Glück unter den Sternen


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Myerskatze
Published
7 months, 24 days ago
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Shun geht mit seinem partner Kamiel auf das Sternenfest und genießt die besonderen Feierlichkeiten.

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Es war schon spät in der Nacht und in der Luft lag ein angenehmer Wind, der den Geruch der Wüstenhitze noch in sich trug. Verheißungsvoll, fast schon lockend umschmeichelten die sanften Böen den Krieger Shun, der auch zu dieser ungewöhnlichen Uhrzeit noch an seinem Training hing. Voller Konzentration zog er einen der selbst gemachten Pfeile aus dem Köcher, den er auf den Rücken geschnürt hatte. Kurz strich sein Daumen nahezu sehnsüchtig über die weichen Federn, die er kunstvoll am Ende des Holzschaftes angebracht hatte, bis hin zu der scharfen Metallspitze, die er bei den Schmieden in Auftrag gegeben und seitdem regelmäßig gewartet und geschärft hatte. Sein Griff war behutsam und geschickt als er das ihm so heilige Geschoss anlegte.

Mit gekonnter, geschmeidiger Bewegung legte Shun den Langbogen an, dessen schön gearbeitetes Holz fest und vertraut in seiner Hand lag. Seine Finger spannten die Sehne in einem fließenden Zug, seine orange glimmenden Augen fixierten ihr Ziel binnen Sekunden und mit einem leisen Zischen schnallte der Pfeil nach vorne. Wenige Augenblicke später durchhallte das Geräusch des Treffers in der Zielscheibe durch die Stille, die den Bogenschützen schon seit einigen Stunden umgab. Die meisten anderen Dorfbewohner mussten mittlerweile auf den Ebenen der Wüste sein, um dem nächtlichen Sternschauer zu folgen und so war das Dorf selbst für diese späte Stunde ungewöhnlich verlassen. Shun aber wusste die Ruhe sehr zu schätzen, die ihm das tägliche Training seiner Schussfertigkeiten noch leichter machte.


Gerade als Shun den nächsten Pfeil angelegt hatte und sein Ziel anvisierte hörte er leise Schritte auf dem sandigen Boden, die sich von hinten näherten. Trotzdem ließ er sich nicht aus der Fassung bringen und setzte auch diesen Schuss makellos nahe der Mitte der Treffscheibe, auf die er geschossen hatte. Erst als er hörte wie die Metallspitze krachend in das weiche, bunt bemalte Holz traf ließ er den Bogen sinken und wandte sich seinem Besucher zu. "Du bist wirklich gut. Ich glaube, das sich dich noch nie trainieren sehen hab.", kommentierte der Störenfried, der grüßend die Hand hob und ihn anschmunzelte. Himmelblaue Augen betrachteten ihn neugierig und sogleich fühlte sich Shun etwas verlegener.

"Kamiel.", murmelte der Schwarzhaarige und brachte ein zurückhaltendes Lächeln zustande. "Danke.", besann er sich auf seine guten Manieren und ergriff die Finger des anderen, um sie zum Gruße an seine Lippen zu führen. "Ich lasse selten jemanden bei meinem Training zusehen, damit ich nicht abgelenkt werde.. und du wärst die größte Ablenkung von allen. Wenn du bei mir bist denke ich an ganz andere Dinge." Seine dunkle Stimme flüsterte die charmanten Flirtereien gegen die Finger an seinem Mund während er Kamiel einen intensiven, gar hungrigen Blick zukommen ließ. Er grinste seinen Partner an, der aus der Fassung gebracht wirkte und im sachten Schein der Lampen ein wenig rot anzulaufen schien.

"Du kannst froh sein, dass wir alleine sind. Fuck.", fluchte der Pinkhaarige, seine Hand verlegen zurückziehend. Shun konterte die Nervosität des Heilers nur mit einem leisen Lachen, denn er wusste sehr gut wie ungehalten der Kleinere hinter verschlossenen Türen sein konnte. Wie sehr er es genoß auch mal die Führung zu übernehmen und wie verlangend er wirklich war. "Keine Sorge." Er zog den Jüngeren an sich und schlang den Arm um seine schlanke Mitte. Er küsste ihn liebevoll auf die Schulterbeuge, wanderte den Hals hinauf bis seine Lippen nahe dem Ohr zum Stillstand kamen. Seine Haut verströmte den Duft der heißen Quelle, die der jüngere Mann so gerne besuchte. Ihm entging nicht wie Kamiel sich unter den Liebkosungen entspannte und seine Finger in den schwarzen Überwurf krallten, der seinen Oberkörper wärmte. "Diese Seite von dir würde ich niemals mit jemand anderm teilen wollen."


Von ihm ablassend griff Shun erneut nach der Hand des Kräuterkundigen, der sie ihm diesmal nicht entzog und ihre Finger stattdessen miteinander verwob. "Was führt dich in tiefster Nacht zu mir, my love?" Er ließ seine freie Hand sanft durch das pinkfarbene Haar seines Gegeenübers gleiten, das an manch eine Blume im Kräutergarten der Heiler erinnerte. "Solltest du nicht wie alle die Feierlichkeiten draußen vor dem Dorf genießen?" Der Heiler lächelte ihn an wie nur Shun es oft zu sehen bekam - strahlend, freundlich und gelassen. Ganz anders als der erste Eindruck des jungen Trankbrauers auf die meisten wirkte, der als stur und verbissen galt. "Wie wäre es, wenn wir das Sternenfest zusammen besuchen?", schlug Kamiel vor, dessen Augen den größeren fragend anschauten und auf Antwort warteten.

"Wir beide?" Shun bekam einen überraschten, fast schon verlegenen Ausdruck auf seinem sonst oft so ernsten Gesicht. Für ihn waren Beziehungen noch etwas Neues und obwohl er es in vertrauter Zweisamkeit schon immer öfter schaffte selbstbewusst und flirtend zu sein war es doch noch ungewohnt, dass jemand anderes am liebsten Zeit mit ihm verbringen wollte. IHM. Dem langweiligen, routinierten Krieger mit dem immer selben Tagesablauf. Als er sich gefangen hatte tauchte ein sanftes Schmunzeln auf seinen Lippen auf und er lehnte sich vor, um Kamiel einen Kuss auf die Wange zu zaubern. "Sicher, mein Schatz.", gab er zärtlich zurück und ließ sich von dem anderen mitziehen als dieser sich in Bewegung gen Festplatz setzte.

Auf dem Ödland vor dem Dorf hatten sich viele Gruppen an Freunden und viele Liebespaare eingefunden, die die Landschaft hier und da besetzten und deren Leuchtmale die Dunkelheit auch am Boden funkeln ließen. Kamiel schien genau zu wissen wohin er wollte, denn er führte Shun sehr zielsicher auf eine kleine Felsformation zu, auf der sich noch keiner eingefunden hatte und die sie für sich hatten. Oben auf den Steinen ließen sie sich nieder, eng aneinander geschmiegt während die Beine über die Kante baumelten. Gegen den auffrischenden Wind legte Shun seinem Partner seinen warmen Überwurf um, in welchen dieser sich einkuschelte. Den Kopf von Kamiel auf seiner Schulter und den Arm um seine Hüfte gelegt sah er zu den glitzernden Sternen auf, die über den samtschwarzen Himmel flogen und die Nacht erhellten. Er war sich sicher, dass er nirgendwo glücklicher sein konnte als hier.