Klinrona Tribe


Authors
QuilaHyrenn
Published
4 years, 1 month ago
Updated
2 years, 10 months ago
Stats
11 25028

Chapter 10
Published 2 years, 10 months ago
4133

stories from the klinrona tribe

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Author's Notes

3877 words


Nerissa tries to get help from Koji and her sister Diedre in order to free Persephone, but nobody believes her. So she decides she has to take care of this herself. She confronts Demeter, but Terra won't let her lay a claw on the elderly Kupfer, too loyal to her. The two fight and Nerissa doesn't make it. Sif and the other members retrieve her body and grieve for her while Galina decides to leave the tribe for good.


Sif > Painful Lesson

Demeter > Solidarity

Terra > Struggler

Im Namen von Idon


Nachdem Nerissa das furchtbare Ereignis mit Persephone und ihrer Erzieherin Demeter beobachtet hatte stahl sie sich ebenso leise davon wie sie ihnen gefolgt war. Sie wusste sie musste die anderen im Stamm informieren und bevorzugte dies zu erledigen solange die ältere Kupferfähe nicht in der Nähe war. Trotz allem war die Sturmfarbene eher friedliebend und vorsichtig, wollte Andere nicht verärgern und ihnen erst recht nicht ins Gesicht sagen dass sie hinterhältig und verlogen sind. So trabte sie zügig zurück zum Lager und suchte Koji in seinem Bau auf. Dieser plante gerade mit Diedre die nächsten Patroullien der Grenzen ums Klinrona Territorium, doch Nerissa musste nicht lange warten und ihre Schwester trat heraus. Die beiden putzten sich kurz liebevoll die Schultern zur Begrüßung, doch schnell merkte die stellvertretende Anführerin dass etwas nicht stimmte.

«Alles in Ordnung mit dir, Nerissa? Du wirkst irgendwie...nervös.»

«Ja...natürlich. Alles gut. Ich bin nur etwas abgelenkt, das ist alles.»

«Du bist schon seit ein paar Tagen so seltsam. Fühlst du dich nicht gut? Soll ich Galina für dich suchen gehen?»

«Nein danke, ich muss nur schnell mit Koji sprechen.»

«Wenn du meinst...»

Diedre kannte ihre Schwester gut und wusste dass es mehr war als sie andeuten wollte, wusste aber auch dass sie bei ihr Unterstützung suchen würde wenn sie sie bräuchte. So entfernte sie sich und die Blaue trat vorsichtig in den Bau des Alphas ein.

«Koji? Hast du einen Moment Zeit?»

«Natürlich, kumm ruhig herein, Nerissa.»

Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten entdeckte sie den Tabbyrüden welcher auf auf einem braunen Rehfell lag und sich gerade die Pfoten putzte. Er schien gut gelaunt denn im Stamm lief alles gut, doch trotzdem wirkte er etwas angespannt.

«Was gibt es denn?»

«Ich muss mit dir reden und es ist wichtig. Es geht um die Fremden.»

Koji nickte langsam.

«Ich glaube ich weiß was du sagen willst. Mir ist auch aufgefallen wie viel Zeit Galina mit ihnen verbringt. Ich kenne den Blick in ihren Augen denn ich war einst in derselben Position. Aber falls sie sich entschließen sollte uns zu verlassen dann können wir sie nicht aufhalten, auch wenn sie uns fehlen wird. Auch wenn sie mir fehlen wird...»

Nun erkannte Nerissa warum der Erdfarbene so niedergeschlagen wirkte, schüttelte jedoch schnell den Kopf.

«Nein, das ist es nicht. Ich glaube – nein, ich weiß dass mit ihnen etwas nicht stimmt! Ich habe mich mit Persephone unterhalten und Demeter ist nicht gut zu den beiden. Sie verletzt sie!»

«Was? Warum erzählst du denn so etwas? Ich habe mich lange mit Demeter unterhalten und sie ist der höflichste und aufrichtigste Saliko den ich je gesehen habe. Tut mir leid aber ich kann einfach nicht glauben dass sie Andere angreifen würde, erst recht nicht ihre Schützlinge. Sie bedeuten ihr und ihrem Stamm sehr viel.»

«Aber–»

«Ich bin sicher es ist nur ein Missverständnis. Vielleicht solltest du zuerst mit Demeter selbst darüber reden?»

