White Spirit Questreihe


Authors
KuroMadoushi
Published
2 years, 1 day ago
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Questreihe für das Erstellen eines White Spirits

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Questteil 1

Mi-Ren war am zweiten Tag zu seiner Tierform zurückgekehrt. Er fühlte sich immer noch seltsam klar…aber er wehrte sich nicht dagegen. Es passierte auch viel zu viel um an die Verlockungen seiner Magie zu denken. Etwas sehr sehr wichtiges würde passieren…er fühlte es. In seinen langen Jahren hatte er dieses Gefühl noch nie so stark erlebt.


Als die Seerosen am dritten Tag hervorkamen und sich öffneten, bekam er Recht. Das Licht der Seerosen rief ihn zu sich und ehe er es bemerkte hatte er wieder seine Dollform angenommen und stand bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Vor sich eine der leuchtenden Seerosen die sich langsam entfaltete. Er blinzelte gegen das blendende Licht, das ihn für einen Moment nur schemenhaft die Gestalt erkennen ließ, die sich hinter den großen Blütenblättern offenbarte. Eine suchende Hand streckte sich ihm entgegen, die er vorsichtig, fast schon ehrfürchtig ergriff. Als sich seine Augen langsam an das Licht gewohnten, konnte er mehr von der Doll erkennen, die da inmitten der leuchtenden Blüte saß. Er war sehr weiß, fast schon als würde er selbst auch leuchten. Zarte Schuppen bedeckten Teile seines Körpers, der Brustkorb aus Elfenbeinnuss und der Gem in Tierform - war das ein Drache? - zeigten eindeutig dass auch dieser Doll ein Spirit war. Er hatte noch einen verträumten Blick in den Augen, als wäre er gerade aus einem schönen Traum erwacht…fast dachte sich Mi-Ren, er würde ihn lieber schlafen lassen. Aber diese Macht hatte er nicht, und der Drache hatte andere Pläne. Er festigte seinen Griff und versuchte auf die Beine zu kommen. Mi-Ren blieb nichts anderes übrig als ihm aufzuhelfen wenn er nicht wollte das der neugeborene Doll ins Wasser fiel. Jetzt erst fielen ihm die langen Haare auf die der Doll über den Rücken und wie die seinen ins Wasser fielen, der lange geschuppte Schweif ging fast unter ihnen verloren bis er ihn bewegte. Jetzt war sich Mi-Ren sicher dass er ein Drache war…die hellen Hörner schnitten sich jetzt deutlich gegen den dunklen Nachthimmel ab.

Er schien noch Probleme zu haben sein Gleichgewicht zu finden, jedenfalls stützte er sich sehr gegen Mi-Ren als er endlich vollständig aus der Seerose stieg. Ein Seufzen kam von dem weißen Spirit, als hätte er gerade eine große Anstrengung hinter sich gebracht, dann lehnte er seinen Kopf an Mi-Ren's Schulter.

"Haaah…ich dachte nicht, jemals wieder hier zu sein…an diesem Ort.", sprach er leise. Mi-Ren's Ohren zuckten als er die Stimme vernahm. Der Tonlaut kam ihm so…bekannt vor. Als hätte er ihn schon einmal gehört, sehr oft…aber auch vor langer, langer Zeit. War das möglich?

Für den Moment verstummte der weiße Spirit wieder und schien sich darauf zu konzentrieren, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Der lange Schweif schien ihm am meisten Probleme zu machen, es dauerte eine Weile bis er ihn aus der Seerose und ins Wasser zog. Die langen Haare breiteten sich wie die von Mi-Ren im Wasser aus…er passte besser darauf aus, sich nicht darin zu verheddern.

Schließlich richtete sich der weiße Doll wieder auf. Die hellroten Augen blickten sanft auf Mi-Ren, ein leichtes Lächeln bildete sich auf dem blassen Gesicht.

"Es ist schön dich wieder zu sehen, Wanderer. Bist du immer noch auf der Suche?"


