Götter der endlosen Stadt


Authors
Shahar
Published
4 months, 21 days ago
Updated
4 months, 13 days ago
Stats
8 3204

Chapter 1
Published 4 months, 21 days ago
409

Explicit Violence
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Author's Notes

I. Cay Hira


Cay Hira hatte schon lange davon geträumt, sich eine Welt untertan zu machen. Und in dieser Nacht lag sie ihm endlich zu Füßen. In dieser Nacht fühlte er sich wie ein Gott.
(Ein Gott der endlosen Stadt.)

Kalter Wind strich über Cays Schädel, seine weißen Iriden schimmerten in der Finsternis.
"Diese Welt ...", seine Stimme war leise, die Worte klangen beinahe liebevoll, " ... ist am Ende."
Am Ende.
Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und näherte sich dem Rand der Dachterrasse.
Fragile Lichtfunken erstreckten sich unter ihm bis in die Ewigkeit.
Lichter; in allen erdenklichen Farben und Formen.
Lichter; gespiegelt in den Glasfassaden der Wolkenkratzer.

"Welch verkommener Ort", Cays Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, während er mit der Hand über das kalte Geländer fuhr.
"Und welche Freude es sein wird, ihm den Todesstoß zu versetzen."
Die endlose Stadt war ein Monster, das die Menschen in ihrem Hochmut erschaffen hatten. Ein Monster, das man zur Strecke bringen musste. Koste es, was es wolle.
Ob man wahrlich geglaubt hatte, man könnte es kontrollieren?
Sein Mundwinkel zuckte nach oben. Narren, allesamt.

Cay Hira dachte an seine Feinde. An die Mächtigen, an die Reichen.
(Narren.)
"Oh, sie werden fallen", er sprach leise; wisperte mit den Winterwinden.
"So weit fallen", aus dem Flüstern wurde ein Schrei, "FALLEN."
Eine ungehörte, zitternde, brechende Stimme. Und Augen, die so dunkel waren wie das Meer in einer mondlosen Nacht.
(Das alles war Cay Hira. Und noch so viel mehr.)

In der Ferne splitterte Glas und läutete das Ende ein. Das Geräusch war wie Musik in seinen Ohren.
Scherben segelten zu Boden, zerbarsten und zerschellten auf hartem Grund. Er war zu weit weg, um die Schreie zu hören.
Goldene Flammen loderten auf und zerrissen die Nacht in zwei Teile. Und dann stürzte ein Wolkenkratzer in sich zusammen. Tausend Stockwerke, tausend Menschen; verloren in einem Wimpernschlag.
Das Feuer tauchte Cays Gesicht in rotes Licht, während er das Kunstwerk aus Chaos und Zerstörung betrachtete.
Sein Werk. Sein unvergleichliches Werk.
Für ihn war die endlose Stadt eine Leinwand. Und er würde sie mit rot und schwarz überziehen. Mit schwarz und rot.
(Mit Feuer und Tod.)

Cay Hira wollte die Stadt brennen sehen. Er wollte ihr Ende sehen. Und diese Nacht war erst der Anfang.
(Der Anfang vom Ende.)
Dann begann Cay Hira zu lachen. Er lachte. Und lachte.
Und lachte.