Nerissa merkte dass von dem Alpha keine Hilfe zu erwarten war. Er respektierte die alte Tatradame zu sehr um ihrem Verdacht nachzugehen. Also neigte sie nur höflich den Kopf und schritt langsam aus dem Bau nachdem sie sich bei ihm bedankt und für die Störung entschuldigt hatte. Dann also doch zu Diedre.


Die Sturmblaue fand ihre Schwester mit dem ebenso gestreiften Fell auf der Lichtung des Lagers, während sie sich mit Sif unterhielt. Als Nerissa sich näherte hörte sie die beiden über ihre gemeinsame Patroullie sprechen.

«Diedre, ich muss mit dir reden.»

«Hm? Kann das nicht warten? Sif und ich wollten gerade losziehen, wir reden wenn wir wieder zurück sind.»

Bestimmt schüttelte Nerissa den Kopf.

«Nein, es muss jetzt sein, es ist wichtig.»

«Na gut, dann schnell. Was bekümmert dich? Brauchst du doch Galinas Hilfe?»

Unsicher betrachtete Nerissa die jüngere Fähe neben ihnen und zögerte. Diedre bemerkte dies und ermutigte sie trotzdem zu sprechen.

«Ich vertraue Sif, du kannst ruhig vor ihr sprechen.»

«Also gut, hört zu. Demeter ist gefährlich. Ich hab gesehen wie sie Persephone angegriffen hat.»

«Was? Wann?»

«Heute, bevor ich ins Lager zurückgekommen bin. Sie behandelt die beiden Jungen nicht gut und sie haben Angst vor ihr.»

«Ach quatsch» sagte Sif, «ich hab mich erst gestern mit Terra unterhalten und er hat nur in den höchsten Tönen von Demeter gesprochen. Ich erkenne es wenn jemand Lügt, Nickel und ich haben wie du weißt genug Erfahrung damit.»

Sie zwinkerte ihr grinsend zu, und dachte an die vielen Male als die Geschwister sich unerlaubt aus dem Lager entfernt oder andere Mitglieder manipuliert haben um etwas zu bekommen das sie wollten. Es war nicht immer einfach mit ihnen gewesen.

«Ich habe das Gefühl Terra erkennt nicht in welcher Lage er sich befindet oder er ist zu eingeschüchtert um die Wahrheit zu erkennen oder sie sich einzugestehen.»

«Die Wahrheit welche scheinbar nur du kennst?»

Sif's Zweifel waren offensichtlich, sowohl in ihrer abweisenden Körpersprache als auch ihrer Stimme.

«Sicher dass du nicht einfach nur auf Demeter eifersüchtig bist weil sie so beliebt ist im Stamm?»

Nun schaltete sich Diedre ein bevor die aufmüpfige Fähe noch einen Streit begann.

«War es das was du mit Koji besprechen wolltest?»

Nerissa nickte.

«Und was hat er gesagt?»

«Er hat mir auch nicht geglaubt. Er meinte es wäre ein Missverständnis, aber ich weiß was ich gesehen habe!»

«Ich denke es ist besser es einfach bleiben zu lassen. Die drei Kupfer ziehen bald wieder weiter und dann musst du dir keine Gedanken mehr um sie machen.»

«Aber–»

«Wir müssen jetzt los. Nimm ein beruhigendes Bad im langsamen Fluss und vergiss das ganze.»

Und bevor Nerissa noch etwas darauf sagen konnte trotteten die beiden Weibchen von dannen.

Also musste sie es doch selbst in die Pfoten nehmen.

Zuversichtlich dass sie dieses Unrecht nicht auf sich beruhen lassen konnte verließ sie das Lager und stieß beinahe mit Galina zusammen welche ihr entgegenkam.

«Huch! Wohin so eilig?»

«Ich muss mit Demeter sprechen, ist sie noch in der Nähe?»

«Sie wollte mit den beiden Anderen dem Fluss folgen und eine gute Stelle zum fischen suchen.»

«Okay, danke!»

Und so schnell wie sie aufgetaucht war verschwand die Blaue wieder.



