Rough Slate


Authors
Nymus
Published
4 years, 4 months ago
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Mild Violence

Highschool dropout Devyn Kendrick arrives home after a night of clubbing to find his older brother home for a visit. Words are said an actions are taken that can't be reversed in something that can hardly be described as a clean slate.

| Language: German | Violence

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Rough Slate

Seine Füße schliffen über das Pflaster als er sich der Vordertür näherte, sein Kopf pochte.
Die Musik welche seit Stunden seine Ohren betäubt hatte klang noch immer nach und der Versuch, nach seinen Hausschlüsseln zu fischen drohte mehr und mehr völlig daneben zu gehen. Es war spät, sehr spät, ohne die sporadischen Straßenlaternen wäre nichts der Dunkelheit verschont geblieben, doch Devyn fühlte sich wie zuhause. Das hellbraune, mittellange Haar hing in mit Schweiß benetzten, leicht welligen Strähnen an seinem Kopf herunter, die sonst strahlende Ausstrahlung vergrabend.
Heute war...ein guter Tag gewesen. Der Sound war tatsächlich mal erträglich gewesen, die Leute entspannt, keine Schlägereien - höchstens ein paar kleine - er hatte sogar flüchtig jemanden finden können um sich ein Bisschen die Zeit zu vertreiben, obwohl er nun Probleme hatte sich das Gesicht des Dunkelhaarigen Fremden mit der hübschen Kieferpartie ins Gedächnis zu rufen.

Es dauerte ein paar Minuten, doch schließlich klimperten die Schlüssel in seiner Hand und die Holztür öffnete sich langsam ins Innere des Hauses.
Das Licht war aus, vermutlich lagen alle fein in ihren Betten und träumten von Schneeballschlachten und Grillparties mit der Nachbarschaft. Devyn schnaubte leise vor sich hin und senkte den Blick, beeindruckt von seinen motorischen Fähigkeiten entfernte er makellos die Schuhe von seinen Füßen - nur um wenige Sekunden später mit der Schulter den schmalen Schuhschrank zu seiner Linken zum wackeln zu bringen. Lautlos fluchend hielt er das dunkle Holz an den Ecken bis es Ruhe gab, schloss die Augen, öffnete sie wieder und begab sich besonders ruhig durch den Türrahmen in das große Wohnzimmer. Sein Herz blieb beinahe stehen als ihn dort ein paar Augen entgegen starrte und nach dem ersten Anfall von Schreck atmete er aus, halb erleichtert, halb verärgert, hatte er die Person vor ihm doch erkannt. 

"Hast Du jemand anderes erwartet?", fragte eine dunkle Gestalt, das seichte Licht von draußen reichte dennoch aus um seine Identität zweifellos festzulegen.
Unbeeindruckt stopfte Devyn den Schlüssel zurück in seiner Hosentasche, den Blick bereits wieder abgewandt.
"Erhofft vielleicht", murmelte er. Eigentlich hatte er nicht vor lange zu verweilen, am Liebsten würde er jetzt einfach in sein Zimmer schlurfen, sich aufs Bett hauen und bis in den Nachmittag schlafen...doch etwas flüsterte ihm zu dass ihm dies wohl nicht gestattet sein würde.
Der junge Mann am Anfang seiner Zwanziger zog spöttisch den Mundwinkel in Falten. Den Oberkörper auf den Ellenbogen gestützt lag er auf dem Sofa, bis zur Hüfte von einer dünnen Wolldecke verdeckt.
"Dir auch einen guten Abend. Schön dass Du mich mitten in der Nacht  aufweckst und trotzdem den Nerv hast unhöflich zu sein."
"Vielleicht ist das ein Zeichen für irgendetwas? Zum Beispiel dass ich hoffte Du würdest gerade auf dem Campus rumgammeln, 60 Kilometer von hier", flötete Devyn scheinheilig vor sich hin, die Augen noch immer in Richtung Boden während er sich müden Schrittes auf die Treppe zubewegte. 

