssysteme mit Lautsprecheransagen, Kamerasystemen und Infrarot-Scheinwerfern zurückgegriffen werden, die Fußgänger oder Wanderer zum Verlassen des Baugrundstückes auffordern. Weiterhin können LoRa Fernüberwachungsmodule und autarke GSM-Alarmmodems eingesetzt werden, die unautorisierte Bewegungen in den Bereichen an verdeckt operierende Agenten in lokalen Behörden senden und schnellen Einsatz garantieren. Bei Auseinandersetzungen von rivalisierenden Kolonien, sind bei Sichtung Desinformationskampagnen einzuleiten, die die Sichtungen als gemeine Otter in einer "erfreulich" großen Menge mit gesundem Wurf darzustellen haben. Das direkte Eingreifen in die Lebensweisen der Entitäten ist durch Art. 56, Umgang mit anomalen, nicht-aggressiven, menschenähnlichen und empfindungsfähigen Kulturen, der PFSAS untersagt und somit nur gestattet, sollte durch eine Kolonie eine akute Gefahr für menschliches Leben ausgehen.

In Eindämmung befindliche Entitäten sind in Nass-Trocken-Eindämmungszellen mit regelmäßig erneuertem Wasser zu halten. Sie sind täglich mit fischreicher Nahrung gemäß der Nährstofftabelle und mit Beschäftigungsspielzeugen wie Bällen, Ringen oder Kleinkinderspielzeug zu versorgen. Zur Beschäftigung können diese in der Zelle versteckt und mit Perlen oder ähnlichen Objekten versehen werden, die die Entitäten suchen und mit selbst erstelltem Werkzeug bearbeiten können.

Beschreibung: SCP-277-DE bezeichnet eine Gattung von matrizentrisch lebenden Entitäten, welche dem Eurasischen Fischotter (Lutra lutra) optisch sehr ähneln und bisher ausschließlich an den Küsten der Nord- und Ostsee, sowie in Schottland und Irland entdeckt wurden.

Im Gegensatz zu Fischottern sind diese Entitäten jedoch weitaus größer, wobei die männlichen Exemplare eine Kopf-Rumpf-Länge2 von 1,30 m und die weiblichen Tiere eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 1,60 m erreichen; zuzüglich bei beiden wird der Schwanz mit einer Länge von ca. 1,00 m gemessen. Aufrecht stehend reichen diese Entitäten demnach einer Person durchaus bis zur Brust. Auch das Körpergewicht einer ausgewachsenen Entität ist im Schnitt um einiges höher als bei den gewöhnlichen Fischottern. So kann ein männliches Exemplar um die 45 kg wiegen, während ein Weibchen auf bis zu 70 kg kommen kann, was durch eine größere Masse an Muskeln und Fettgewebe hervorgerufen wird. Die Lebenserwartung von in freier Wildbahn lebenden Entitäten beträgt im Schnitt 19 Jahre, wobei die Geschlechtsreife nach ungefähr zwei Jahren erreicht wird.

Der Körper bei beiden Geschlechtern zeichnet sich durch die hohe Stromlinienförmigkeit aus, wobei der Kopf flach ist und die Hinterbeine sehr kurz, aber muskulös. Die eigentlichen Vorderbeine sind durch den häufigen aufrechten Gang länger geworden und haben sich der Notwendigkeit angepasst, Werkzeuge und Waffen halten zu können. Die Finger sind sehr feingliedrig, aber kurz. Dennoch befinden sich zwischen allen Fingern und Zehen dünne Schwimmhäute, die diese miteinander verbinden und das schnelle Schwimmen erleichtern. Die Schwimmfähigkeit wird ebenfalls durch das Fell verstärkt, welches wie bei der Gattung der Otter durch das dichte Pelzgeflecht Luftblasen einschließt, wodurch es gleichsam Wasser abweist, aber auch gegen Kälte isoliert.


Vergleich weiblicher (o) und männlicher Schädel (u).