Währenddessen folgten Terra und Persephone wie immer gehorsamst ihrer Betreuerin. Außerhalb des schützenden Waldes waren die drei dem zunehmendem Wind eines herannahenden Sturmes ausgesetzt und der Himmel verdunkelte sich bereits, doch Demeter schien dies nicht zu kümmern als sie die beiden weiter dem Wasser entlang führte sie waren bereits am anderen Ende des Klinrona-Territoriums angekommen als die Gruppe schließlich in eine Sackgasse lief. Vor ihnen stürzte mit lautem getose der ruhige Fluss in einem Wasserfall in die Tiefe.

«Es scheint die Mutter möchte heute nicht dass wir fischen, Terra. Lasst uns zurückgehen.»

Doch plötzlich tauchte aus der Ferne ein ihnen bekanntes Gesicht auf als ein strahlend blaues Weibchen mit langen Streifen auf sie zurannte.

«Demeter!»

«Nerissa? Was machst du hier?»

Bisher war es der Sturmfarbenen nie aufgefallen, oder vielleicht verhielt sich die Ältere einfach anders wenn niemand sonst in der Nähe war, doch in ihrer Stimme schwang ein abwertender Unterton mit. Der Wind toste und der Wasserfall war so laut dass Nerissa schreien musste um trotz des Lärms gehört zu werden.

«Ich weiß was du mit den beiden machst und ich lasse nicht zu dass du sie weiterhin quälst! Lass sie gehen und ich verspreche der Klinrona Stamm wird sich um sie kümmern!»

Demeter hob ihren Kopf und blickte mit stolz geschwellter Brust auf die kleinere Fähe herab.

«Was glaubst du wer du bist dich in die Angelegenheiten MEINES Stammes einzumischen? Ich müsste dir Manieren beibringen.»

«Ach ja?! Wirst du mir auch das Gesicht zerkratzen?!»

Wütend deutete sie auf Persephone deren Verletzung zwar aufgehört hatte zu bluten, doch es würde eine Weile dauern bis nichts mehr von dem Schnitt sichtbar sein würde.

«Wer nicht aufpasst ist selbst schuld wenn Mutter Natur zurückschlägt. Es hätte noch viel mehr passieren können. Aber ich weiß dass DU das nicht verstehst.»

«Was meinst du damit?»

Langsam schritt Demeter immer näher auf die aufgebrachte Fähe zu, ihre Stimme zwar ruhig und kontrolliert doch ihre Worte wie Gift.

«Du bist eine Unreinheit, ein Fehler im Antlitz der Mutter. Dein blaues Fell ist eine Beleidigung für uns – der Trotz derer die sich von der Mutter abgewandt haben und ihrer auf ewig verdammten Nachfahren! Alle können sehen dass du den Schutz und die Güte der großen Mutter nicht wert bist du Missgeburt!»

Nerissa war schockiert über diese Reaktion und trat zurück als sie merkte wie Nahe ihr die Fremde inzwischen gekommen war. Sie versuchte immer Konfrontationen zu vermeiden und wollte nicht mit dem alten Weibchen kämpfen und sie gar verletzen.

«Die Mutter hat mich aus zwei Gründen hierher geführt. Galina wird ein Teil von uns und niemand kann das verhindern. Es ist vorbestimmt. Alle Kupfer sind reinen Blutes und werden sich versammeln um gemeinsam die Untergang der Welt zu beobachten. Wenn Abschaum wie DU von der Haut der Mutter, der Erdoberfläche getilgt wird. Aber das bedeutete nicht dass ich nicht nachhelfen kann.»

Nerissa hatte nicht bemerkt dass Demeter sie immer weiter zum Rand der Klippe gedrängt hatte und merkte nun dass ihr nichts Anderes übrig bleiben würde als anzugreifen um zu entkommen. Sie knurrte und bleckte die Zähne, als sie sich in eine stabile Kampfposition brachte. Sie war keine besonders gute Kämpferin, aber um ihr Leben und das der Jungen zu schützen würde die alles geben!

Doch noch bevor sie sich auf das Weibchen mit dem tiefschwarzen Hals stürzen könnte entdeckte sie ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht ihrer Gegnerin und runzelte die Stirn. Demeter stand einfach nur da und nahm keine defensive Pose ein. Als wollte sie nicht kämpfen. Aber was könnte sie dann–?


