Klinrona Tribe


Authors
QuilaHyrenn
Published
4 years, 1 month ago
Updated
2 years, 10 months ago
Stats
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Chapter 11
Published 2 years, 10 months ago
2339

stories from the klinrona tribe

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Author's Notes

2180 words

Janus is haunted by terrible nightmares and decides to chase after Galina to tell her how he really feels about her. He gets lost, doesn't take care of himself and almost dies, but a stranger helps him. The hob returns to his tribe and brings his new mate, Mocca, with him to start their new life together.

Painful lesson for Janus
Helping Paw for Mocca

Die Rufe des Abgrunds (Janus)


Zitternd und verwirrt erwachte Janus ruckartig aus dem Schlaf, wie jede Nacht seit ein paar Tagen. Sein Pelz juckte vor Hitze und seine Pfotenballen waren nass vor Schweiß. Geplagt von Albträumen konnte er seit den Geschehnissen mit Nerissa und Galina kaum noch ein Auge zumachen. Er war erschöpft, schlecht gelaunt und hatte keinen Appetit mehr. Plötzlich blickt ein ihm bekanntes Gesicht in seinen Bau und er seufzt erleichtert auf, froh über die Ablenkung und die Ausrede nicht sofort wieder in seinen Traum zurückkehren zu müssen. Nickelgluts grüne Augen blicken besorgt auf ihren Vater.

«Alles okay mit dir, Dad? Ich hab wache gehalten und dich gehört. Scheint so als hättest du nicht gut geschlafen?»

«Nein...leider nicht.»

«Kann ich irgendetwas für dich tun?»

Er erhob sich, streckte sich und schüttelte den ganzen Pelz um den Schlaf der ihn noch bis vor kurzem übermannt hatte abzuschütteln, dann trat er mit seiner Tochter aus der Höhle und ins fahle Mondlicht der Nacht.

«Nein, ich glaube ich möchte mir nur die Beine vertreten.»

«Bei Kydos, Janus! Wann hast du das letzte Mal gefressen?! Du siehst ja furchtbar aus! Warte hier, ich bring dir etwas Beute!»

Noch bevor er etwas dagegen sagen konnte war Nickelglut verschwunden und ließ den Rüden alleine zurück. Er wusste sie meinte es nur gut, doch er würde keinen Bissen runterbekommen, also machte er sich alleine auf den Weg und verließ das Lager für einen kleinen Spaziergang von dem er hoffte er würde ihn abkühlen und Helfen den Kopf frei zu bekommen. Es war kühl, noch kühler als sonst zu dieser Jahreszeit. Oder vielleicht lag das nur an ihm. Janus fühlte sich verlassen und einsam. Galina war sein ein und alles gewesen und obwohl sie schon lange nicht mehr zusammen waren und sie Koji als Partner gehabt hatte war er nie wirklich über sie hinweg gekommen. Immer hatte er gehofft sie würde eines Tages zu ihm zurückkehren. Doch nun war sie entgültig fort. Und er hatte nicht einmal versucht sie aufzuhalten und ihr die Wahrheit über seine Gefühle gesagt. Sie musste denken dass er sie hasste, doch im Gegenteil – er liebte sie. Immer noch.

Ohne es zu planen wanderte der ruhelose Rüde in die Richtung in der er nach ihrer Abreise ihre Duftschpur zufällig beim Jagen gefunden hatte. Der Duft war bereits alt und fast vollständig verflogen, doch er konnte sie trotzdem noch wahrnehmen. Er setzte auf den weichen Waldboden und blickte in die Dunkelheit jenseits der Territoriumsgrenze. Wo sie nun wohl war?

So verharrte er eine Weile, wie lange konnte er selbst nicht genau sagen. Als er wieder aus seiner Trance erwachte frierte er schon bis auf die Knochen. Und erneut ohne darüber nachzudenken stand er auf und machte einen Schritt nach dem Anderen in den Wald. Weg von seiner Heimat, weg vom Klinrona Tribe.