Weibliche Entitäten weisen neben der höheren Muskulatur und Körpergröße jedoch mehrere Unterschiede zu den Männchen auf: So besitzen diese sechs, dem menschlichen Pendant sehr ähnliche Zitzen, welche sich aufgrund des hohen Sexualdimorphismus sehr ausgeprägt zeigen und eine starke Anziehungskraft auf die Männchen ausüben. Die Entitäten haben hier deutlich weniger Fell und die Brustwarze wird von einem sich optisch deutlich abhebenden Warzenhof umgeben. Die oberen vier Zitzen sind hierbei deutlich ausgeprägter als die unteren zwei, welche sich bereits fast am unteren Bauchbereich befinden, während die obersten zwei Zitzen auf dem großen Brustmuskel liegen. Ein weiteres, deutliches Geschlechtsmerkmal ist der so genannte Kronenkragen der weiblichen Tiere. Dieser ist ein einerseits durch die Knochenform des Schädels, andererseits durch Fettgewebe und Fell ausgeformter Kranz, welcher hinter den Ohren ansetzt und sich dann deutlich in die Vertikale in einem Bogen ausweitet. Der Kronenkragen kann durch hormonelle Einflüsse bei einem noch heranwachsenden weiblichen Tier stark wachsen oder auch schrumpfen. Einflüsse darauf sind insbesondere der Stand in einer Kolonie; je häufiger sich ein weibliches Tier gepaart hat, desto ausgeprägter wird dieser Kronenpart und desto ansprechender ist er für männliche Entitäten. Eine Königin zeichnet sich so einerseits durch ihre sehr hohe Libido, andererseits durch eine besonders beeindruckende Krone und markante, große Zitzen aus.

SCP-277-DE ist eine nachtaktive Spezies, welche auf das Leben am und im Wasser spezialisiert ist, weswegen sich Kolonien nie weit entfernt von Salz- oder Süßwasservorkommen finden lassen. SCP-277-DE sind jedoch nur halbsesshaft und bevorzugen gerade in Sommermonaten in Bereichen der Küsten oder Flussläufe einen nomadischen Lebensstil. Hierbei meiden sie die Nähe zu Menschen, was jedoch zunehmend schwer wird und weswegen die PFSAS mehrfach einen Eingriff durch die Foundation gefordert hat, um die Lebensräume von SCP-277-DE zu erhalten und als Naturschutzgebiete vor Zivilisten abzuschirmen, wie bei einer Kolonie auf der Vogelschutzinsel Norderoog der Fall ist. SCP-277-DE-Kolonien leben in Behausungen, die am ehesten vergleichbar sind mit Qarmaqs der Inuit; hat eine Kolonie am Ende des Sommers eine Stelle gefunden, die über genügend Nahrungsvorkommen für den Winter verfügt, beginnen die Männchen der Kolonie, eine Vertiefung in den Boden zu graben, die groß genug ist, alle Mitglieder zu beherbergen. Zudem legen sie Gänge an, in welchen die Welpen, gesammelte Schätze3 und Nahrungsreserven untergebracht werden. Dann wird mit Hölzern ein Skelett um diese Vertiefung gebaut und mit Fellen, Reisig und Schilf umspannt. Zuletzt folgt eine Schicht aus Moos, Fellresten, Federn, Schafwolle und Ähnlichem, zusätzlich stabilisiert wird alles durch einen Ring aus Steinen. Im Inneren wird der Raum ebenfalls mit einer wärmenden und schützenden Schicht ausgelegt, wobei die Königin einen leicht erhöhten Bereich in der Mitte erhält, um durch die anderen Mitglieder der Kolonie gewärmt zu werden.

Die Kultur der Kolonien von SCP-277-DE ist eine einheitliche Jagd- und Fischfangkultur, wodurch SCP-277-DE vom Leben am Wasser mit reichen Fischgründen abhängig ist. Durch das halbnomadische Leben können sich Fischgründe jedoch nach dem Fortwandern einer Kolonie jederzeit gut erholen und so fällt die Abnahme des Bestandes ansässigen Fischern selten auf.