Und da bemerkte sie wie Terra sich zwischen die beiden Stellte. Sein Kopf war gesenkt und er schien nachdenklich, wenn nicht gar traurig. Erleichtert entspannte sich Nerissa als sie erkannte dass der Jungrüde einen Kampf zwischen den beiden nicht zulassen würde. Doch als er sich langsam ihr zudrehte und seinen Kopf hob erkannte sie reine Überzeugung in seinen Augen. ER würde gegen sie Kämpfen.

«NEEEIN!!»

Hinter ihnen kreischte Persephone laut auf als auch sie verstand dass nur einer der beiden diesen Ort lebend verlassen würde.

«Terra, tu das nicht!»

«Ich werde Demeter beschützen, im Namen der Mutter. Ein Angriff auf sie, als unsere spirituelle Führerin, ist ein Angriff auf den ganzen Stamm.»

Plötzlich holte er mit einer Pfote aus und Nerissa sprang gerade noch aus dem Weg um dem Kontakt mit seinen Krallen auszuweichen. Langsam gingen die beiden im Kreis, doch die Fähe bewegte sich die Klippe entlang in dem Versuch Abstand zu der gefährlichen Stelle und mehr Platz zu gewinnen während Terra ihr langsam folgte.

«Ich will dich nicht verletzen, Terra! Du bist noch ein Junges!»

Doch ihre Worte prallten an ihm ab. Persephone hatte sich nun genähert und versuchte vorsichtig ihren Bruder wegzuzerren.

«Lass uns gehen, Terra! Wir können endlich frei sein! Nerissa will uns nur helfen!»

Da sprach auch Demeter mit ihrer ruhigen Stimme auf das Männchen ein.

«Sie ist eine Ungläubige, ausgestoßen von der Gnade der Mutter und auf der Suche nach Rache für ihre Verdammnis. Sie will uns trennen! Aber das willst du doch nicht, oder Terra?»

«NEIN!»

Wütend schnappte der Rüde nach der Blauen und erwischte eines ihrer Hinterbeine. Laut jaulte sie auf als sich seine Zähne in ihr Fleisch gruben. Sie versuchte ihn von sich wegzudrücken und schlug auf ihn ein, versuchte jedoch weiterhin zu vermeiden ihn ernsthaft zu verletzen. Da sprang Persephone zwischen die beiden, versuchte verzweifelt ihren Bruder aufzuhalten.

«Erinnerst du dich noch als wir Zuhause waren, Terra? Am Tag des Feuers. Du hast versucht unsere Eltern zu retten und hättest dein Leben für sie gegeben! Doch du musstest aufgeben um mich stattdessen in Sicherheit zu bringen, erinnerst du dich?!»

«Es ist alles meine Schuld, ich hätte sie retten können...»

«Nein Terra, es ist Demeters Schuld! SIE hat das Feuer gelegt, SIE hat unsere Eltern und all unsere Clankameraden getötet! Denn sie waren nicht wie WIR!»

Da begriff Nerissa endlich.

«Sie waren keine Kupfer...»

«Nein, sie waren keine Kupfer. Sie waren unwürdig auf diesem Planeten zu wandeln. Die Mutter sah ihn eure Herzen und wusste ihr beide seid ihren Segen wert, dass ihr loyale Diener für sie sein werdet. Nun, Terra zumindest.»

Sie blickte angewiedert auf Persephone.

«Blaue Augen. Und ein Silberner Pelz. Sie hat dir eine Chance gegeben aber du scheinst sie einfach nicht nutzen zu wollen. Aber zu dir komme ich später noch. Ja, ich habe die beiden aus den Klauen der ungläubigen befreit und ich würde es wieder tun.»