Janus hatte das Territorium schon lange nicht mehr verlassen. Er war unsicher und sowohl aufmerksam als auch abgelenkt. Alles was für ihn zählte war Galinas Spur zu folgen und sie zu findend. Was er danach machen wollte wusste er nicht genau, doch er wollte sie wieder sehen, sich entschuldigen und ihr möglicherweise gestehen wie er fühlte.

Doch bereits am morgen des nächsten Tages begann es zu regnen – erst nur leicht, dann in Strömen – und Galinas Duft wurde weggeschwämmt. Trotzdem gab Janus nicht auf.

So streifte er umher, immer weiter und weiter, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis dass sie in der Nähe gewesen sein könnte oder wo sich das Territorium des Idon Tribes befinden möge. Stunden, Tage, Viertelmonde vergingen. Gefressen hatte das Männchen seit dem Tod seiner Clankameradin nichts mehr. Er war zu fokussiert auf seine Suche um zu Jagen und ignorierte sogar die Gerüche von bereits erlegter Beute und Kadavern welche er in seiner Notlage hätte aufspüren können. Seine Gedanken kreisten nur um eine...Stets hatte er das orange umrandete Eulengesicht vor sich, mit dem zarten Lächeln und leuchtend gelb-grünen Augen...

Plötzlich stürzte der Rüde, als er vor Ablenkung nicht gemerkt hatte dass er sich auf einen kleinen Graben zubewegt hatte. Er fiel zwar nicht tief, aber schürfte sich trotzdem die Knie und Pfoten auf. Erschöpft, verhungernd und niedergeschlagen blieb Janus' ausgezehrter Körper im Dreck liegen, er kauerte sich in einen kleinen Ball zusammen und schluchzte. Es war wohl doch hoffnungslos, er würde sie nicht mehr finden. Er hatte alles kaputt gemacht und nun wollten die Götter ihn strafen. Über ihm krähten laut Raben die ihn gesehen, seinen schlechten Zustand bemerkt hatten und nun darauf warteten dass er ins Gras beißt.

«Sollen sie doch» dachte Janus, seinen Lebenswillen nun entgültig verloren.

«Es gibt keinen Grund mehr weiterzumachen.»

«Keinen Grund, huh?»

Plötzlich erschreckte er als eine fremde Stimme ihm Antwortete, doch von seinem Graben aus konnte er niemanden sehen und aufstehen wollte er nicht.

«Nein...Ich bin fertig mit allem.»

«Scheint aber als wären die Götter nicht fertig mit DIR.»

«Ich scheiß auf die Götter! Was haben sie schon für mich gemacht?! Alles haben sie mir genommen, warum nicht auch noch MEIN Leben!?»

«Wow, wer ist gestorben?»

Janus schwieg und die unbekannte Stimme erkannte dass sie ins schwarze getroffen hatte.

«Oof. Sorry.»

Plötzlich schob sich ein schmaler, mähnenloser Kopf über den Hang und blickte auf den armseligen Rüden. Die junge Fähe hatte außergewöhnliche Augen, hellblau und -grau, außerdem warbeinahe ihr ganzes Gesicht silbern und umrandet von weißen Streifen. Sie schenkte ihm ein freundliches, aufmunterndes Lächeln doch er legte nur wieder seinen Kopf auf den Boden und starrte ins Nichts.

«Und jetzt wartest du bis die Krähen dich fressen? Klingt nicht besonders prickelnd.»

«...»

«Na gut.»

Der fremde Kopf zog sich zurück und er hörte wie sich Pfotenschritte entfernten. Froh endlich wieder alleine zu sein und in Selbstmilteid zerfließen zu können, sein Körper geschunden und sein Geist in tiefer Trauer, schlief er schließlich rasch ein.


Wie immer träumte er, ruhelos und angespannt. Er sah Nerissa wie sie ihn aus ihren leeren Augen anstarrte und Galina, die ihm den Rücken zukehrte und von ihm wegging. Immer weiter weg von ihm.

«Nein...Galina, komm zurück! GALINAAA!»