Anhand der Geräusche merkte er, wie sein Halbbruder die Beine auf den Boden stellte, hörbar unruhig.
"Immer noch das gleiche freche Mundwerk. Wie läuft's denn bei Dir? Schule war ja nicht so dein Ding - oder arbeiten. Oder überhaupt irgendwie nützlich sein", lächelte er zurück, das spärliche Licht zeichnete sich fein in seinen kurzen, glatten Haaren ab, die kräftigen Gesichtszüge versteckten jegliche Verwandtschaft zwischen den beiden.
"Bist Du inzwischen wieder den ganzen Tag am Computer oder kannst Du betrunken nicht mehr gut genug dafür sehen?"
"Halt die Schnauze Luther, Du weißt dass ich keinen mehr habe", kam es von den Jüngeren zurückgeknurrt, doch war er jetzt stehengeblieben.
"Wow, stimmt, das muss echt hart für Dich sein", seufzte Luther, "wie kann ich es Dir nur angenehmer machen?"
"Meine Fresse, lass mich doch einfach pennen gehen man", brummte Devyn genervt und wandte sich wieder zum Gehen, doch hinter ihm richtete sich der Körper auf und er stöhnte gedämpft auf. Schließlich war es immer noch spät in der Nacht.

"Was?"
Statt zu antworten machte Luther einen Seitenschritt um den Lichtschalter zu betätigen, geblendet hob Devyn den Arm vor seine Augen und knurrte.
"Hey! Spinnst Du, was wenn Mo-"
"Sie sind nicht hier, Devyn!", unterbrach ihn Luther unsanft, seine Stimme wurde gifiger mit jedem Wort das seinen Mund verließ.
"Sie sind bis morgen Abend in einem hotel für Papas Präsentation - was Du wüsstest, wenn Du nicht so verdammt egoistisch wärst!"
Geladen wandte er sich um, die Haare klebten noch immer feuchte an seinem Kopf.
"Was soll das heißen, egoistisch!?", böckte er.
Er, egoistisch?! Wer war es denn der sich einfach aus dem Staub gemacht hatte, was wollte er schon darüber wissen wie er sich verhielt?! Doch offensichtlich war Devyn der einzige mit dieser Meinung.
"Was soll da-...", brach Luther seine Wiederholung ab, sein fassungsloser Blick klebte an den Augen seines Halbbruders und er schnaubte.
"Weißt Du wie hart all das hier ist für sie, für Mom? Du, ständig in der Scheiße? Entweder in der Suchtklinik oder irgendeiner Schlägerei?! Ich hab gehört in letzter Zeit ist es eher der Alkohol, huh, und die Parties? Willst Du eigentlich mit 25 draufgehen?"
"Fick dich!", blaffte Devyn zurück, die Hände steif an die Seite gepresst.
"Als wär's Dir nicht scheißegal wie's mir geht!"
"Mir...mir ist nic-", stammelte Luther atemlos, doch Devyn fiel ihm ins Wort.
"In den letzten vier Monaten seit den Semesterferien haben wir nichtmal miteinander gesprochen, erzähl' Doch keinen Müll! Du, Mom...ihr fändet es doch alle super wenn ich unterwegs mal richtig auf die Fresse bekommen würde, dann wärst Du immerhin fein raus, huh?! So ist es doch!"

Sichtbar verärgert und frustriert schüttelte Luther den Kopf, seine zu Fäusten geballten Hände lösten sich bloß wenn er mit mehr als energischen Gesten in Devyns Richtung fluchte.
"Verdammt Scheiße, jetz reiß Dich mal zusammen!", verlangte er mit zitternder Stimme.
"Nach allem was sie für Dich getan haben stellst Du immer noch-"
"Nach allem was sie für mich getan haben?!", krächzte Devyn und seine Stimme brach unter der Wut, als er den Älteren nachäffte.
"Was, Du meinst das Ignorieren, das in irgendein bescheuertes Heim für Freaks schicken als sie keine Lust mehr hatten sich mit mir auseinanderzusetzen, mir jede Möglichkeit nehmen mit Leuten Kontakt zu haben die vielleicht gerne mit mir reden?!"
"Ich hab deine kindischen Beschwerden so satt", zischte Luther, seine Oberlippe zitterte und Devyn kam der Gedanke, dass der heutige Tag vielleicht nicht bloß einer ihrer häufigen Streitigkeiten war. Vielleicht war es mehr als das.
"Du hast doch keine Ahnung wie viel sie für Dich geopfert haben, was Mom durchmachen musste, was Dad ertragen musst-"


