Ein Auftrag (Str.d.H. Quest, RP with Torika)


Authors
Sallidii Torika
Published
2 years, 4 months ago
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1860

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Keith wurde von einem dumpfen, hämmernden Geräusch geweckt. Zuerst dachte er, es wäre sein Brummschädel, bis die Realität langsam in sein Hirn sickerte. Die Tür, murrte er verkatert zu sich selbst. Verkatert, er? Dabei hatte er doch kaum was genommen! Der Steinmann fragte sich, ob er zu alt für seinen Zeitvertreib geworden war, als ein erneutes Klopfen ihn endlich dazu brachte, sich von der Couch zu erheben. "Was denn!?", wollte er brüllen, doch es kam eher als erschöpftes Krächzen heraus. Schließlich gelangte er zur Haustür und öffnete sie. Zwei paar Augen starrten ihn an, von denen ihn eins bekannt vor kam. Eine Geschäftspartnerin von Clayton... Woher hatten sie seine private Adresse?

Eine Porzellandame mit strengem Blick musterte das Wrack von einem Mann und überlegte sich zwei Mal, ob das Vorhaben eine gute Idee war. Doch Zaira traute sie ungern an, die Stadt zu verlassen und ihrer Liebsten wollte sie keinen Wunsch abschlagen. "Claytons Mittelmänner meinten, sie könnten dich für eine Mission entbehren."

Als der Riese hörte, dass es wohl um etwas Geschäftliches ging, köpfte er sein noch offenes Hemd zu und strich sich zwei verlorene Strähnen aus dem Gesicht. "Worum geht's?"

Mit großen Augen starrte Sanaki Keith an. Sie war immer wieder überrascht, wie groß Steindolls doch waren! Aber anders als Zaira oder Thymele zierte kein Lächeln dieses Gesicht. Vielleicht war das die bessere Entscheidung? Schließlich war die Aufgabe so wichtig, und diese Steindoll hier wirkte stark. So musste sie Thymele die schwere Aufgabe nicht zumuten, auch wenn diese sich sofort angeboten hatte. Die Aufgabe, ein Gefäß zu füllen.

"Ich will euch helfen! Du hast die Botschaft doch gehört, oder?"

"Botschaft?", fragte Keith verwirrt. Er schien Nahitas Nachricht verschlafen zu haben. Die letzten Tage schon hatte er sich nicht auf Hochtouren gefühlt. "Was für eine Botschaft?"

"Na die Hilfebotschaft, die alle Steindolls bekommen haben! Ihr müsst die Seelen einfangen und in ein Gefäß bändigen." Sanaki war verwirrt. Hatte er denn nicht zugehört?

In Keiths Hinterstübchen klingelte etwas. Hatte er diese Stimme nicht gestern Nacht in seinem Rausch gehört? War sie doch keine Einbildung? "Da müsst ihr was missverstanden haben. Ich habs nicht so mit diesem Schatten- und Seelending."

"Das habe ich mir auch gedacht.", entgegnete Lenore, welche zunehmend angeekelter von ihrem Gegenüber war. Als zuverlässig hätten die Mittelsmänner ihn beschrieben. Dass sie nicht lachte, so jemand sollte ihre sanfte Sanaki beschützen? Das einzige, das für ihn sprach, war seine Größe, gepaart mit seinen breiten Schultern. Er würde besser kämpfen können als die schmächtige Zaira... "Deshalb habe ich einen kleinen Motivationsschub für dich mitgebracht." Lenore kramte in ihren Taschen und Keith runzelte die Stirn. "Geld?", fragte er knapp. "Das gibt mir schon Clayton zu genü-", der grobe Herr unterbrach sich, als er sein eigenes Spiegelbild in einem Medaillon betrachtete, das in Lenores Hand hin und her baumelte. Er erkannte es, und seine Reaktion ließ sie lächeln. "Es gehört dir, wenn du meine Liebste auf der Mission beschützt und eine Seele erfolgreich in einem Gefäß eingefangen hast." - "... Ich brauche 10 Minuten."

Glücklich drehte sich Sanaki zu ihrer Partnerin. "Ha, er hilft mir doch! ...was ist das?" Schon war Sanakis Blick von dem Gegenstand gefangen, den Lenore schnell in einen kleinen Samtbeutel verschwinden ließ. "Ist das wertvoll?"

Der Steinmann war schon zurück in seiner Wohnung verschwunden, als Lenore der hübschen Fee antwortete. "Wertvoller als Pearl, wie ich seinem Gesichtsausdruck nach urteilen kann. Es wurde von unseren Erkundern in einer alten Ruine gefunden. Darin ist ein gut erhaltenes Bild von ihm und einer Frau."