«Fast richtig. Ich bin Mocca.»

Er riss die Augen auf und sah die fremde Fähe neben ihm sitzen und spürte das Gewicht von etwas auf seinem Brustkorb. Er blickte auf und sah einen kleinen, braunen Hasen den sie wohl auf ihn gelegt hatte.

«Hm? Was...was meinst du? Was ist los?»

Sie kicherte und stubste ihn in die Seite, eine Aktion die Janus garnicht gefiel, aber er war zu verwirrt um sie darauf anzusprechen.

«Du hast im Schlaf geredet.»

Nun setzte er sich endlich auf, hielt sich mit der Pfote den Kopf und ließ den Hasen ungeachtet auf den Boden fallen.

«Ist nicht das erste Mal. Wird nicht das letzte Mal sein.»

«Hier, friss! Hab ich extra für dich gefangen, ist sogar noch warm!»

Sie deutete auf den Hasen, doch Janus würdigte ihn keines Blickes.

«Danke, aber ich hab keinen Hunger.»

Mocca studierte das Männchen von oben bis unten und hielt den Kopf schief.

«Bist du sicher? Du siehst so aus als könntest du eine gute Mahlzeit vertragen. Wo kommst du her? Sucht jemand nach dir? Ich kann dich nach Hause bringen wenn du willst.»

Nun reichte es Janus, er hatte keine Lust mit dieser aufdringlichen Fähe über sein Leben zu sprechen.

«Sehe ich etwa aus wie ein kleiner Welpe der seine Mutter verloren hat?! Das geht dich absolut NICHTS an! Jetzt zieh Leine und lass mich endlich in Ruhe!»

Nun verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Weibchens und sie drehte ihre Ohren nach hinten.

«Schön. Ich wollte nur helfen aber wenn du so gemein zu mir bist dann verrotte doch. Ich gehe.»

Er hatte sie wirklich gekränkt, das wusste er, aber es war ihm egal. Er kannte sie nicht und sie kannte ihne nicht.

«Ich wurde auch rücksichtslos verletzt und enttäuscht» murmelte er zu sich selbst.

Eine Weile blieb er liegen, dachte nach und gab sich seinem immensen Kummer hin, doch irgendwann erhob er sich endlich, starrte nochmals auf den toten Hasen und taumelte davon.


Wenig später erreichte der Rüde plötzlich eine hohe Klippe an deren Fuße das Meer rauschte und die Wellen stetig am Ufer zerstoben. Da erkannte er dass er eine völlig andere Richtung gewandert war als er gedacht hatte. Er wollte im Landesinneren nach Galina suchen, doch er hatte sich wieder auf den Ozean am Rand von Ibea zubewegt. Janus starrte in die Tiefe, seine Pfoten zitterten von der Anstrengung der letzten paar Viertelmonde und konnten seinem Gewicht kaum stand halten, aber er krallte sich am erdigen Boden fest und blickte weiterhin in den Abgrund. Je länger er so verharrte desto mehr beruhigte er sich und lockerte seine angespannten Muskeln. Er fragte sich ob Nerissa sich wohl gefürchtet hatte als sie gefallen war. Es musste doch auch irgendwie schön sein so zu fliegen wie ein Vogel...wenn auch nicht von dauer.

Mit einer ruckartigen Bewegung trat das blaue Männchen einen Schritt zurück denn er merkte dass seine Vorsicht immer mehr nachließ. Der Gedanke zu Springen war in ihm aufgekeimt, doch er machte ihm Angst und wollte nicht riskieren dem Drang doch noch nachzugehen. Er war zutiefst bekümmert, aber er wollte nicht sterben. Als er sich gerade von der Klippe entfernen wollte hörte Janus plötzlich ein Knacken und spürte wie der Boden unter seinen Pfoten bröckelte. Der Vorsprung auf dem er sich gerade noch befunden hatte brach jäh ab und riss ihn mit sich in die Tiefe! Es ging alles zu schnell für ihn um zu handeln, doch da packte etwas seinen Nacken.

