Nulif


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Chapter 13
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2353 words

hinami gives birth to her whelp but soren is devastated. he spends less and less time in the tribe and refused to name the whelp. instead, he brings someone from outside the tribe to the camp one day, but kali and koda are familiar. phyra, as deputy, has to decide what to do after an insightful talk with the stranger.

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Überraschender Besuch


Drei Sonnenaufgänge später wurden dann plötzlich alle im Tribe etwas nervös. Hinami war die süße Prinzessin des Stammes und jeder wollte sie stets beschützen, weshalb alle etwas gestresst wurden als die Fähe an jenem Morgen plötzlich in ihrem Nest aufheulte, sich krümmte und hilflos wimmerte. Sage wusste natürlich sofort bescheid und wich nicht mehr von der Seite der werdenden Mutter, alle Mitglieder vom Nulif in höchster Alarmbereitschaft während sie vor dem Baum der Cremefarbenen, sowie am Eingang des Lagers auf und ab Patroullierten. Soren wollte bei seiner Partnerin sein, allerdings war nicht genug Platz für sie alle im Bau, weshalb er hinter dem Heiler saß und nur mit sanftem streicheln seines Schweifes versuchte die taube Mayurdame zu beruhigen. Doch trotz ihrer Beeinträchtigung war Hinami stark und gesund und brachte überraschend schnell und unkompliziert einen einzelnen, kleinen Welpen zur Welt.

«Das wars schon wieder» sagte Sage als er den Bauch der Fähe geprüft und erleichtert festgestellt hatte dass dies ein kleiner Wurf war. Doch trotzdem schien der Heiler sich eigenartig zu verhalten und Soren merkte dies, doch er konnte nicht an dem Rüden mit der vollen Mähne vorbeisehen.

«Ist alles okay mit dem Welpen? Was ist los, Sage?»

«Kein Grund zur Beunruhigung...» er hob das zarte, beinahe zerbrechlich wirkende Neugeborene vorsichtig mit dem Maul hoch und legte es Hinami vor die Pfoten, sodass diese es beschnuppern und instinktiv putzen konnte um es zu animieren.

«Es scheint nur so als ob...»

«Nun sag schon, was ist los??»

«Der Welpe ist schneeweiß. Es ist ein Albino, Soren.»

Schweigend verharrte der frisch gebackene Vater einen Moment, denn er konnte nicht glauben was er da gehört hatte.

«Ein...Albino? Aber...warum?»

«Nun, Albinismus ist vererbbar. Wusstest du das denn nicht?»

«Nein...nein ich dachte wir würden einen gesunden Wurf bekommen! Mit ganz normalen Salikos! Das war so alles nicht geplant!»

Nun drehte sich der Heiler um und studierte den verunsicherten Rüden hinter sich, welcher unbewusst auf seiner Unterlippe herumkaute.

«Nun hör mal, das ist doch kein Problem. Dir geht es doch auch gut.»

«Aber dieses Leben habe ich mir nicht für meine Welpen gewünscht! Ist sie blind? Ist sie taub?? Nun sag schon, Sage, wie geht es ihr?!»

«Also zu aller erst, es ist ein kleiner Rüde. Und ob er blind oder taub ist wird sich erst zeigen wenn er etwas älter ist. Solange musst du dich noch gedulden. Aber bis dahin passen wir schon gut auf den Kleinen auf. Nun geh doch endlich zu Hime und begutachte ihn selbst!»

Doch Soren stand nur da, wie zur Salzsäule erstarrt. Er rührte nicht einen Muskel und seine Gedanken rasten ohne Pause. Was wenn der Welpe blind UND taub war? Was würde er tun? Wäre dieses Leben denn überhaupt lebenswert? Es war alles seine Schuld. Soren's Gene hatten den unschuldigen Welpen in einen hiflosen Saliko verwandelt, welcher für immer auf Andere angewiesen sein würde...