"Wenn ich so ein beschissener Fluch bin warum habt ihr mich dann nicht einfach weg gegeben huh?!", brüllte er dazwischen, sein Bauch grollte vor Zorn, all die Frustration, all die Wut gegenüber seiner Familie häufte sich auf wie vor einem Staudamm.
"Sie hätten mich einfach abschieben sollen, immer noch besser als dieses feige Rumgeheuchel, diese gefälschte Zuneigung von Mom, immerhin hat Dad die Eier zu sagen was er-"
"Ohne Mom wärst Du gar nicht hier!"
Die plötzliche Wucht in der Stimme des Älteren schockte Devyn, jedoch kam ihm die Bedeutung seiner Aussage zu gering vor, geradezu lächerlich, und so gluckste er und beugte sich spöttisch nach vorne.
"So is' das mit Geburten Lutzi!", lachte er höhnisch auf, "Wenn sich ein Mann und eine Frau nicht kennen und der Mann einfach-"
"Papa wollte Dich abtreiben!"
Die Wucht war verronnen, dennoch erlahmten Devyns Gesichtsmuskeln als die Worte seine Ohren erreichten.
Hohl lächelte er. Wirklich? Mehr fiel ihm dazu nicht ein, bloß irgendein erfundener Dreck aus den Ecken seiner Fantasie?
"Wow", machte er.
"So tief sinkst Du, huh? Das ist alles was Du auftreiben konntest? Glaubst Du nicht wenn das wahr wäre hätt-"
"Papa wollte Dich abtreiben lassen, weil Du Mama bloß ihr Leben lang an ihren Vergewaltiger erinnern würdest. Er hat monatelang versucht sie zu überzeugen, aber Du kennst ja Mama und ihre Religion."
Die blassen, grünen Augen funkelten ihm stählern entgegen, wie bei einem Henker der seinen letzten Schlag verrichtete. Ein Mundwinkel hob sich zu einem spöttischen Schmunzeln.
"Bloß kein Leben nehmen, hm? Nichtmal ein armseliges, wie das Baby eines Vergewaltigers...aber stellt sich raus er hatte recht, hm?"
Das Schmunzeln auf seinem Gesicht wandelte sich zu einem Grinsen. Der Genuss in seiner Stimmte sickerte durch die Luft in Devyns Fäuste, die Wut brannte sich durch seinen Körper, sein Kopf pochte, sein Herz hämmerte gegen seine Rippen wie ein Maschinengewehr. Er hörte nicht auf zu sprechen.
"Hätte uns allen ne Menge erspart wenn sie vor zwei Jahrzehnten schon eingesehen hät-"

Seine Faust flog schneller als er schauen konnte. So schnell, dass ihm das Geschehene wie Bilder vor den Augen ablief. Da war Luther, voller Selbstbewusstsein und Hohn, grinsend, die Augen funkelten, bis er plötzlich halb liegend, halb auf die Armlehne gestützt auf dem Sofa hing. Nase und Mund verdeckte er mit der Hand, doch die zusammengekniffenen Augen verrieten seinen Schmerz in aller Klarheit.
Voller Rage setzte Devyn nach, sein Arm schnellte nach vorne wie eine Schlange die nach ihrer Beute schnappte, doch eine kräftige Hand krachte in seinen Arm und lenkte seinen Schlag ab. Er ächzte vor Schmerz, doch viel Zeit blieb ihm nicht bevor etwas sein vom Schweiß feuchtes Oberteil packte und es ihn von den Füßen Riss. Wie in einem Wirbelwind schleuderte es ihn umher ehe seine Schulter in die Wand krachte, das Licht im Raum erstarb als er dabei den Schalter betätigte, Finger griffen nach seinen Haaren und pressten sein Gesicht gegen die raue Tapete, Devyn knurrte vor Schmerz.
"Gah, Du stinkst nach Alkohol", höhnte Luther, seine Stimme triefte vor Überlegenheit und sein Atem brachte Devyns Hände zum Zittern.
Luther gluckste.
"Huh, oder is' das Pisse auf deinem Gesicht, oder Sperma von irgendeiner Schwuch-"
Mit aller Kraft riss Devyn den Ellenbogen zurück, ein lautes Ächzen hinter ihm bestätigte seinen Treffer und der Druck verschwand von seinem Körper, atemlos stolperte er seitwärts, brachte etwas Luft zwischen sie beide.
Seine Stirn brannte, Luther keuchte einige Moment, doch sein Gesicht war bereits wieder von Falten geziert und er lachte spöttisch auf, obwohl seine Stimme atemlos erklang.
"Was is' los, zu lange niemandem mehr in die Fresse gehauen? Huh? Verdammte Scheiße, Mama und Papa hätten auf mich hören und Dich in der Klinik lassen sollen, bei den anderen Penner die nie irgendwem nützen werden!"
Er grinste in vollster Zufriedenheit als Devyns Faust wieder nach vorne schnellte, doch er verfehlte die Nase und streifte stattdessen den Wangenknochen des Größeren, es zwang Luther ein kleines Stück zurück, doch er griff den eher dünnen Arm seines Angreifers und zog ihn zu sich, wie ein Zug prallte sein Gegenschlag auf Devyns Nase und es riss ihn von den Füßen, unsanft landete er auf dem Boden, Finsternis und Sterne wechselten sich vor seinem inneren Auge ab ehe er wieder ein ansatzweise klares Bild vor sich hatte - nicht, dass es lange anhielt.