Questteil 2


Lange konnte der neu erwachte Doll seine Aufmerksamkeit nicht auf Mi-Ren lassen. Ein unglaublich starker Drang zog ihn zu dem sterbenden Baum…oder eher zu dem Baum, der gerade wieder zum Leben erweckt wurde. Er blickte noch einen Moment auf den verdutzten Spirit, bevor er sich von ihm abwandte und dem Drang folgte. Er MUSSTE zum Lebensbaum. Jetzt.

Aber seine frisch geborenen Glieder waren so, so schwer und neu und fremd…er schaffte es kaum zwei Schritte bevor er zu stürzen drohte. Und sich erneut aufzurichten würde so lange dauern - er musste doch zum Baum! Trotzdem schwankte er auf zitternden Beinen. Dann hatte er plötzlich eine Hand die ihn stützte an seiner Seite. Mi-Ren war neben ihm. Der Wanderer hatte gesehen wo er hin wollte, wo alle gerade geborenen White Spirits hinwollten. Er fragte nichts, aber er half ihm bis kurz vor sein Ziel. Die letzten Schritte war er auf sich gestellt…aber eigentlich nicht, denn Dutzende der weißen Dolls drängten sich zu dem Baum.

Er ließ sich gegen den Stamm fallen, kaum dass seine Fingerspitzen die raue Rinde berührten. Der Drang ließ nicht nach, aber instinktiv wusste er was er tun musste. Seine Aufgabe, der Grund seiner Existenz, war es, den Lebensbaum zu retten.

Er schmiegte sich an den Baum, drückte seine Hände und Stirn gegen ihn. Er musste dabei nichts überlegen, hier wusste sein Körper genau was er tun musste. Die Rinde die er berührte leuchtete. Runen des Lebens schienen ihm entgegen. Sein Gem erfüllte sich mit einem Gefühl der Zufriedenheit, der Vollkommenheit…er tat, wofür er gemacht, wofür er geboren war. Es war als könnte ihn nichts auf Docordis, im ganzen Universum, glücklicher machen als dieser Moment. Tränen liefen ihm über die Wangen als er fühlte wie der Baum sich immer mehr mit Leben füllte, seine Äste wuchsen und Knospen gediehen. Die Glücksgefühle waren fast zu viel für den gerade geborenen Doll, so sehr füllten sie jede Ecke seines Seins.

Sein Knie ließen mit einem Zittern unter ihm nach, als seine Aufgabe getan hatte. Der Lebensbaum würde leben. Und auch er würde weiterleben. Er hatte eine zweite Chance.


Questteil 3 


Nachdem der helle Doll zusammen mit all den anderen White Spirits den Lebensbaum gerettet hatte, blieb er noch eine Weile unter dem Baum sitzen. Die neuen Glieder und Gelenke wollten immer noch nicht so recht und es hatte ihm viel seiner gerade erst wiedergewonnen Kraft gekostet…er hatte dem Baum alles gegeben was er hatte. Sein neues Leben, seine zweite Chance war vor ihm, aber gerade war er eigentlich nur müde. Wo war der Wanderer abgeblieben…?

Mit Mühe richtete er sich auf und blickte sich nach dem Spirit um der ihm aus der Seerose geholfen hatte. Was für ein seltsamer Zufall, dass er genau diesen Doll wieder traf. Er fand die kleine Gestalt seiner Tierform ein kleines Stückchen im Hintergrund, abseits der meisten anderen Dolls. Ein kleiner erleichterter Seufzer entkam dem White Spirit. Mi-Ren war also nicht verschwunden während der Baum geheilt wurde…etwas das dem Laternen-Wanderer durchaus zuzutrauen war. Vielleicht hatte er sich etwas verändert seit er ihn zum letzten Mal gesehen hatte?

