Quest Story


Authors
KuroMadoushi
Published
1 year, 6 months ago
Stats
1828

(German only) Story die für die "Verfluchte Doll" Quest entstanden ist.

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Ezrael wusste nichts von seinem Fluch, als er aus der Seerose kam. Zwar bekam das Mal, der Handabdruck der sich über seine Gesicht zog als hätte ihm jemand eine Hand über die Augen gelegt, den ein oder anderen komischen Blick ab, aber sonst waren alle freundlich zu ihm. Man brachte ihn bald zu anderen Dolls und er freute sich darüber, sich mit anderen auszutauschen und mehr über Docordis zu lernen. Es gab so viel zu tun und zu erleben! Ezra konnte es kaum erwarten sich alles anzusehen. Er hörte von Reichen, die immer dunkel waren aber leuchtende Pflanzen und Steine hatten, und Reiche mit Schlössern so hoch auf nadelspitzen Steingebilden, dass man sie ohne Flügel nicht erreichen konnte. Es war alles so aufregend! Er konnte abends kaum einschlafen weil er so viel darüber nachdachte und morgens musste ihn immer jemand wecken. Aber eben deshalb fiel sein Fluch keinem auf. Vielleicht hätte er ein normales Leben führen können, ohne je von seinem Fluch zu erfahren, wenn er nur an diesem Ort geblieben wäre. Aber er wollte die Welt erkunden, so sehr, dass er sein erstes Zuhause nach wenigen Tagen verließ. Man hatte ihm die wichtigsten Sachen beigebracht, also würde er schon irgendwie zurecht kommen…dachte er.


Den ersten Tag verbrachte er größtenteils in einer Kutsche, mit der er tiefer nach Docordis reiste. Er war nicht alleine, ein flickenbesähter Stoffdoll in dunkler Kleidung teilte sich die Fahrgelegenheit mit ihm. Leider antwortete dieser kaum auf eine Frage und schließlich hab Ezrael es auf, zu versuchen ein Gespräch zu starten. Das viele Gepäck dass der andere mit sich gebracht hatte interessierte ihn zwar brennend, aber schließlich lehnte sich zurück und fantasierte mit geschlossenen Augen darüber, was wohl darin verborgen war. Irgendwann schlief er zum sanften Schaukeln der Kutsche ein. Er wachte erst wieder auf, als seine stumme Gesellschaft ausstieg und ihn im Vorbeigehen berührte. Im engen Innenraum der Kutsche war es aber auch kaum möglich, ohne Körperkontakt ein oder auszusteigen…besonders bei dem vielen Gepäck. Er machte sich sofort so schmal wie möglich, um den Mit-Passagier an sich vorbei zu lassen, der zügig ausstieg. Hatte er es eilig irgendwo hin zu kommen? Ezra war immer noch neugierig und schaute neugierig aus dem Fenster während die Kutsche weiterfuhr. Der Stoffdoll schulterte seine Taschen und das letzte was er von ihm sah war, wie er zwischen den Bäumen eines dunkel aussehenden Waldes verschwand…was für ein seltsamer Doll! Wahrscheinlich würde er ihn nie wieder sehen, aber er konnte nicht umhin sich den Rest der Fahrt zu fragen, was es wohl mit ihm auf sich hatte. Das Antlitz mit den vielen Nähten hatte ihn irgendwie sehr fasziniert, auch wenn er froh war um sein noch relativ unbeschädigtes Gesicht. Nur die verschiedenen Materialien gaben ihm einen leicht geflickten Eindruck…aber das hatte schon die ein oder andere Doll als 'hübsch' bezeichnet! Ob das wahr gewesen war? Er versuchte im Fenster der Kutsche sein Spiegelbild zu erkennen, aber er konnte sich selbst nicht einschätzen. Er würde sich aber freuen, wenn es stimmte…


Langsam wurde es dunkel draußen und er konnte immer weniger von der Landschaft erkennen. Da er jetzt die Kutsche für sich hatte, konnte er sich auch ohne Scheu auf der gepolsterten Bank ausbreiten und sich hinlegen - sein eigenes Gepäck war wenig und hatte alles in eine Umhängetasche gepasst, die er jetzt als Kopfkissen verwendete. Er war sich sicher, dass ihn die Kutschenfahrt bald wieder aufwecken würde, während er die Augen schloss. Er träumte von geflickten Stoffdolls und Taschen mit seltsamen Inhalt, Spatzen und grüne Augen. Und dann war alles schwarz.