«Das lasse ich nicht zu!» rief nun Nerissa aus und rannte and Terra vorbei, auf Demeter zu. Sie sprang, mit Krallen und Zähnen entblößt, bereit der Älteren entgegen ihrer sanftmütigen Natur ein Ende zu bereiten. Doch bevor sie die Kupferfarbene erwischte trat diese mit der Geschwindigkeit einer attackierenden Giftschlange zur Seite...und Nerissa sprang ins Leere. Denn hinter Demeter war der Abgrund. Wie in Zeitlupe drehte die Blaue sich in der Luft um, die Pfoten nun nach oben gerichtet, und sah die drei Kupfer auf der Klippe, welche immer kleiner und kleiner wurden als sie in die Tiefe stürzte. Demeter weiterhin mit siegessicherem und selbstgefälligem Grinsen. Nerissa schloss die Augen und Tränen sammelten sich in ihnen, wurden aber vom Wind ihres Falles sofort weggetragen. Wenn es die Götter wirklich gab, dachte sie, dann würden sie ihren Fall bremsen. Sie würde im rauschenden Wasser landen und alles wäre okay. Sie wusste es war möglich, denn viele Salikos hatten ähnliche Geschichten erzählt, über unglaubliche Stürze welche trotzdem glimpflich ausgegangen waren. Was sie jedoch nicht sehen konnte waren die spitzen, grauen Felsen welche am Rande des Wassers emporragten.


Das Geräusch des Aufpralls und der zerberstenden Knochen wurde von Wind und Wasserfall völlig übertönt, zum Erleichtern von Persephone welche weggesehen hatte als Nerissa abgestürzt war. Und wieder hatte Demeter gewonnen. Es schien als wäre der Tod der einzige Ausweg ihrer Kontrolle. Einen Moment lang dachte die Silberne darüber nach der Blauen nachzuspringen, ihrer Qual ein Ende zu bereiten. Doch sie konnte Terra nicht im Stich lassen. Er brauchte sie und sie brauchte ihn. Langsam erhob sie sich und wollte mit gesenktem Kopf Richtung Klinrona-Lager gehen, doch die Fähe mit der erweiterten Maske hielt sie auf.

«STOP!!»

Sofort erstarrte sie und wartete gehorsam auf ihre Bestrafung. Ihr Eingreifen hatte den Tod einer Unschuldigen ausgelöst. Ihr Wille war entgültig gebrochen. Sie würde alles ohne Klage über sich ergehen lassen. Sie wusste sie hatte es verdient.

Demeter trat zügig auf sie zu und biss ihr zielsicher und ohne Vorwarnung kräftig in eine ihrer Vorderpfoten. Die Abdrücke ihrer Zähne waren deutlich sichtbar und langsam quoll Blut aus den kleinen Löchern hervor.

«Ts Ts Ts. Wie dumm du schon wieder gehandelt hast, Persephone. Beinahe wärst du von der Klippe gestürzt, konntest dich nurnoch mit den Pfoten festhalten. Gut dass Nerissa da war, dich gepackt und an der Pfote nach oben gezogen hat. Schade nur dass sie das Gleichgewicht verloren und gestürzt bist, alles nur für dich.»

Ihr Blick war kalt und streng und ihre zweifärbigen Augen stachen wie Dolche auf die Junge ein. Doch nichts, weder die Wunde in ihrem Gesicht oder auf ihrer Pfote, noch die Scham von der älteren Fähe so ernidrigt zu werden, schmerzten so sehr wie die Trauer die sie verspürte.

«Ja Demeter. Es ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht so tollpatschig wäre dann wär das alles nicht passiert.»

«Nun, ich hoffe du hast daraus gelernt. Kommt, lasst uns zurückgehen. Du solltest dem Klinrona Stamm sagen warum sie heute eines ihrer Mitglieder verloren haben.»

«Ja Demeter...»



«NERISSA!!»

Schluchzend stürzte Diedre auf den leblosen, verdrehten Körper ihrer Schwester zu als Sif und Caliban diesen Vorsichtig an Land zogen und vergrub ihr Gesicht in ihrem triefnassen Pelz. Der ganze Stamm hatte sich am Fuße des Wasserfalls versammelt um nach der Verunglückten zu suchen, doch sie war nicht schwer zu finden gewesen. Auch Sif wollte nicht von der Seite der Toten weichen und legte sich neben Diedre, ihr Kummer maßlos.

«Ich hätte nicht sagen sollen dass sie Eifersüchtig ist. Ich war so gemein zu ihr und warum? By Kydos, es tut mir so leid...»

Die braune mit den Längsstreifen wimmerte vor sich hin und war unfähig zu sprechen, doch Galina putzte ihrer Tochter aufmunternd die Mähne.

«Ich bin sicher sie wusste dass du es nicht böse gemeint hast. Sie hat jeden im Stamm geliebt. Und jeder hat sie geliebt.»