Beim Versuch, seine Glieder wieder dazu zu bewegen, ihn zum Ufer zu bringen entdeckte der wiedergeborene Doll überraschend seine Tierform…er wollte eigentlich nur aufstehen und zu der kleinen Tiergestalt, aber wie aus Reflex wurde sein Körper plötzlich länger und länger, bis er eine lange Schnauze anstatt seiner Nase sehen konnte. Das Ufer war in dieser Form schneller erreicht als er es gerade noch für möglich gehalten hatte, aber er hatte kaum Zeit sich über die Klauen an seinen Armen zu erschrecken bevor er wieder in seiner Dollform war…das war neu für ihn. Seine Erinnerungen waren noch etwas verschwommen, aber er war sich sicher in seinem ersten Leben kein Spirit gewesen zu sein. Die Tierform war ihm noch fremd…da würde er ein vielleicht bisschen Übung brauchen? Aber er hatte so ein leichtes Gefühl, als müsste er nur genug daran denken um seine Form zu wechseln…oder so ähnlich. Er wollte gerade nicht zu viel darüber nachdenken. Er sah bestimmt auch anders aus als sein altes Ich. Was hatte sich sonst noch alles geändert? Und vor allem…wie lange war es her?

Während er am Ufer sitzend noch die Entdeckung seiner Tierform verarbeitete, war das kleine Reh wieder näher gekommen und stupste ihn an.

"Hm? Du willst wahrscheinlich weg von den vielen Dolls hier, was?", lächelte der White Spirit und streichelte das kleine Tier. Mi-Rens Tierform war immer noch so niedlich wie zuvor. Das Reh nickte und stakste prompt weg vom See in den Wald…es sah aus als ob er wohl unter dem Nachthimmel schlafen würde wenn er dem einem ihm bekannten Doll folgte. Aber er war zu froh darum, etwas zu haben das nicht fremd war um der kleinen Gestalt nicht zu folgen. Wenigstens hatte Mi-Ren Erbarmen und führte ihn nicht allzu weit weg…nur weit genug um die anderen Dolls nicht mehr zu hören. Unter einem Baum hatte er seine Kleidung und Laterne zurückgelassen. Der White Spirit konnte beobachten wie das kleine Reh die weite Robe ausbreitete und ihn dann anblickte.  Nun, besser als gar nichts. Mit einem Lächeln ließ sich der weiße Doll auf das 'Bett' sinken.

"Danke. Ist eine Weile her seit wir das das letzte Mal gemacht haben, oder?…aber ich will noch gar nicht wissen wie lange es her war. Nicht heute.", sagte er und gähnte. Es dauerte nicht lange bis ihm die Augen zufielen.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, war das kleine Reh und die Laterne verschwunden. Wie typisch von Mi-Ren. Man nannte ihn wirklich nicht umsonst einen Wanderer.

Wenigstens hatte er ihm die Robe gelassen, auf der er geschlafen hatte, also konnte er konnte er sich wenigstens bekleiden…und das hieß wahrscheinlich, das er ihn bald wieder aufsuchen würde. Nach dem Stand seines Wissens hatte Mi-Ren nicht häufig die Gelegenheit an neue Gewänder zu kommen und passte entsprechend darauf auf.

Da er keine Pläne hatte, ging er zurück zum See. Es war sehr zufriedenstellend den geheilten Baum zu sehen und es waren noch viel Dolls da. Die Mehrheit davon waren Spirits und White Spirits. Es war irgendwie aufregend und er mischte sich schnell unter die Anwesenden. Es war leicht, mehr Informationen zu bekommen und er fand auch einige neue Freunde…auch wenn er es noch mied, herauszufinden wie lange sein erstes Leben her war. Er verbrachte die nächsten Tage in der Nähe des Baumes.

Einer der Spirits, ein sehr optimistischer Doll namens Leeroy, nahm sich die Zeit ihm zu erzählen was alles passiert war und wieso der Lebensbaum überhaupt gerettet werden musste. Es war sehr interessant zu erfahren dass es Xidercis und Lederdolls gab! Er würde diesen Doll sicher nicht vergessen. Als Erinnerung hatte Leeroy ihm sogar ein Kleeblatt gegeben, auf der gut aufpassen würde. So ein bisschen extra-Glück sollte man ja nicht verschmähen. Er schien so glücklich mit seiner Aufgabe, das auch der White Spirit in Erwägung zog sich mit der Geburt neuer Dolls zu beschäftigen…aber sicher war er noch nicht. Es war ja kaum eine Woche vergangen seit seiner Wiedergeburt, da hatte er noch alle Zeit der Welt.