Er schreckte erst wieder auf, als ihn der Kutscher an der Schulter schüttelte. Verwirrt blinzelte Ezra den Doll an, aus der geöffneten Tür sah er die Sonne hoch am Himmel…hatte er wirklich so lange geschlafen? Der Kutscher musste ihn dreimal ansprechen bis er ihm richtig sich sogleich entschuldigte. Während er geschlafen hatte, waren sie am Zielort - einer kleinen Stadt mitten in Docordis - angekommen. Als er ausstieg war Ezra immer noch verwirrt. Hätte die Reise nicht 3 Tage dauern sollen? Er hatte nur eine einzige Nacht mitbekommen…


Aber das stetige Treiben der Stadt brachte ihn schnell auf andere Gedanken und er vergaß völlig, seine Verwirrung kund zu geben. Fast hätte er sich nicht einmal bei dem Kutscher verabschiedet! Die ersten Stände waren schon so verlockend, bedeckt mit kunterbuntem Krimskrams, Schmuck und Stoffen. Er winkte noch ein letztes Mal dem Kutscher, streichelte dessen Begleitertier dass vor der Kutsche gespannt war, und dann mischte er sich schon hochmotiviert durch die Leute. Alles war so neu und bunt und ihm unbekannt…am liebsten würde er sich zerteilen um sich alles gleichzeitig ansehen zu können. Aber da er das nicht konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich jeden Stand und jedes Geschäft einzeln anzusehen - aber das störte ihn eigentlich auch nicht. Gegen Abend setzte er sich in ein kleines Café. Es war gemütlich, und der Servierer hatte beeindruckend viele, lockige Haare…noch ein Stoffdoll, stellte Ezra fest als dieser näher kam und ihm wortlos eine Menükarte auf den Tisch legte. Waren alle Stoffdolls hier so wortkarg oder hatte er nur zufällig zwei so grummelige Dolls dieses Materials getroffen.Er traute sich fast nicht die Hand zu heben als er sich einen heißen Kakao ausgesucht hatte und bestellen wollte, aber anscheinend war das Stoffschaf gut genug im Servieren um sein Zögern richtig einzuschätzen…bis auf die Frage was er wollte und danach ein kurzes Nicken sagte er aber auch nichts. Es dauerte dann aber gar nicht lange bis er eine dampfende Tasse mit köstlich riechendem Kakao vor sich hatte, den Ezra genüßlich in kleinen Schlucken trank. Es war so lecker, dass er sich vornahm bei Gelegenheit das ganze Menü durchzuprobieren um herauszufinden was ihm noch so schmeckte…aber heißer Kakao war schonmal ganz weit oben. Als die Tasse leer war, überlegte er sich schon ob er nicht noch eine Tasse bestellen sollte, aber da kam schon das grummelige Schäfchen und teile ihm - kaum noch wirklich höflich - mit, dass das Café in wenigen Minuten schließen würde. Etwas enttäuscht darüber zahlte Ezra seinen Kakao und verließ das Geschäft wieder. Die Zeit war schnell vergangen und draußen wurde es schon wieder dunkel - er konnte gerade noch etwas Rot vom Sonnenuntergang erkennen.


Es war schon ein bisschen spät um sich noch irgendwo ein Zimmer für die Nacht zu suchen, und es war noch angenehm warm von der Temperatur her, also dachte sich Ezra nicht viel dabei sich, nach einem kleinen Spaziergang um die Beleuchtung zu bewundern, auf eine Bank zu setzen und hier seine Augen auszuruhen. Er war müder als erwartet - kein Wunder nach dem ganzen Hin- und Her-Gerenne von vorhin. Er hatte sich kaum zurück gelehnt und die Augen geschlossen, als er schon in die Dunkelheit des Schlafes sank. Selbst im Schlaf rannte er noch durch bunte Stände und war umgeben mit köstlichem Kakao…Träume waren echt etwas schönes!