«Diedre und ich hätten mit ihr gehen sollen...Sie hat noch mit uns gesprochen bevor sie das Lager verlassen hat und wir haben gemerkt dass sie aufgebracht ist. Das alles wäre nicht passiert wenn wir zusammengewesen wären. Wir hätten gemeinsam Persepone helfen können.»

Galina schüttelte langsam den Kopf und seufzte tief.

«Dann müsste ich mir auch Vorwürfe machen, denn ich habe sie als letzte getroffen und ihr gesagt wo die Kupfer hingegangen sind. Aber es lag außerhalb unserer Macht. Niemand konnte wissen was passieren würde.»

Plötzlich näherte sich eine weitere Gestalt der Versammlung. Die drei Reisenden hatten etwas abseits gewartet und dem Stamm Platz gelassen, doch nun trat Persephone näher und berührte vorsichtig den Kopf der Toten mit ihrer Stirn.

«Du hast dein Leben für meines gegeben und ich danke dir dafür. Ich wünschte nur du hättest es nicht getan.»

Da spürte Sif einen Stups an ihrer Seite und ihre Mutter deutete ihr an ihr zu folgen. Widerwillig löste sie sich von Nerissa und wanderte gemeinsam mit Galina außer hörweite. Auch Caliban und Nickelglut hatte sie zu verstehen gegeben ihnen zu folgen und nun saß die Tabbyfähe mit all ihren Welpen zusammen, welche sie fragend betrachteten.

«Ich muss euch etwas sagen und ich glaube es wird nie einen guten Moment geben um dies zu tun also mache ich es jetzt.  Die Unsere Gäste werden morgen früh abreisen und Demeter hat mir angeboten mich ihrem Stamm anzuschließen. Ich weiß es ist sehr überraschend, aber ich glaube ich werde mit ihnen gehen.»

Caliban warf sich sofort um den Hals seiner Mutter und drückte sie ganz fest.

«Wir werden dich vermissen, Mum! Du musst uns unbedingt ganz oft besuchen kommen!»

Auch Nickel drückte sich an die Kupferfarbene und lächelte traurig.

«Ich kann mir ein Leben ohne dich im Stamm garnicht vorstellen. Aber normalerweise sind es ja die Jungen die den Tribe irgendwann verlassen, also musste es früher oder später ja passieren. Pass gut auf dich auf!»

Nun drehte sich Galina zu Sif, welche sich nicht von der Stelle gerührt hatte und betrachtete sie hoffnungsvoll. Sie wollte nicht dass ihre Entscheidung eines ihrer Jungen belastete.

«Bist du sicher dass das eine gute Idee ist? Hier ist dein Zuhause und deine Familie.»

«Das habe ich auch immer gesagt. Aber was ist zum Beispiel mit Candra, meiner Mutter? So lange habe ich mich danach gesehnt sie wieder zu sehen, doch hatte ich nie die Gelegenheit dazu. Ihr braucht mich hier nicht mehr und auch Koji wird es verstehen. Ich muss endlich meinen Weg gehen und sehen wohin er mich führt.»

Sif starrte ihr weiterhin nur in die Augen, der Schmerz ihres Verlustes, nicht nur durch Nerissas unerwartetem dahinscheiden, sondern nun auch ihrer Mutter, machte ihr offensichtlich zu schaffen. Und die sonst so vorlaute Tatradame schwieg diesmal wie sie es sonst kaum tat. Sie wusste es bedeutete ihrer Mutter viel und obwohl es ihr Kummer bereitete wusste Sif dass galina gehen musste.

«Ich hoffe Kydos und Demeter wachen über dich.»

Dann trat auch sie näher und schmiegte sich an die Orangefarbene.


Als Galina später im Lager auf Demeter zutrat erkannte diese sofort anhand ihres Ausdrucks was sie sagen würde und begrüßte sie mit ausgebreiteten Pfoten.

«Willkommen, Tochter der großen Mutter.»

«Ich danke der Mutter und euch dass ich in den Idon Stamm aufgenommen werde.»

Das ältere Weibchen nickte zustimmend, hatte jedoch noch eine Anmerkung.