Auffällig und zusätzlich nennenswert ist das Verhalten von Kolonien untereinander. Befinden sich zwei Kolonien in Reichweite von einem Nachtmarsch voneinander, kommt es einerseits gelegentlich zu einem Tauschhandel zwischen einzelnen männlichen Entitäten, die vor allem Reichtümer, die sie den Königinnen darbieten können, austauschen, aber auch in seltenen Fällen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen diesen Kolonien. So zu sehen bei zwei rivalisierende Kolonien, die regelmäßig ihre Ansiedlungsplätze im Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer4 in der Nähe zueinander errichten. Zweimal im Jahr, meist einmal im Frühjahr und einmal in den Herbstmonaten, kommt es bei diesen beiden Kolonien zu einer bei Nacht ausgetragenen, blutigen Auseinandersetzung. Der Sieger erhält die mitgeführten Reichtümer der jeweils anderen Kolonie und darf sich mit der Königin paaren, um den Erhalt beider Kolonien zu gewährleisten. Diese Paarung kann sich über mehrere Tage ziehen, da jedes männliche Mitglied der rivalisierenden Kolonie das Anrecht auf Paarung durch den Kampf erlangt hat und so alle Mitglieder, angefangen mit der ranghöchsten Entität, die Königin begatten. Der Koitus mit den Männchen der besiegten Kolonie ist den Königinnen grundsätzlich durch die Überzeugungen der Entitäten nicht gestattet, dennoch kommt es regelmäßig vor, dass auch die Königin der siegreichen Kolonie danach trächtig ist. Nachweislich tragen die Nachkommen des Wurfes die Gene der Männchen der anderen Kolonie, wobei es immer zur Polyspermie5 kommt.

Ursprünglich scheint SCP-277-DE aus Schottland über die Nordsee nach Deutschland übergewandert zu sein, was die dortige Foundation bestätigen konnte. Die DNA aller Stämme scheint auf die dort ansässigen Kolonien zurückzugehen, jedoch gibt es starke regionale Unterschiede. Dortige Entitäten sind größer, haben durchgehend schwarzes Fell und sind von Einheimischen gefürchtet. Sie werden Dratsies6 genannt und es spannen sich Legenden um die Könige der Dratsies, die Dobhar-chú7, welche bekannt sind, regelmäßig auch Menschen anzufallen. Die Legenden beschreiben ebenfalls, dass gefangene Otterkönige ihre Reichtümer im Austausch für ihre Freiheit darbieten würden, jedoch die Pelze einer solchen Kreatur anomale Fähigkeiten an den Träger verleihen, was sie zu beliebten Zielen bei noch stark abergläubischer Landbevölkerung macht. Das Forschungsteam des schottischen Ablegers bestätigte einige Legenden, siehe dazu Anhang 277-56-B, jedoch scheinen nicht alle dieser Fähigkeiten an die hiesigen Entitäten vererbt worden zu sein. Es ist zudem nicht bekannt, wie sich die vorher patriarchisch lebenden Entitäten zu einer rein matrizentrischen Kultur entwickelt haben, jedoch scheinen die Könniginnen keine der beschriebenen Fähigkeiten zu besitzen.

Informationen zum aktuellen Forschungsstand von in Eindämmung lebenden Entitäten:

Fast alle Daten zu SCP-277-DE sind durch Beobachtung durch Feldforscher und dem Austausch mit dem schottischen Ableger entstanden, da sich SCP-277-DE in Gefangenschaft komplett anders entwickelt im Vergleich zu Entitäten in freier Wildbahn. Seit 1978 wurden regelmäßig Versuche unternommen, Kolonien einzufangen und in Biomstandorten mit fast identischen Lebensbedingungen zu denen in freier Natur zu halten, jedoch führte dies jeher dazu, dass die Reproduktionsrate massiv zurückging und die Mitglieder der Kolonien sich aufgrund fehlendem Überlebensdrucks fast ausschließlich mit der Fellpflege beschäftigten, statt sich um die Fortpflanzung und den Erhalt der Kolonie zu kümmern8.

Derzeit befinden sich lediglich zwei Entitäten an Standort-DE7, welche bei einem Feldeinsatz am 16.03.2017 auf der Vogelschutzdüne Memmert vor der Insel Juist im Wattenmeer entdeckt wurden, nachdem die dort ansässige Kolonie bereits abgewandert war. Die beiden Entitäten, eins weiblich, eins männlich, stammen aus demselben Wurf und weisen Deformationen an den Gliedmaßen und dem Kiefer auf, wodurch sie von der Kolonie ausgestoßen wurden. Sie wurden untersucht und scheinen, anders als andere SCP-277-DE-Entitäten, in Gefangenschaft gut aufzuwachsen.

