Vergangenheit


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KleinerKolibri
Published
3 years, 9 months ago
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Schon als kleines Mädchen mochte Cecilia den Wald. Sie ging dort oft spielen, auch wenn ihre Eltern ihr stets beipflichteten, sich von dem Wald besser fern zu halten, da er viele Gefahren enthielt. Dennoch war sie oft dort, genoss das Vogelgezwitscher und auch das Rauschen der Blätter, wenn sie sich im Wind wogen. Eines Tages traf Cecilie beim Spielen auf einen kleinen Fuchs, der sich im Laub versteckte. Er zitterte aus Angst und fror auch ein wenig. Aus den Kinderbüchern wusste Cecilia, dass Füchse Rudeltiere waren und wunderte sich gerade darum, dass der kleine Fuchs ganz alleine war. Schließlich war er noch ein Jungtier.

Schnell lief das kleine Mädchen nach Hause, nahm eine Decke und auf eine Packung Wurst aus dem Kühlschrank mit, um es dem kleinen Fuchs gemütlich zu machen und ihm auch etwas zu fressen zu geben. Dankbar aber zögernd nahm der Fuchs die Wurst an und auch die kuschelige Höhle kam ihm ebenfalls sehr gelegen. Jeden Tag kam Cecilia um nach dem Fuchs zu sehen. Monatelang freundete sie sich mit dem kleinen Wesen aus dem Wald an, er wurde ihr treuester Freund. Sie tobten gemeinsam, spielten und kuschelten gemeinsam. Aber Cecilia wusste nichts von dem griesgrämigen alten Mann, der sie jedes Mal beobachtete, wenn sie im Wald spielte.

Er hatte dort sein Haus und wohnte dort und war der ansässige Jäger. Cecilia vertrieb oft unbeabsichtigt die Tiere, wenn sie im Wald umher lief, tobte, lachte und rief. Das verärgerte den Jäger sehr, so dass er eines Tages auf Cecilia zuging. An dem Tag war der kleine Fuchs nicht an seiner Höhle anzutreffen. Cecilia suchte ihn, rief nach ihm. Als sie hinter sich ein Knacken vernahm, entdeckte sie den Jäger. Eigentlich wollte er ihr keine Angst machen, doch mit dem Gewehr in der Hand dachte Cecilia, er wolle sie erschießen. Sie lief panisch aus dem Wald und obwohl der Jäger ihr zurief, dass ihr nichts tun wolle, hatte sie höllische Angst. Ohne darauf zu achten, ob auf der angrenzenden Straße Autos fuhren, lief sie über den Asphalt. Die Reifen des anrasenden Autos quietschten und nach einem Knall kam das Auto zum stehen. Cecilia hielt sich schreiend die Arme vor den Kopf und bemerkte erst nach einer knappen Minute, dass ihr nichts passiert war. Stattdessen hörte sie vor ihren Füßen ein leises winseln. Vorsichtig öffnete Cecilia die Augen und sah den Fuchs am Boden, unter ihm viel Blut. Ihre Augen wurden leer, ihr Herz raste panisch und sie begann zu zittern. Nicht wahr haben wollen schüttelte sie den Kopf, während sie sich zu dem Fuchs nieder kniete und seinen Kopf auf ihren Schoß legte. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen, während sie versuchte, beruhigend auf den Fuchs einzureden, um ihm die Angst zu nehmen.

Der Fuchs wurde ruhiger und schloss die Augen, bis er schließlich aufhörte zu atmen. In den Moment begann Cecilia bitterlich zu weinen und zu schluchzen. Ihr einziger und bester Freund hatte sie beschützen wollen, weil sie nicht aufgepasst hatte. Und nun war er nicht mehr an ihrer Seite. Das ganze war nun mehr als 20 Jahre her, als Cecilia auf der Bühne stand und zu der Musik ihre Hüften bewegte, während sie Stück für Stück ihre Kleidung von ihrem Körper nahm und mehr nackte Haut präsentierte. Heute kannte man sie unter Baylie, denn in ihren jetzigen Kreisen verwendete man seinen echten Namen nicht. Die Cecilia von damals gab es seit dem Unfall nicht mehr, sie war erwachsen geworden und hatte sich sehr verändert. Sie geizte nicht mit ihren Reizen und verdiente sich so ihren Unterhalt.

War sie mal nicht auf der Arbeit, setzte sie sich für den Schutz wilder Tiere ein, besonders Füchsen. Ihr bester Fuchsfreund hatte sein Leben für sie geopfert und so wollte sie sich dafür revangieren, auch wenn sie immer glaubte, dass man sich für so etwas nicht revangieren kann. Es geschah an einem Tag, in dem sie sich wie immer im Wald nach den Füchsen umsah. Es spielte sich vor ihrem inneren Augen ab, wie damals. Der Jäger mit dem Gewehr in der Hand, das kleine Mädchen was davon lief… Nur dass es diesmal kein kleines Mädchen sondern ein junger Fuchs, der ungehindert Richtung Straße rannte. Ohne lange nachzudenken rannte Baylie hinterher. In ihrem Kopf spielte sich alles wie ein Film am, jede Sekunde die verging brannte sich vor ihr ein. Mit jedem Schritt hatte sie das Gefühl, zu verstehen, warum der Fuchs sie damals rettete. Sie fühlte sich, als sei sie er, als sie den ersten Fuß auf die Straße setzte und vor das Auto sprang, was schon gehupt hatte, als es den Fuchs sah. Der kleine Fuchs saß verängstigt dort, zitternd, den Schweif schützend um sich gelegt, als ein lauter Knall und quietschende Reifen ihn hochschrecken ließen. Er sah die junge Frau vor sich liegen, die schwer atmete. Unter ihr eine Pfütze aus Blut. Der kleine Fuchs tapste zu ihr, sah sie an und winselte. Sie aufwecken wollend leckte er Baylie über die Wange, die darauf hin kurz zuckte. Sie öffnete ein Auge, über das andere lief Blut aus einer Platzwunde am Kopf. Schwach sah sie den kleinen Fuchs an und bat ihn zu laufen und zu leben. Sie lächelte sanft. Ihre Schuld war beglichen…