Das Ziel

"Wonach suchst du?"
Ich erkenne Irritation in deinem Blick, als wäre dir diese Frage noch nie gestellt worden.
Du sitzt gebeugt da; deine Arme auf einer der vielen, vielen Karten abgestützt. Du senkst den Blick, deine Augen huschen scheu zum Papier zurück, als stände die Antwort darauf niedergeschrieben. Deine Finger gleiten wie von selbst einen Weg entlang, folgen Linien, die in deinem Verstand einen Sinn ergeben. Ein großes Ganzes. Aber sie zittern, als hättest auch du in diesem Moment vergessen, wo du am Ende ankommen möchtest.
"Ich suche nicht, ich finde." Deine Stimme bebt fast so sehr wie deine Hand. Mehr sagst du nicht und Stille hängt schwer zwischen uns - auch wenn du ihr Gewicht nicht wahrzunehmen scheinst.
"Ich verstehe nicht." Vielleicht würde ich das, wäre mein Verstand auch nur ansatzweise so klar und scharf wie der deine.
"Ich finde Orte; Wege und Straßen, Dörfer und Städte. Ich finde, was verloren gegangen ist. Was vergessen wurde."
Deine Augen zucken in meine Richtung, aber du kannst meinem goldenen Blick nicht standhalten.
Ich spüre eine Tiefe in deinen Worten. Spüre, dass du mehr zu sagen hast. Aber genauso spüre ich, dass es jetzt nicht an der Zeit ist, dich zum weitersprechen zu drängen.
Also nicke ich nur kurz und lächle dir leicht zu. Du erwiderst die Geste nicht, bemerkst sie vielleicht nicht einmal, weil deine Aufmerksamkeit längst wieder den vergilbten Papierbögen gilt.