Benommen wand er sich am Boden, doch wenige Herzschläge später prallte erneut etwas gegen seinen Kopf und er spürte eine Mischung aus Speichel und Blut zwischen seinen Lippern hervorplatzen.
Ein Gewicht drückte auf seinen Körper und er stöhnte leise, Finger bohrten sich auf seine Brust und hielten ihn am Boden
"Ohne Dich und deine ganze Scheiße wären wir nicht so am Arsch!", fauchte es durch den Nebel über ihm und es donnerte gegen seinen Kiefern, der Schmerz zog von seinen Zähnen bis hoch in seinen Hinterkopf.
"Glaubst Du es macht Spaß immer Geld auszugeben für den Scheiß den Du versäufst oder kaputt machst?! Glaubst Du all die Polizisten an der Tür hinterlassen keinen Eindruck?!"
Fick Dich!, wollte er schreien. Er wollte ihm befehlen die Schnauze zu halten, von ihm runter zu gehen, doch er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen - geschweige denn seine Arme bewegen.
"Mach doch weiter so - Du bist jetzt 18, das nächste Mal landest Du im Knast und wir sind Dich endlich los!"
Luthers Stimme klang erschöpft, doch gleichzeitig voller Antrieb. Feine Tröpfchen an Speichel fielen auf ihn herab, während Schlag um Schlag auf ihn niederregneten. Der Zorn ließ die Stimme des Mannes über ihm vibrieren.
"Ich hoffe da nimmt Dich einer richtig durch, dann weißt Du vielleicht wie sich das anfühlt - scheiße nur dass Du davon nicht schwanger werden kannst!"
Immer stumpfer klangen die Worte in seinen Ohren wieder, die Hitze in seinem Körper breitete sich aus und schloss ihn gänzlich ein. Sein Kopf pochte, sein Herz brannte wie Feuer, seine Rippen drohten zu brechen. Sein Sichtfeld wurde dunkler und dunkler, bis alles was er wahrnahm die Stimme über ihm war. Nichts als Wortfetzen brachen durch die Wand, welche die Taubheit vor ihm errichtet hatte.
"...Lächerlicher...peinlich...endlich...Freak..."
Die Stimme verschwand, genau wie er Boden unter ihm. Die Hitze verwandelte sich in einen dunkelroten Schleier vor seinen Augen, seine Gliedmaßen zitterten und er spreizte die Finger, als die Energie wie ein grollender Donner aus ihm herausbrach.