"Oh, vielleicht ist es seine Schwester! Wir könnten sie finden?? Mit ein paar Runensteine könnten wir sie entdecken!" Schon hatte Sanaki vergessen, weshalb sie überhaupt hergekommen war. Der Gedanke, eine weitere Steindoll zu retten, war weitaus aufregender.

Lächelnd strich Lenore über Sanakis Kopf. "Ein anderes Mal vielleicht. Erst einmal konzentrieren wir uns auf deine Mission, ja? Nahita und die Steindolls brauchen dich." Kaum waren die Worte gesagt, ging die Tür wieder auf. Innerhalb weniger Minuten hat der Schrank es geschafft, sich herauszuputzen, als würde sein Leben davon abhängen. Nur in seinem Gesicht konnte man noch erkennen, dass er noch ziemlich verkatert war. "Also, wo geht's hin?", fragte er mit einer um die Schulter hängenden Tasche.

Sanaki genoß die Berührung sehr. "Ja du hast recht, sie brauchen mich... und ihn!" Jetzt wand sie sich an den Riesen, der eben aus der Tür kam. "Eigentlich musst du das wissen. Du hast schließlich eine Botschaft erhalten, ich nicht. Aber Thymele sagte, dass ihr diese Seelen sehen könnt! Vielleicht sehen wir im Wald eine?"

Müde rieb sich Keith mit dem Handrücken über die Stirn. "Für alle anderen unsichtbar, huh?" Für eine Sekunde überlegte er, den Zwerg einfach beschießen zu können, doch dann bemerkte er Lenores starren Blick. Konnte diese Frau Gedanken lesen? Gruselig. "Tja, dann suchen wir wohl im Wald.", murmelte er und ging vor, mit einer Geste, die Sanaki anbot, ihm zu folgen. Lenore küsste seine Freundin zum Abschied. "Pass gut auf dich auf, in Ordnung? Wenn es brenzlig wird, fliegst du weg."

"Natürlich, ich komm dann zu dir!" Glücklich drückte Sanaki Lenores Hände. "Wir sind bestimmt nicht lange unterwegs! Das Gefäß habe ich ja schon." Keith sah nicht so aus, als würde er wissen, worum es ging. Zum Glück hatte Zaira ihr ihres überlassen.

So folgte die kleine Plastikfee Keith, die neben ihm lächerlich winzig erschien.

Während die beiden im Fahrstuhl darauf warteten, dass sie im Erdgeschoss landeten, schaute er auf die kleine Doll herunter, die aufgeregt auf ihren Fersen wippte. "Du bist keine Steindoll, wieso interessiert dich eigentlich, was unsere Pflicht ist? Und warum lädst du dir diese Last bitteschön freiwillig auf?" Ein sanftes Geräusch gab an, dass sie angekommen waren und den Fahrstuhl verlassen sollten.

"Na um Nahita zu helfen! Sie war Nalars beste Freundin... und Nalar habe ich auch geholfen. Und es ist wichtig für unsere Welt!" Sie stieg aus dem Fahrstuhl und vergeudete keine Sekunde, um das Gebäude zu verlassen. "Und, siehst du eine Seele? Nein oder? Also weiter in den Wald?"

Nalar... Der Name sagte ihm tatsächlich etwas. "Jaja, es wird sich wohl nicht mitten in der Stadt 'ne Seele verstecken. Suchen wir weiter im Wald.", entgegnete der Steindoll der Hupfdohle und hatte dabei Schwierigkeiten, mit der flinken Fee mitzuhalten.

"Gut!" Schon flatterte sie davon. Ob sie das mit absicht machte, damit er hinterher joggen musste?

Immer wieder blickte sie über die Schulter. "Komm schon, wir sind fast da!"

"Ich bin nicht gemacht fürs Rennen", murrte der schlecht gelaunte Steinmann. Aber sie hatte recht, schon waren sie im Wald angekommen. "Eine Seele...", murmelte er mehr zu sich als in den Wald herein. "Und wie sehen diese Seelen aus?

"Ich glaube... sie sind bestimmt klein und Leuchten. Vielleicht wie ein Nebelring?" Überlegte Sanaki.

Ihre Hände hielten das Gefäß gespannt in den Fingern. Sie würde Keith helfen, die Seele zu fangen! Ob es anstrengend für den Steinmann wäre? Er war so groß..

