Emilys Seerose (Seerosenquest, by somebodyelse)


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2 years, 5 months ago
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Erneut bekam sie Applaus und sogar einige Jubelrufe, als die Hauptvorstellung beendet wurde. Emily verbeugte sich kurz und verschwand hinter der Bühne, um sich frisch zu machen, bevor sie nach draußen trat. Um etwas eleganter zu wirken, nahm sie ein Glas Champagner, der soeben von einem Kellner vorbei getragen wurde, während sie sich bereits nach den Personen in ihrer Akte umsah. Ihr Blick fiel zuerst auf eine Porzellandoll mit grünem Haar und metallenen Händen, von der Emily wusste, dass sie Lenore hieß.
Betont beiläufig blieb sie neben ihr stehen, nippte an ihrem Glas, bevor sie das Gespräch begann: „Hat Ihnen die Vorstellung gefallen?“
Ein wenig verblüfft, aber keinesfalls überrascht, hob ihre Gegenüber den Kopf und musterte Emily von Kopf bis Fuß, bevor sie sich dazu herabließ, zu antworten: „Sie war das, was ich erwartet habe. Ich weiß, dass jemand mit Chaytons Rang und Namen keinen Amateur einstellen würde. Und wenn er immer wieder auf denselben Künstler besteht, erwarte ich auch ein abwechslungsreiches Programm… Das ich bekommen habe.“
Lob und Beleidigung gleichzeitig. Ob sie wohl Emilys Charakter testen wollte?
Diese lächelte nur höflich und wählte den entgegenkommenden Weg. Natürlich. „Ich danke für das Kompliment. Wenn ich mit irgendwelchen Musikwünschen die zweite Hälfte des Abends besser gestalten kann, zögern Sie nicht, sich zu äußern.“
Dieses Mal war sie wohl keine Antwort wert, was Emily jedoch auch nicht davon abhielt, weiter zu reden. Sie beschloss, ihre guten Absichten noch einmal zu verdeutlichen, indem sie in ihr Haar griff und eine der Seerosen vorsichtig daraus zog: „Ich bin übrigens Emily.“
Dieses Mal musterte die Porzellandoll die Blume ausführlich, bevor sie sie tatsächlich annahm und sogar mit dem zartesten Hauch eines Lächelns antwortete: „Ich bin Lenore… Aber ich nehme an, dass Ihnen das schon bekannt war.“
Nun war es Emily, die keine Antwort gab, sondern einfach nur freundlich lächelte.
Sie wusste nicht, wie Lenore darauf reagierte, aber scheinbar schien sie Emilys Bereitschaft zur Diskretion als etwas Gutes aufzufassen. „Irgendein Jazzlied wäre schön, falls Sie das spielen können. Und jetzt entschuldigen Sie mich.“
Sie wandte sich ab, um entweder zu einem anderen Businesspartner, oder einfach nur dem Tisch mit Häppchen zu gehen. Doch Emily fiel auf, dass sie die Seerose mitnahm.
Sie war also eine Blume losgeworden und hatte einen Songwunsch bekommen. Keine schlechte Bilanz für den ersten Gast.