Das Gemälde vor seinen Augen versickerte in unzählige schmale Flüsse und Fäden, die Farben zersplitterten in ihre Einzelteile und Devyn blinzelte, bis was er sah der Realität ähnlich genug schien um sich zu orientieren.
Das Licht war an. Jemand musste den Schalter betätigt haben...Luther? Oder war es doch er selbst gewesen? Doch er erinnerte sich wirklich an...woran erinnerte er sich?
Sein Kopf brannte, er spürte Druck an seinen Beinen und senkte den Blick. Devyn saß auf dem Boden...doch nicht an der Stelle an welcher er zuvor Luthers Tirade an Schläge erfahren hatte. Überrascht zischte er, als der Versuch sich aufzurichten in nichts als einen scharfen Schmerz in seiner Hand resultierte und wie ein verwirrtes, kleines Kind wanderte sein Blick auf den Boden zu seiner Rechten.
Ein rotes, raues Etwas war dort an seinem Handgelenk befestigt, seine Knöchel brannten wie von Flammen zerfressen, Blut trockneten an den offenen Wunden seiner Finger. Devyn blinzelte.
Ein schneller Blick bestätigte, dass auch seine linke Hand sich nicht mit einer besseren Verfassung brüsten konnte und erst in diesem Moment hörte er die Stimme. Es war nicht seine eigene, und es war ganz bestimmt nicht Luthers. Sie war...hoch, instabil und dabei beinahe sanft, als würde sie streicheln wollen was auch immer sie hörte. Devyn hob den Kopf und öffnete den Mund, als das Bild seine Augen erreichte.
Luther lag auf dem Boden, keine drei Meter von ihm entfernt, mit dem Rücken zu ihm. Um ihn herum sammelten sich kleine Holzsplitter und Glasscherben, welche sich dadurch erklären ließen dass dem üblicherweise etwa kniehoch reichenden Wohnzimmertisch eines seiner vier Beine fehlte, ein weiteres war beinahe völlig in zwei Hälften gebrochen. Die gläserne Tischplatte war aus ihrem Rahmen gebrochen und der Teil der nicht in Scherben lag hing gesprungen in dem, was noch von dem Tischgestell übrig war. Neben diesem Tisch, und neben Luther, kniete eine Person. 

Die Person war zierlich, mit deutlich schmaleren Schultern als der am Boden Liegende und langen, dunkleren Haaren - Haare die normalerweise glatt und elegant an ihrem Gesicht herunterfielen, doch jetzt vom Schlaf und Terror wirr zu allen Seiten standen und ihre Augen beschatten. Sanft murmelte das Mädchen vor sich hin, ihre Hand lag auf Luthers von eingerissener Kleidung bedeckter Schulter und glitt dort vorsichtig hin- und her.
Als sie Devyns Bewegungen wahrnahm kam Bewegung in ihren Körper und sie drehte ihm den Kopf zu. Tränen standen in ihren erröteten Augen und ihre fest zusammengepressten Lippen zitterten bei seinem Anblick.
"Ma-...Marie...", stammelte Devyn, die Stimme brüchig von einer Mischung aus Scham und Furcht.
Alles was er erntete war ein leichtes Kopfschütteln, ehe sich Marie wieder von ihm abwandte und ihrem Bruder wieder beruhigende Worte zukommen ließ, der krächzte kaum wahrnehmbar vor sich hin.
"Gh...geh...geh...weg...versch...verschwinde..."
Devyn stolperte, inzwischen hatte er es fertig gebracht sich auf zittrigen Beinen an der Wand hochzuzerren und sein Kopf fühlte sich noch immer warm an, gefüllt von einer zähen, dunklen Masse.
Er hörte die Worte die so klar an ihn gerichtet waren, doch seine Augen ignorierten den am Boden Liegenden und ruhten einzig und allein auf seiner Halbschwester.
"Marie...ich wollte nicht...er hat..."
Die Worte blieben ihm im Halse stecken als er von seiner nun höheren Position einen Blick hinter Luthers breite Schultern werfen konnte, das Blut in seinem Gesicht glühte ihm entgegen. Er erinnerte sich an nichts. Er erinnerte sich schon wieder an nichts...

Marie wandte sich ihm wieder zu nachdem Luther seinen Arm bewegt hatte als würde er versuchen seinen Halbbruder zu verscheuchen, ihre Stimme war dünn und zittrig. Tränen quollen aus ihren Augen.
"...W-was s-stimmt nicht mir Dir...", flüsterte sie.
Devyn öffnete den Mund, doch noch immer brachte er keine weiteren Worte hervor. Sein Zorn war verflogen, all die Wut die ihn vor wenigen Minuten noch auszufüllen schien hatte sich in Luft aufgelöst. Er atmete langsam, beruhigte seine Muskeln, versuchte die Worte zu formen.
"Es tut mir leid."
Einige Herzschläge lang sah er ihr in die Augen, dann drehte sie sich wieder weg, fuhr mit den Fingern durch die Haare ihres Bruders.
Alles was Devyn sah war das leichte Schütteln ihres Kopfes und die beruhigenden Laute, die sie noch immer zu flüstern schien.
Er starrte stumm auf die Szene vor seinen Füßen, die Zeit schien stehen zu bleiben und als die nächste Träne auf Luthers Kleidung fiel trat er zurück in den Hausflur, schlüpfte schweigend in seine Schuhe und öffnete lautlos die Tür.
Niemand sagte etwas als sie hinter ihm ins Schloss fiel.