Wie ein Nebelring? Damit konnte der nicht besonders große Naturfreund arbeiten. So begann er, den kleinen Bach zu seiner Rechten abzulaufen, seinen frisch frisierten Kopf in Büsche zu stecken und auf Bäume zu klettern, Letzteres mit wenig Erfolg. Er schien das Medaillon wirklich sehr haben zu wollen. Als ein tief gelegener Ast brach und Keith auf seine vier Buchstaben fiel, knurrte er eine Verwünschung. Die brach er jedoch ab, als er hinauf schaute und etwas Leuchtendes auf dem Baum entdeckte, der ihn nicht beherbergen wollte. "Ey Kleine!", rief er Sanaki zu, die ebenso energisch suchte wie er, und zeige auf den Baum, "Ich glaub, ich hab da was gesehen! Flieg mal hin und guck nach, ob du's aufscheuchen kannst!"

Sanakis Augen wurden förmlich Tellergroß. Schon stieß sie sich vom Boden ab, um nach oben zu fliegen, und Tatsache: Das Leichten gehörte eindeutig nicht üblich in den Wald. Sofort setzte Sanaki der Seele nach, trieb sie ein wenig im Kreis umher, ehe sie direkt auf Keith zuraste.

"Wowowow!" Mit der Geschwindigkeit hatte Keith nicht gerechnet. Immer noch hockend versuchte er im Vorbeiziehen der Seele, sie zwischen die Finger zu bekommen, doch ohne Erfolg. Er griff daneben und die Seele klatschte ihm wie ein nasser Lappen ins Gesicht, ehe sie sich wieder in die Luft erhob. "Scheneeell, du musst sie bändigen!!" Rief Sanaki ihm zu, und hielt das Gefäß in die Luft. "Da rein!"

"Hnnngh, so'n Mist habe ich aber noch nie gemacht! Wie geht das??" Seine Kopfschmerzen von vorhin setzten wieder ein und er rieb sich seine Schläfen. Ein schöner Steindoll war er. Konnte nicht mal so einen kleinen Furz fangen! Wütend stand er auf und starrte die Seele an, die spottend über ihn schwebte. Er streckte eine Hand nach ihr aus, sie war außerhalb seiner Reichweite. "Hey, Arschloch!", brüllte er das neblige Etwas an, "Hast dus nicht satt, körperlos zu sein? Was bringt es dir, davonzulaufen, du Feigling? Stell dich mir gefälligst, damit du 'n Körper kriegst, den ich auch vernünftig vermöbeln kann!!" Die Runensteine in seinen Fingern der ausgestreckten Hand begannen zu leuchten. Wie merkwürdig, dabei hatte seine Magie überhaupt nichts mit dem Bändigen von Seelen zu tun. Dennoch hatte diese begonnen, sich zu beruhigen und nicht mehr wie von einem Insekt gestochen hin und her zu flitzen. Stattdessen legte sie sich ganz langsam in Keiths ausgestreckte Hand nieder. Sie war warm. "D-das hat funktioniert?", fragte der Steinmann verdutzt. Dass es weniger seiner Ansprache und mehr seinem Material zu verdanken war, kam ihn nicht in den Sinn. "Kleine, jetzt! Bevor sich das Ding es anders überlegt!"

Schon schnellte Sanaki vor, in einer Hand das Gefäß, in der anderen den Deckel. Wieder erwartens verschwand die Seele geräuschlos in dem Behältnis, und Sanaki presste den Deckel darauf.

"Geschafft!" Rief sie begeistert, und sah zu Keith hinüber. Ob sie noch eine finden könnten?

Doch Keith sah garnicht mehr so fit aus, fiel ihr auf. Das Fangen der Seele hatte wohl doch an den Kräften des Steinmannes gezehrt. Und er war onehin durch gewesen. Also entschied sie sich dagegen

"Danke! So haben wir Nahita ein Stück weiter geholfen... und dir! Dir geht es bestimmt besser, wenn wir genug Seelen wieder haben!" Erklärte sie fröhlich.

"Dämliche Verbindung zum Spirituellen", murmelte Keith in seinen Drei-Tage-Bart. "Aber das... wäre tatsächlich gar nicht so schlecht. So einen Kater will ich kein zweites Mal." Außerdem würde er das Erinnerungsstück von dieser Lenore bekommen. "Also danke ich auch dir, Kleine. Du bist ganz in Ordnung." Und mit diesen Worten tätschelte er flüchtig ihren Kopf, ehe sie sich auf den Rückweg machten.