Langsam trat Soren zurück, ungläubig seinen Kopf schüttelnd, dann sprang er vom Baum und raste zum Ausgang des Lagers. Einige Mitglieder sahen ihm verwirrt hinterher und auch Hinamis Blick, welcher auf ihrem Ziehvater lag war beunruhigt, doch er versuchte sie mit einem Lächeln zu beschwichtigen. Der neugeborene Albino quiekte und strampelte, doch er war etwas kleiner als ein Welpe sein sollte, weshalb Sage wusste er würde viel fressen müssen um die ersten paar Viertelmonde zu überstehen und da Soren nun nicht da war musste er einschreiten. Vernin war gerade dabei entwöhnt zu werden, aber etwas Milch hatte der einäugige Rüde noch, also legte er sich neben die erschöpfte Mutter, welche sich nun auf die Seite legte um sich zu erholen, nahm sich den Welpen und legte ihn an seinen Bauch, wo dieser sofort anfing zu trinken. Doch ein Gedanke quälte den erfahreneren Saliko. Hatte er recht gehabt? Waren die beiden einfach noch nicht bereit für einen gemeinsamen Welpen?

~

Zwei Viertelmonde später hatte sich alles mehr oder weniger eingependelt. Soren hatte sich etwas beruhigt, oder zumindest ließ er sich seine Sorgen nicht mehr so sehr anmerken, doch trotzdem half Sage ihm beim säugen des Nachwuchs. Obwohl der bleiche Rüde seinen Pflichten als Vater nachging soweit er dies musste verbrachte er auch sehr viel Zeit außerhalb des Lagers anstatt bei seiner Partnerin, doch Phyra meinte er würde sicher nur etwas Geduld brauchen um sich an alles zu gewöhnen. Hinami hatte sich hingegen schnell erholt und verbrachte, da sie durch ihre Taubheit sowieso nie jagen oder patroullieren musste, fast ihre ganze Zeit im Lager bei dem Welpen. Sie schien keineswegs verunsichert durch die weiße Farbe des Felles ihres Neugeborenen gewesen, putzte und liebkoste den Kleinen ständig und betrachtete ihn voller Liebe...genauso wie sie ihren Partner immer ansah. Für sie war es ein Segen der Götter dass ihr Welpe dem hellrosa Tabby so ähnlich sah und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Mit jedem Tag krabbelte der Welpe mehr im Nest herum, wobei er immer noch sehr schmächtig aussah, trotz der guten Fütterung, aber Sage wusste dass manche Salikos einfach etwas mehr Zeit brauchten bis sie wirklich zunehmen und wachsen konnten.

Es war schon später Abend und die Rudelmitglieder sammelten sich mit ihren Beutetieren zusammen um gemeinsam zu speisen, Kali mit Finn und Koda an ihrer Seite auf der großen, knorrigen Wurzel welche zu ihrem Kobel führte, Phyra mit Vernin und Sage am Fuße dessen im hohen Gras und Chai und Novalee unterhielten sich leise etwas abseits während sie sich eine Beute freundschaftlich teilten. Hinami, welcher das Futter in den Bau gebracht worden war, saß alleine am Eingang des Baumes und blickte traurig nach unten. Soren war nirgends zu sehen. Der kleine Albino hatte inzwischen seinen Namen bekommen. Sein Vater wollte die Verantwortung jedoch nicht und Hinami konnte natürlich keinen brauchbaren Namen äußern, weshalb Phyra und Kali diese Aufgabe übernommen hatten und den Welpen Andria getauft hatten.

Seufzend drehte sich Hinami um und wollte sich wieder neben ihren Welpen kuscheln, da bemerkte sie dass etwas anders war als normal. Sie musterte neugierig ihren Sohn und schnupperte an ihm, da erkannte sie dass der Kleine anfing den Kopf zu heben und verschlafen in die dimmen Strahlen der untergehenden Sonne blinzelte, welche durch den Kobel sickerten. Seine Augen waren blasspink und hatten beinahe denselben Ton wie seine winzigen rosa Pfotenballen. Aufgeregt quietschte Hinami und putzte den Süßen überschwänglich, dann hielt sie den Kopf aus dem Bau und japste zu ihren Kameraden nach unten. Vernin bemerkte sie als erstes und deutete irritiert mit der Pfote nach oben.

«Ich glaub mit Hime stimmt was nicht.»

Sage und Phyra folgten seinem Blick und sofort rannten die beiden los, doch die Fähe erreichte den Baum zuerst und kletterte im Affenzahn den Stamm hinauf. Oben angekommen blickte sie mit weit aufgerissenen Augen in den Bau und erkannte wie Hinami mit strahlendem Gesicht auf Andria deutete. Sofort entspannte sie sich und rief den Anderen zu.

«Alles in Ordnung, Andria hat endlich seine Augen geöffnet!»

