So nah, so fern


Authors
Shahar
Published
8 months, 16 days ago
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219

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Orions Kopf war dem Himmel entgegengeneigt, eine leichte Brise strich durch seine weißen Haare.
Er hatte immer geglaubt, das Licht der Sterne würde ihm eines Tages eines Sinn geben. Ihm den Weg weisen. Doch als er nun zum Nachthimmel aufblickte, lächelten die leuchtenden Himmelskörper ihm nur kühl entgegen. Sie waren so unendlich weit entfernt.
Orion begriff, dass kein Mensch ihnen jemals nahe sein würde. Egal, wie weit man aufstieg. Egal wie sehr man die Finger dem Himmel entgegenreckte.
Anstatt einen Sinn zu finden, starrte er der Sinnlosigkeit entgegen. Der Sinnlosigkeit seines Lebens; allen Lebens.
Seine Gesichtszüge blieben unverändert; emotionslos und unbewegt. Er war zu einem Abbild der Sterne geworden. Er hatte ihnen nachgeeifert und seinen Blick stets gen Himmel gewandt. Aber letztendlich hatte er nichts erreicht. Hatte sie, die Sterne, nicht erreicht.
Seine Seele splitterte wie Glas, eine Träne rann seine Wange hinunter.
Es war die erste Träne, die er seit Langem vergossem hatte. Und es würde auch die letzte sein.
Orion war eine verblassende Sternschnuppe und sein Fall hatte gerade erst begonnen.
Sein weiter, weiter Sturz in die Tiefe würde innerhalb eines Wimpernschlags vorbei sein und doch zugleich eine Ewigkeit andauern.
Orion schloss die Augen und wartete im kühlen Licht der Sterne auf das Ende.