«Um ein vollwertiges Mitglied zu werden musst du dir einen neuen Namen aussuchen. Du wirst dein neues Leben als Mitglied des Clans beginnen und dein altes hinter dir lassen. Suche dir dazu einen Namen aus der eine Naturverbundenheit und die Treue zu Mutter Natur vermittelt. Meist ermuntern wir unsere neuesten Mitglieder etwas auszuwählen das mit demselben Buchstaben beginnt wie ihr alter Name, dies erleichtert vielen die Umstellung. Terra war hierbei die Ausnahme.»

«Oh? Wie hießt ihr denn alle drei vor eurer Initiation?»

Demeter hob mahnend eine Kralle und schüttelte den Kopf.

«Was vergangen ist ist vergangen. Wir sprechen nicht über das was uns hierher gebracht hat. Nur die Zukunft zählt in den Augen der Mutter. Viele Mitglieder wollen nicht über qualvolle Erinnerungen sprechen.»

Das erinnerte Galina an Koji und seinen geheimnisvollen Ursprung. Es war wohl wirklich besser manche Sachen ruhen zu lassen.

«Dann bin ich von nun an Gaea.»

«Sei gegrüßt, Gaea» sprachen die drei Kupfersalikos wie aus einem Maule.

«Wir verstehen wenn du den Abend noch mit deinem Stamm verbringen möchtest um dich zu verabschieden. Wir treffen uns morgen bei Sonnenaufgang vor dem Lager zur Abreise.»

Gaea neigte den Kopf und trottete zu ihren Freunden und ihrer Familie, welche sich bei Kojis Felsen versammelt hatten um Nerissa zu gedenken. Sie hatten die Blaue nach Hause gebracht und mit zahlreichen Blumen bedeckt, sodass nurnoch ihr Gesicht zu sehen war. Sie schien beinahe friedlich.

Als sie einen günstigen Moment erkannte bat Gaea das Wort zu erheben und hielt eine Rede für Nerissa. Über ihre wundervolle Art, die Freude die sie stets verbreitete wohin sie auch ging und die zahlreichen gemeinsamen Erinnerungen. Dass sie niemals vergessen werden würde ihr Opfer einen jungen Salikos gerettet hatte, der dank ihr sein ganzes Leben noch vor sich hat.

Doch dann war es an der Zeit den Clan über ihre Pläne zu informieren. Einige wussten ja schon bescheid, ihre Welpen und auch Koji hatte schon damit gerechnet. Auch Diedre nahm es gefasst. Nach dem Schock über den Verlust ihrer Schwester schien plötzlich kalt und emotionslos zu werden. Nichts konnte sie noch aufrütteln. Es würde eine Weile dauern bis sie wieder die alte war oder...so gut es eben ging. Und dann waren da noch Roscoe und Janus. Der schrullige, braune Rüde mit der ausgeprägten Liebe für alles was Federn hat wurde bereits zuvor von seinem Partner Caliban aufeklärt, welcher das Geheimnis nicht lange vor ihm verbergen hatte können. Auch er schien zwar etwas traurig über den Abschied, wünschte ihr aber dennoch viel Erfolg und Freude auf ihrem Weg. Nur Janus, Gaea's ehemaliger Partner und Vater von Sif und Nickel konnte es nicht fassen. Mit dieser plötzlichen Entscheidung hatte er nicht gerechnet. Er drehte sich weg um seine Emotionen zu verstecken und konnte der Tabbyfähe nicht in die Augen sehen. Kurz darauf entschuldigte er sich mit Magenproblemen und lief in seinen Bau. Gaea wollte ihm folgen um ihn zu untersuchen und Kräuter zur Besserung zu geben, doch er schickte sie sofort wieder weg.

Sie wusste es würde schwer für ihn werden. Die beiden waren gemeinsam in ihrem alten Stamm aufgewachsen. Sie hatten ihr gesamtes Leben miteinander geteilt, gemeinsam Abenteuer bestanden und den Klinrona Stamm mitbegründet. Sie wusste er würde Trost brauchen und wollte zu ihm gehen, doch dann erinnerte sie sich wieder an die Worte der Fähe mit dem schwarzen Nacken: «Was vergangen ist ist vergangen.» Die Zeit würde alle wunden heilen, früher oder später. Wenn sie ihren Neuanfang wagen wollte konnte sie sich nicht mit ihm aufhalten und möglicherweise ihre Meinung ändern. Er würde darüber hinwegkommen, da war sie sich sicher. Oder zumindest wollte sie es glauben.