Nun war auch Sage am Kobel angekommen und beugte sich zu dem Kleinen hinunter. Sanft hob er mit seiner Pfote das Kinn des Welpen an um ihn besser untersuchen zu können und tauschte einen zufriedenen Blick mit der Tabbyfähe aus.

«Er ist nicht blind, seine Pupillen sind ganz normal.»

«Oh Kydos sei dank!»

«Soren wird sicher erleichter sein das zu hören. Nur schade dass er nicht dabei war als der Kleine seine Augen geöffnet hat.»

Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge am Fuße des Baumes und die Salikos dort gerieten in Aufruhr. Sie sprangen auf die Pfoten, schickten Vernin nach oben zu seinen Eltern und sammelten sich in Verteidigungsformation um den Eingang des Lagers. Eine Windbriese hatte sie auf den Geruch eines Fremden aufmerksam gemacht und sie würden nicht zulassen dass irgendjemand an den Welpen käme.

Doch das erste Gesicht welches sich durch das Blattwerk schob war noch kein unbekanntes. Soren trat ins Lager mit einem Saliko hinter ihm, welcher ihm Dunkel des Dickichts noch nicht erkennbar war. Kali knurrte und der Blinde hielt den Kopf schief.

«Nur ruhig, Kali. Ich habe jemanden gefunden der dich anscheinend kennt.»

Soren trat zur Seite und ließ den Fremden ins Lager, die Nackenfelle von allen Anwesenden stellten sich nervös auf.

Der Unbekannte stieg aus dem Eingang hervor und trat ins goldene Licht, sein glatter, kleegrüner Pelz mit den jadefarbenen Punkten schillerte und er warf den Kopf nach hinten um sich die nach vorne gerichtete Mähne aus dem Gesicht zu werfen. Seine hellgelben Augen wanderten über die Ansammlung und blieben an zwei ihm bekannten Gesichtern hängen. Koda war der erste der die Sprache wieder fand und trat einen Schritt vor.

«Kenai?!»

Als sich die Lage und Gemüter wieder beruhigt hatten grinste der Gast freudig auf seine Geschwister.

«Kali! Koda! Endlich hab ich euch gefunden! Ganz Ibea hab ich nach euch abgesucht!»

Die Rüden begrüßten sich stürmisch und rieben ihre Köpfe aneinander und obwohl sie etwas zurückhaltender war schien auch die Anführerin erfreut über diese Überraschung.

«Was machst du hier, Kenai? Wo hat du dich rumgetrieben?»

«Och, mal hier, mal da. Ich hatte nichts festes und habe einfach den Dschungel etwas erkundet. Euch gehts auch gut wie ich sehe?»

Da erinnerte sich die getupfte Fähe plötzlich wieder welche Rolle sie innehatte und baute sich etwas größer auf, ihr Kopf stolz erhoben.

«Ich bin die Alpha unseres kleinen Nulif Tribes.»

«Klein? Also ich würde sagen das hier ist schon eine anständige Truppe!»

Kali kniff die Augen zusammen und schnaubte kurz.

«Natürlich ist das hier ne anständige Truppe! Du wirst hier nur die ehrenvollsten Salikos des Dschungels vorfinden!»

Kenai lachte und klopfte ihr mit der Pfote auf die Schulter.

«Keine Sorge, Schwesterherz, du musst mir den Stamm nicht verkaufen, ich bleib gern hier!»

Koda blinzelte ungläubig und riss dann begeistert die Augen auf.

«Du bleibst hier?? In echt?!»

Der Rüde mit den türkisen Punkten blickte auf Kali, welche ihn in ihrer üblichen Art misstrauisch von oben bis unten begutachtete. Sie wusste nicht recht was sie sagen sollte, etwas das der sonst nicht aufs Maul gefallenen Alpha nur selten passierte.

«Ich hab nur nen Witz gemacht, aber ich würde gerne zumindest ein paar Tage bleiben wenn das okay ist? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und ich hab euch vermisst.»

Einen Moment lang schwieg Kali und dachte nach. Das alles war etwas überraschend für sie. Die grüne Fähe drehte den Kopf nach hinten, behielt ihren Bruder jedoch im Auge als sie ihrer Stellvertreterin zurief.

«Phyra, auf ein Wort!»

«Natürlich!»

Sofort kam das Tabbyweibchen vom Baum geklettert, an welchem sie ihre Adoptivtochter und deren Welpen beschützen wollte, und begleite Kali ein Stück weg von der Ansammlung, während Sage und Vernin alles von oben aufmerksam beobachteten.

