Leutnant Tsundere


Authors
Tanija
Published
1 year, 2 months ago
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"Uh ... J-Johan? Lass mich bitte runter."

Der Angesprochene drehte seinen Kopf leicht nach links und warf einen Blick auf seinen Leutnant, Henrik, der im Gamstragegriff über Johans Schulter gelegt war. Einen Arm hatte er zwischen dessen Beine nach vorne verschränkt, damit dieser in seinem bewusstlosen Zustand nicht runterrutschen und im knöchelhohen Schnee landen konnte, durch den er diesen schleppte. An Johans linker Schulter unter dem Kopf seines Kollegens hing das Scharfsschützengewehr Henriks. Der Blonde konnte sich einen Hauch Erleichterung nicht verkneifen, als ihn ein grünes Auge zurück ansah, wenn auch mit unterdrücktem Schmerz, wie er es trotz der Maske richtig meinte deuten zu können.

"Da bist du ja wieder. Die anderen haben sich Sorgen gemacht."

Der Mann auf seiner Schulter ächzte kurz auf, als Johan ihn etwas zurechtrückte. Dann fragte er: "Und du nicht? Was ist überhaupt passiert?"

"So ein Ding mit Flügeln hat dich erwischt. Roch nach Leichen und Kompost. Die anderen waren mit den Viechern beschäftigt, also bin ich hinterher."

"Also hast du dir Sorgen gemacht."

Johan blieb mit einem Ruck stehen, der den anderen wieder ächzen ließ und ließ diesen dann langsam von seiner Schulter seitlich runter. Da er die Wunde an Henriks Seite gesehen und nur notdürftig verbunden hatte, hatte er neben einem Baum angehalten und lehnte den anderen Mann nun gegen diesen. Zusätzlich hielt er Henrik an seinem Koppelzeug am Halsansatz nach oben, damit er nicht zur Seite umkippte. Seinen Leutnant so eingeklemmt zwischen sich und dem rauen Baumstamm, erlaubte sich Johan eine kurze Pause. Er atmete tief und es war deutlich, dass er nicht weiter kommen würde, wenn er Henriks zusätzliches Gewicht weiter tragen musste. 

Er verharrte einen kleinen Moment so, dann fiel sein Blick auf Henriks Seite. Der Blonde griff mit der freien Hand an sein eigenes Ohr und schaltete das Komm ab, dann griff er hinter das Ohr Henriks, lockerte dessen Maske und machte dasselbe bei dem Komm des Scharfschützens. 

"Halt einfach die Fresse, Henrik. ... Und drück auf die Kompresse an deiner Seite bis Pierre herkommt", raunte der blonde Soldat und lehnte seinen Kopf scheinbar erschöpft an die unebene Maske des anderen.

Henrik tat wie ihm geheißen mit einer Hand, stöhnte ob des Schmerzes, der von der Wunde ausstrahlte und wand sich kurz, wurde aber von Johans Griff von Schlimmerem abgehalten. Der Scharfschütze ließ die linke Hand auf der Kompresse liegen, aber Johan spürte bald, wie der andere seine rechte Hand in den Nacken des Blonden legte, knapp oberhalb des gepanzerten Kragens. Der Handschuh Henriks fühlte sich gut an an seinem überhitzten Nacken und ein Brummen kroch über seine Lippen, während Henrik unter der Maske murmelte: "Hey, danke."

"Das habe ich nicht als Gefallen für dich gemacht."

"Manchmal ist dein Tsundere-Gehabe echt niedlich", gluckste der andere ob der wie immer gereizten Art Johans, schien es aber direkt zu bereuen, als Schmerz seine Seite hochzuschießen schien.

"Ich hasse dich."

Henrik schüttelte sanft den Kopf, schob den größeren Mann mit der freien Hand, die eben noch in seinem Nacken geruht hatte, ein Stück von sich und entfernte seine Maske, dann zog er diesen wieder zu sich und beendete, was dieser scheinbar vorher vorgehabt hatte.

"Point and case", murmelte er zwischen zwei langen, langsamen Küssen.