Questteil 4 


Nachdem er seine erste Woche am Lebensbaum verbracht und viele neue Freunde und Bekannte gemacht hatte, war der White Spirit noch am Überlegen. Was sollte er jetzt machen? Nach den Überbleibseln seiner Vergangenheit suchen, oder ganz neu anfangen? Die Optionen waren endlos.

Er sonnte sich gerade am Ufer des Sees und beobachtete die vereinzelten Wolken, als ein kleiner Schatten über ihn fiel - Mi-Ren war wieder zurückgekehrt. In seiner kleinen Reh-Form blickte er ihn aus großen, etwas abwesenden Augen an, aber er war sich sicher dass ihn sein alter Freund erkannte.

"Hey", murmelte der White Spirit und setzte sich auf. Langsam streckte er seine Hand aus um das kleine Tier zu streicheln, er lächelte als er ihm nicht auswich. "Na, bist du gekommen um deinen Umhang wieder zu bekommen? Oder bist du für mich zurück gekehrt?"

"Ich hab mir neue Sachen gesucht, wie du siehst", sagte er und strich über seine neuen Klamotten, die er von einem netten Spirit bekommen hatte. "aber deinen Mantel hab ich gut aufgehoben, keine Sorge. Ich hab ihn nur etwas versteckt weil ich ihn nicht zu viel herumzerren wollte…soll ich ihn dir holen?"

Als er wieder neben sich blickte, lag seine Hand nicht mehr auf dem Kopf des kleinen Rehs, sondern auf dem eines Dolls. Er lächelte und nahm seine Hand von den langen Haaren. Diesen glatten Übergang von Tier- zur Dollform musste er noch üben.

Mi-Ren störte sich zwar nicht daran, ohne Kleidung zu sein, aber der White Spirit erhob sich trotzdem um ihm seinen Umhang wieder zurück zu geben.

"Komm", sagte er und half auch dem Wanderer auf. Sie gingen ein paar Meter weiter bis sie unter den Bäumen waren, dort hatte der White Spirit den Umhang ordentlich zusammengelegt auf einem Ast versteckt. Er holte das Kleidungsstück herunter und reichte es seinem Freund. Mi-Ren nahm es entgegen und hüllte sich in den Mantel.

"Was…wirst du jetzt machen?", sagte Mi-Ren seine ersten Worte dieses Treffens.

"Gute Frage! So ganz weiß ich das nicht…aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich gerne eine Weile begleiten.", antwortete der helle Doll.

"Ich muss mich erst wieder an alles gewöhnen und schauen was sich geändert hat…am Land und an den Leuten. Diese letzte Woche hier war schon sehr lehrreich, aber es ist schwierig ganze Jahrzehnte in einer Woche aufzuholen."

Er blickte auf in den Himmel den er zwischen den Blättern sehen konnte.

"Es wird mir nicht möglich sein, wieder exakt derselbe zu sein. Auch wenn es verlockend wäre, genau da weiterzumachen wo es geendet hat…", sprach er mit einer gewissen Melancholie in der Stimme weiter. Dann wandte er sich aber wieder mit einem Lächeln an den Spirit.

"Du musst dir da aber keine Gedanken machen, für dich bin ich immer ich! Nur einen Namen…einen anderen Namen werde ich jetzt benutzen. Du hast deinen ja auch öfter mal geändert, nicht?" Er wartete bis Mi-Ren nickte bevor er weiter redete.

"Für diese zweite Chance will ich mich Yuán Fèn nennen, was meinst du?"

"Yuán Fèn", wiederholte Mi-Ren mit einem flüchtigen Lächeln - aber das war bei ihm schon mehr als genug.

"Danke dass du noch hier bist, Mi-Ren.", sagte Yuán Fèn und zog seinen alten Freund in eine feste Umarmung.

"Wo wolltest du als nächstes hin, Laternenwanderer?"