Ezra erwachte wieder, als ihn jemand an der Schulter berührte. Erst nahm er den Himmel war, der gerade erst hell zu werden schien - es war also früher Morgen. Als er dann die Doll betrachtete, die ihn eben aufgeweckt hatte, lief er erst einmal rot an und bekam keinen vernünftigen Satz zusammen. Der sehr knapp bekleidete Doll lachte daraufhin geschmeichelt und strich sich eine Strähne hinter die Ohren. Er erklärte, dass er nur wissen wollte ob alles okay war, seit er ihn auf der Parkbank hatte schlafen sehen.  Nachdem er sich gefasst hatte, konnte Ezrael erklären wieso er sich diesen Platz zum Schlafen ausgesucht hatte und der Metalldoll setzte sich neben ihm. Anscheinend hatte er eben erst Arbeitsschluss gehabt und war auf dem Weg zu seiner Unterkunft, was Ezra sehr faszinierte. Es hatte ihm noch keiner gesagt dass es Berufe gab, die man so spät ausführte…und noch dazu in so knappen Klamotten. Der Metalldoll erklärte es ihm freundlicherweise und lud ihn am nächsten Tag zu einer Aufführung ein, dann verabschiedete er sich mit einem freundlichen Schulterklopfen. Die Sonne war jetzt aufgegangen und Ezra überlegte, wie er den Tag verbringen sollte…vielleicht wollte er ja wirklich zu der Aufführung gehen.

Aber da er den vorherigen Tag in der Stadt verbracht hatte, wollte er nun doch wieder ein bisschen Natur sehen. Also kaufte er sich eine üppige Brotzeit für später und fragte nach, in welche Richtung man einen schönen Ausflug ins Grüne machen konnte.

Schon bald hatte er sogar mehrere Vorschläge…und so verließ er die Stadt. Nach ein paar Stunden Fußweg auf der Straße bog er schließlich in ein lichtes Wäldchen ab, das geradezu zu einer kleinen Erkundung einlud.

Die Sonne schien hell durch die Blätter und das grüne Gras federte jeden Schritt ab, und Ezrael war begeistert wie schön Docordis doch war. Hier draußen gefiel es ihm sogar noch besser als in der Stadt.

Nachdem er noch ein Weilchen gegangen war, erreichte er eine kleine Lichtung - perfekt um seine Brotzeit zu essen und eine kleine Pause zu machen! Er setzte sich unter einem Baum und ließ es sich schmecken - sogar eine Thermoskanne mit heißem Kakao hatte er sich gegönnt. Die Sonne schien noch immer hell, und je länger er sitzen blieb desto verlockender wurde ein kleines Nickerchen…er würde doch sicher wieder früh genug aufwachen um zurück in die Stadt zu gehen?

Allzu lange überlegte er dann aber nicht…das weiche Gras war viel zu einladend um sich kurz darauf auszuruhen. Selbst als er die Augen schloss, machte er sich keinerlei Sorgen darüber, wann er wieder aufwachen würde.


Alles war schwarz. Ezra fühlte sich, als wäre schon eine lange, lange Zeit vergangen…aber selbst als er es mit allen Kräften versuchte, konnte er sich nicht bewegen, nicht einmal die Augen öffnen um sich umzusehen. Dann war wieder alles schwarz, bis er eine kalte Decke über sich spürte…die dann irgendwann wieder weg und von Wärme ersetzt war. Er hatte kein Zeitgefühl, und doch kam ihm alles so ewig lange vor. Kalt. Schwarz. Warm. Schwarz. Wann hatte er das letzte Mal die Augen offen? Würde er sie je wieder offen haben? Selbst in seinen Träume verschwanden die bunten, schönen Erinnerungen…und alles war nur noch schwarz und er konnte sich nicht bewegen und er wollte nichts sehnlicher als wieder WACH zu sein.