A Little Death


Authors
Torika
Published
2 years, 4 months ago
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593

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Fluchend krämpelte Dimenzio seine Ärmel wieder runter und setzte sich hinter das Steuer des Mietwagens, um den Motor zu starten und anzufahren. Mitten auf dem Weg in ihren wohlverdienten Urlaub hatte die Karre den Geist aufgegeben. Den Händler würde er sich nach den Erholungsferien definitiv vorknüpfen.

Pilar und er hatten stundenlang am Straßenrand gewartet, ehe der Fahrzeugdienst aufgetaucht war, um den Schaden zu beheben. Und nun war es dunkel - das Luxushotel in dem Urlaubsgebiet würden sie heute nicht mehr erreichen. Wenn sie übernachten wollten, würden sie sich wohl mit einer zweitklassigen Herberge abgeben müssen. Oder...

"Schau mal, ein Motel!" Pilar presste beinahe die Nase gegen die Scheibe des Beifahrerfensters. Mit dem Zeigefinger tippte sie in Richtung eines beleuchteten Werbeschildes, das ein Motel in wenigen Kilometern versprach.

Die Falte auf Dimenzios grimmiger Stirn wurde schlagartig noch tiefer. Noch schlimmer als eine zweitklassike Herberge war wohl ein schmuddeliges Hotel am Straßenrand, mitten in der Pampa.

"Im nächsten Kaff finden wir bestimmt etwas besseres," erwiederte er.

"Und wenn nicht? Wenn wir noch stundenlang suchen müssen? Ich bin müde. Du nicht?" Kam es sofort zurück.

Dimenzio seufzte, denn Pilar hatte recht. Nach dieser nervenaufreibenden Arbeitswoche war es doch wunderbar, dass ihr Urlaub mit so einem Desaster gestartet hatte. Und er wollte sich jetzt nur noch ausruhen, selbst wenn es das stickige Motelzimmer mit seinen staubigen Vorhängen sein würde. Schon konnte man das Gebäude in der Ferne sehen, und Dimenzio steuerte auf die Einfahrt zu, um den Wagen zu parken.

Das Glöckchen über der Tür bimmelte, als Pilar und Dimenzio in das Foyer traten. Hinter dem Tresen am Eingang saß ein Bissbark, das unter seinem buschigen Schnäuzer den Mund verzog.

"Eine Nacht?" Kam es ihnen entgegen. Dimenzio beachtete ihn kaum und las das Schild mit den Preisen, ehe er sein Bargeld auf den Tresen legte. Der Nichtgeist schob ihm wortlos einen Schlüssel mit der Zimmernummer zu.

Dumpf klangen ihre Schritte auf den mit Teppichen ausgelegten Fluren, während sie ihr Zimmer aufsuchten. Dimenzio schloss die Tür auf und lies Pilar eintreten, die sich sofort im Zimmer umsah, zum Fenster lief und in die Ferne sah. In kilometerweiter Ferne konnte man die Lichter der nächsten Stadt entdecken - sicherlich hätten sie dann noch einiges an Fahrtzeit vor sich gehabt. Dimenzio stellte sich zu ihr, sah enttäuscht hinaus. Sie könnten jetzt im teuren Hotel sein, einen Drink bei Loungemusik genießen und danach den Abend im Whirlpool ausklingen lassen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Pilar ihn nun ansah, ein Lächeln auf den Lippen.

"Ich mag Motels," sagte sie. "Sie sind wie ein kleines Abenteuer. Keiner kommt mit dem Ziel hierher, Urlaub zu machen. Sie sind nur für ein paar Momente." Und sie schlug die kratzige Tagesdecke um, um sich auf das Bett zu setzen.

Dimenzio sah sie verträumt an. Egal was war, sie versuchte immer alles positiv zu sehen. Da fiel ihm das Gepäck ein. "Ah, ich werde unsere Pyjamas holen."

Pilar winkte ab. "Ist schon okay, ich brauche keinen Pyjama." Sie legte das Kleid ab und warf es mit dem BH über den Stuhl, der immer in jedem Hotelzimmer in der Ecke stand.

Im fahlen Licht, dass die Straßenlaterne durch das Fenster warf, sah seine Frau wunderschön aus. Und das erste mal seit diesem anstrengenden Tag lächelte Dimenzio und beugte sich vor, um sie zu küssen.

"Du hast recht, hier brauchen wir sie nicht..."