Ein nie verlöschender Stern


Authors
Shahar
Published
1 year, 3 months ago
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Alma hatte lange zwischen den Schatten gelebt, so unendlich lange, dass sie vergessen hatte, dass es Lichter gab, die selbst ihr Herz zu wärmen vermochten. Sie hatte Nacht für Nacht zu den Sternen aufgesehen, hatte in deren kaltem Schein gebadet und die fernen Himmelskörper doch nur verflucht.

Weil sie verlöschen würden, bevor Almas Seele es tat.

Die Seelenwanderin hatte Sterne vom Himmel fallen sehen. Hatte verstanden, dass selbst die Beständigkeit von Sonnen und Monden nur endlich war. Hatte begriffen, dass sie den Tag miterleben würde, an dem die letzten Strahlen der Sonne die Finsternis durchbohrten.

(Ob dies der Tag war, auf den sie warten musste? An dem sie ein Teil der Dunkelheit werden durfte?)

Selbst unter dem unbegrenzten Himmelszelt hatte Alma sich einsam gefühlt. Ein Teil ihrer Seele war erfüllt von Sehnsucht gewesen. Sehnsucht nach jemandem, der ihr glich. Jemand, der mit ihr auf das Ende der Unendlichkeit wartete.

Almas Blick ruhte einmal mehr auf Re.

Re, die in den Gefilden der Zeit verloren gehen würde, bevor die Sonne zum letzten Mal den Horizont küsste. Die nicht an Almas Seite stehen konnte, wenn Ozeane austrockneten oder Berge zu nichts als Staub zerfielen. Wenn die letzten Sterne in einem verzweifelten Aufschrei vom Himmel regneten.

Aber das musste sie nicht.

Die Prophetin musste keine ewige Wanderin sein, um Alma die Stärke zu verleihen, bis zum Ende durchhalten zu können. Selbst wenn Re’s Leben nur ein Wimpernschlag in Almas Existenz war, dann war es zumindest der kostbarste, den sie je erleben würde. Ein einzelner Herzschlag, der bedeutsamer war, als alle, die in Vergangenheit und Zukunft lagen.

Ein Stern, der nicht erlosch. Selbst wenn er vor Jahrtausenden vom Himmel gefallen war. Alma würde sein Licht immer in der Dunkelheit ausmachen können.