Als sie außer Hörweiter waren setzte sich Kali und Phyra machte es ihr gleich. Mit gesenkter Stimme, unterhielten sie sich.

«Was meinst du Phyra, ist er okay?»

«Was? Aber...Kali, er ist doch DEIN Bruder? Und du bist die Anführerin, du musst entscheiden ob er bleiben kann.»

«Ich weiß nicht ob ich hier nicht doch etwas zu voreingenommen bin. Ich habe Kenai schon lange nicht mehr gesehen. Was für ein Gefühl hast du bei ihm?»

Phyra blickte über ihre Schulter hinweg auf den Grünen, welcher sich lächelnd mit Chai unterhielt.

«Er scheint nett zu sein. Aber trotzdem, ich glaube wirklich nicht dass ich in der richtigen Position bin um zu–»

«Du, Phyra, bist meine Stellvertreterin. Ich vertraue deinem Urteil und dies ist auch eine Erfahrung für dich wenn du mich irgendwann ersetzen wirst.»

«Gut...aber ich will das nicht oberflächlich entscheiden. Gib mir einen Moment und ich rede mit ihm.»

Die Alpha nickte zustimmend und sah der Fähe mit der Tigerlilie im Fell hinterher als diese sich wieder auf die Gruppe zubewegte.

«Kenai? Bitte folge mir, ich würde mich gerne mit dir unterhalten.»

Sofort war das Männchen zur Stelle und begleitete die Tabbyfähe folgsam durch den Eingang wieder nach draußen. Die beiden wanderten langsam nebeneinander her durchs Territorium, während Phyra versuchte die richtigen Fragen zu finden und zu stellen um seine wahre Motivation für diesen Besuch aufzudecken.

«Wie hast du uns gefunden? Wusstest du dass die beiden hier sind?»

«Nun wie bereits gesagt habe ich viel vom Dschungel erkundet. Ich wusste dass Kali mal in einem Sumpf gelebt hat und danach weitergereist ist, deshalb habe ich sie zuerst dort gesucht, allerdings verlief die Spur irgendwann im Sand. Auf meinen Reisen habe ich einige nette Salikos kennen gelernt und natürlich immer gefragt ob sie Koda oder Kali gesehen haben und so konnte ich sie schließlich auch finden.»

«Und warum genau? Nur um sie wieder einmal zu sehen?»

«Ja...ich habe Wind von einem großen Krieg zwischen mehreren Stämmen bekommen in welchem auch Salikos gestorben sind. Ich hatte Angst sie nie wieder zu sehen sollte auch ihnen so etwas zustoßen und wusste ich würde es bitter bereuen wenn ich es nicht zumindest versuchen würde mit ihnen in Kontakt zu treten. Vor allem Koda, er war immer schon mein bester Freund.»

«Und wie lange hast du vor zu bleiben? Hast du irgendwo Familie oder jemanden der dich braucht?»

Verlegen grinste der Rüde nun und strich sich mit der Pfote die Mähne aus dem Gesicht um davon abzulenken wie heiß seine Ohren bei dieser Frage wurden.

«Nun...ich kann nicht leugnen, ich hatte ein paar...Beziehungen. Aber nichts war von Dauer. Ich schätze ich bin nicht bereit für etwas langfristiges, oder zumindest noch nicht. Ich genieße mein Single-Leben zu sehr.» 

Nun wurde er plötzlich ruhig und blickte in die ferne, seine Stirn in tiefe Falten gelegt als er schließlich nach einer Pause weitersprach.

«Aber trotzdem möchte ich nicht alleine sein für den Rest meiner Tage. Ich hatte gehofft den Halt der mir fehlt bei meinen Geschwistern zu finden und scheinbar geht es ihnen gut hier. Ich wünschte Kali würde mir sagen dass ich bleiben könnte aber...ich verstehe dass das nicht so einfach ist. Sie muss sich um alle Anderen hier kümmern.»

Das Weibchen stoppte und betrachtete den Rüden genau. Er schien ehrlich zu sein und wirkte keinesfalls bedrohlich. Er drehte sich zu ihr und die beiden blickten sich direkt in die Augen. Phyra untersuchte diese nach einem Funken der eine Lüge kennzeichnen könnte, doch sie sah nichts als Aufrichtigkeit in ihnen und nickte schließlich.

«Komm, lass uns zurückgehen. Ich glaube du und deine Geschwister habt einiges aufzuholen.»