Dorien


Authors
Tanija
Published
5 years, 4 months ago
Updated
5 years, 4 months ago
Stats
2 1837

Chapter 1
Published 5 years, 4 months ago
828

Mild Sexual Content Mild Violence

Sorry, I can only write in German :')

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1


Endlich geschafft. Dort lag sie vor mir, die beeindruckenden, kalksteinweißen Mauern reckten sich in den Himmel, bunte Fahnen umwehten die Zinnen und eindrucksvolle Wehranlagen schützten die großen Südtore der Stadt Kendor. Bei den umliegenden Dörfern wurde sie auch die „Alchimistenstadt“ genannt, da hier durch den großen Hafen und den reichen Händlerfluss alles, was das Alchimistenherz begehrte, verkauft wurde. Und auch nur hier erhielten die Quacksalber die Bildung, die sie brauchten, um den Bauern das Geld für ihre Arzneien aus den Taschen zu ziehen.

Zumindest waren das ihre Aussagen gewesen, als ich in einem der Gehöfte ringsum genächtigt hatte.

Mein Name ist Dorien Esthar, meines Zeichens Tagelöhner und nie länger als zwei Tage an einem Ort. Ich wanderte schon seit Jahren durch die Länder ringsum, ohne Rast und ohne Heim.

Und nun war ich endlich hier angekommen. Es war nicht zu übersehen, wie sehr ich mich nach dem Marsch durch die Kälte nun auf eine warme Mahlzeit, ein gemütliches Bett ohne Strohmatratze und vor allem auf das bunte Stadtleben freute. Auch wenn mich Gesellschaft scheute. Aus diversen Gründen.

Mein Atem hinterließ kleine, weiße Wölkchen in der vom einbrechenden Winter kalten Luft und ich war froh über die Fell- und Stoffreste, die ich am Leibe trug. Ich zog meinen provisorischen Schal wieder über meinen von Bartstoppeln umrahmten Mund und die Nase und setzte meinen Weg zu der Stadt fort, während ich mich an dem Ausblick erfreute.

Das Meer auf der einen Seite, die ländliche Provinz, wenn auch in winterliches Grau getaucht, auf der anderen. Schiffe fuhren im Hafen ein- und aus, Gäule und riesige, gehörnte Tiere zogen Karren an mir vorbei und wurden von ungeduldigen Händlern und Gehilfen angetrieben, andere Schaulustige – wie ich selbst – blieben kurz stehen und bestaunten die Stadt.

Ich gab mir einen Ruck und ging den kleinen Hügelkamm wieder hinab, um mir weiter einen Weg zwischen den Händlern hindurch zu suchen. Ich sollte nicht trödeln, wenn ich noch rechtzeitig vor dem Abend in der Stadt ankommen und mir ein Zimmer suchen wollte.

Während ich mich zwischen den Wägen hindurchschlängelte, deren Räder zum Teil größer waren als ich selbst, und die Flüche der Lenker ignorierte, die mir drohten, sobald sie mich auch nur in der Nähe ihrer wertvollen Ware glaubten, dachte ich über den Grund meiner Reise nach. Es war ja schließlich nicht eben ein Katzensprung hierher. Und für mich war die Reise noch beschwerlicher und manchmal auch gefährlicher als für all die anderen Menschen dieses Landes.

Begonnen hat alles damit, dass ich von einem Gegenmittel für meinen Fluch hörte. Ein sehr geschwätziger Mann hatte mit mir in einem Gasthaus gezecht und sich selbst mit immer mehr fad schmeckendem, billigen Wein abgefüllt.

Dabei kamen wir durch Zufall auf die Wesenheiten zu sprechen, die hinter dem Bergmassiv des T’Zhun-Gebirges leben sollen und es bisher Dank dieser natürliche Mauer nicht hierher geschafft haben. Das Wetter dort war so unwirtlich, grausam und kalt, dass sogar diese Monstren, von denen man sich nur im Stillen unterhielt oder mit denen man seinen Kindern drohte, wenn sie unartig waren, es nicht hinüber schafften.

„Aber...“, fing der Vollbärtige Mann mit rauer Stimme und hoch erhobenem Finger wieder an zu erzählen. „...ich kenn’ wen, der hat’s mit den Viechern bereits aufgenommen! Ja, ja, da schauste, wa’?“ Er beugte sich näher zu mir und musterte mich mit seinen kleinen, vom Alkohol trübe gewordenen Augen. Ich wusste, was er sah: Einen deutlich schmaleren, fast asketisch wirkenden Man, mit halblangen, dunkelbraunen Haaren, einem dichten Bartansatz und leuchtend grünen Augen, die so ziemlich das einzige Auffällige an mir waren.

Mein Gegenüber senkte die Stimme zu einem leisen, verschwörerischen Flüstern. „Der kennt’ wirklich alle Tricks und Macken von denen und behauptet sogar, ein Mittel geg’n sie gefunden zu haben – ohne der armen Seele des Wirtskörpers zu schaden! Und weißte was? Ich könnt’ dir sogar sagen, wo der hin is’.“ Er beugte sich noch weiter vor und hielt seine Hand unauffällig, mit der Handfläche nach oben zu mir. Als er erneut den Mund öffnete, wehte mir sein abscheulicher, fischiger Mundgeruch, gemischt mit seiner Alkoholfahne entgegen. "Nun komm' schon!"

Ich wusste, was er erwartete. Nichts, nicht einmal Informationen – von denen man nicht einmal sicher sein konnte, dass sie nicht nur dem phantasierenden Hirn eines Betrunkenen entstammten - waren ohne eine Gegenleistung zu bekommen.

Seufzend, aber dennoch willig, mehr aus dem Mann herauszubekommen, zog ich eine Münze aus dem Ärmel, die noch vor kurzem dem Mann selbst gehört hatte. Es schien nicht so, als erinnerte er sich überhaupt noch an das kleine Würfelspielchen, dass wir eben noch betrieben hatten.

Sie wurde sogleich gierig in Empfang genommen und in neuen Alkohol investiert.

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