Anmerkung vom 10.09.2018:
Die Entitäten hören seit August 2018 auf den Namen "Fienchen" und "Haihappen" (eigentlich SCP-277-DE-78-A und -B). Herr Norbert Stahl, der in jenen Monaten Aufsicht in der Eindämmungskammer der beiden Entitäten hatte, erhielt eine Rüge trotz der Rechtfertigung, dass "Haihappen" von der Entität als hoher Titel wahrgenommen und mit Stolz getragen wurde (nach Aussagen von diversem Personal soll die Entität mehrmals auf sich selbst gezeigt haben, wenn das Wort "Haihappen" gesagt wurde und dann mit geschwollener Brust in seiner Eindämmungszelle umhergewandert sein).

Dieser Vorfall, so wenig vorschriftsmäßig er auch sei, zeigt jedoch, dass die Entitäten durchaus in der Lage sind, einen gewissen Sinn von Identität und Verstehens der eigenen Person zu erlangen. Zudem zeigte sich in den Wochen darauf, dass SCP-277-DE-78-B vermehrt Versuche unternommen hat, Laute zu imitieren, die vom Personal als das Wort "Haihappen" interpretiert wurden.

Anmerkung vom 19.04.2019:
Mit dem nahenden Erreichen der Geschlechtsreife der beiden in Gefangenschaft befindlichen Entitäten wurden ungewöhnliche Veränderungen zu Protokoll gegeben:

  • Beide Entitäten imitieren zunehmend menschliche Laute, wenn auch ohne Satzzusammenhänge.
  • SCP-277-DE-78-A ist, entgegen der Erwartung der eigentlichen Entwicklung, nicht größer geworden als die männliche Entität und es hat sich fast gar kein Kronenkragen entwickelt.
  • SCP-277-DE-78-Bs Fellfarbe ist mit dem Wechsel vom Winterfell auf Sommerfell von braunbeige zu pechschwarz gewechselt, zudem sind die 36 Zähne im Laufe einer Woche ausgefallen und haben einer Reihe neuer, homodonter Zähne Platz gemacht, die Ähnlichkeit zu denen von Wirbeltieren mit Polyphyodontie9 aufweisen.
  • SCP-277-DE-78-B scheint stärkere aggressive Tendenzen aufzuweisen und attackiert sowohl Pflegepersonal als auch SCP-277-DE-78-A.

Die Entitäten wurden bis auf weiteres getrennt eingedämmt und die Entwicklung von SCP-277-DE-78-B wird stärker kontrolliert. Eine Kommission hat sich mit dem schottischen Ableger über das weitere Vorgehen in Verbindung gesetzt. Unter Umständen muss SCP-277-DE-78-B als eigene anomale Entität angesehen werden und erhält zukünftig eine neue Designation.

Footnotes

1. Programm der Foundation zum Schutz Anomaler Spezies.

2. Die Länge von der Schnauzen- bzw. Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel, also dem Gelenk zwischen Kreuzbein und Schwanzwirbel; gelegentlich auch bis zum Anus gemessen.

3. Überwiegend bestehend aus gravierten Muscheln, Perlen und anderem Naturschmuck.

4. Deutschlands kleinstes Biosphärenreservat zwischen Elb- und Wesermündung.

5. Mehrfachbefruchtung durch die Spermien mehrerer männlicher Tiere einer Eizelle und somit einhergehende Zeugung von mehr Nachkommen mit breiter gefächertem Erbgut.

6. Dratsie ist ein Tabu-Name, welcher durch schottische Fischer vergeben wurde, er stammt vom Wort drats/dratch ab, welches die Gewohnheit der Otter beschreibt, den Schwanz über den Boden zu schleifen.

7. Dobhar-chú, Doyarchu, Königs-Otter oder Otterherren; zu finden sowohl in Schottland als auch in Irland und auch als krokodilsähnliche Otter-Hunde beschrieben.

8. Siehe hierzu auch Studien zu Verhaltensänderungen bei Überpopulation auf eingeschränktem Raum bei Mäusen und Ratten im Vergleich zu SCP-277-DE, Gerlauch, Rolf, 1989, interne Veröffentlichung.

9. Regelmäßiger Zahnwechsel, siehe auch Krokodilsartige.