«Halt...dich...fest!»

Die mähnenlose Fähe war ihm gefolgt! Sie zerrte an dem etwas kleineren Rüden, hatte ihn jedoch schlecht zu fassen bekommen. So musste Janus sich mit all seiner verbleibenden Kraft an die erdige Wand klammern und gab sein Bestes um, nun von Adrenalin unterstützt, die Klippe nach oben zu klettern. Gemeinsam schafften sie es schließlich, machten zwei große Sätze von der Klippe weg und legten sich erschöpft schnaufend nieder.

«Du bist...zurückgekommen.»

«Ich war nie weg. Ich konnte dich nicht im Stich lassen, ich hatte den Eindruck du würdest dir etwas antun.»

«Aber nach allem was ich gesagt habe...»

«Du warst ein Vollidiot, da stimme ich dir zu. Aber auch Vollidioten erkennen früher oder später wenn sie Hilfe brauchen. Es war also nur eine Frage der Zeit. Ich hätte es mir nie verziehen zu wissen dass ich nicht alles in meiner Macht stehende versucht habe um dir zu helfen.»

«Obwohl wir uns nicht kennen?»

«Inzwischen kennen wir uns doch.»

Das freundliche, gewinnende Lächeln war wieder zurückgekehrt und diesmal teilte Janus die Geste, wenn auch etwas schief und nicht ganz so überzeugend.

«Ich wünschte ich hätte deinen Hasen mitgenommen.»

«Keine Sorge,» sie  deutete auf ein braunes Fellknäul zwei Schwanzlängen von ihnen entfernt, «meine Beute hätte ich nicht einfach dort liegen gelassen, das wäre doch Verschwendung eines leckeren Schmauses. Jetzt friss, dann suchen wir dir einen ruhigen Schlafplatz. Und morgen bringe ich dich nach Hause.»

Janus dachte über seine Reise nach. Er hatte nichts erreicht und wollte noch nicht aufgeben. Aber in seinem Zustand würde er den Idon Tribe niemals finden. Er musste akzeptieren dass es vielleicht einfach wirklich zu spät war um einem Phantom hinterher zu jagen.


~


Ein paar Viertelmonde später saß Koji auf dem Felsen über seinem Bau und blickte über das Schilfgras, welches das Klinrona Lager umgab hinweg um den Sonnenuntergang über dem Wasser des trägen Flusses zu beobachten. Der Stamm war langsam wieder in seinen gewohnten Alltag zurückgekehrt nach allem was passiert war. Ein weiterer kupferfarbener Fremder war in der Zwischenzeit aufgetaucht, obwohl er nichts von dem Idon Tribe zu wissen schien, oder sich groß darum kümmert etwas darüber herauszufinden. Der Neue, Borya, war nicht einfach im Umgang mit den sonst so friedvollen Rudelmitgliedern, doch Koji hatte ihm eine Chance gegeben sich zu beweisen und er schien dem Stamm nicht nur Treu, sondern war auch ein wilkommener Zuwachs der nun stark verkleinerten Gemeinschaft.

Als ein lauter Ruf vom Eingang durch das Lager schallte blickte Koji sofort auf und sprang hinab. Irgendetwas ging vor sich und alle waren in Aufruhr. Der gesamte Stamm sammelte sich um den Eingang als erst Sif, welche als Wache postiert gewesen war mit breitem Grinsen ins Lager trat, gefolgt von...ihrem Ebenbild!

«Janus ist zuhause!»

Begeistert begrüßten alle den verloren geglaubten Rüden, seine Welpen kuschelten sich an ihn und alle wollten ihn über seine Abenteuer ausfragen. Da entdeckte Koji noch jemanden hinter dem Männchen und blickte an der Meute vorbei um zu erkennen wer es war. Janus bemerkte sein Starren und räusperte sich.

«Alle zusammen, ich möchte euch jemanden vorstellen.»

Er trat zur Seite und gab den Blick frei.

«Das hier ist Mocca. Sie ist...meine Partnerin.»

Die rotbraune Fähe mit den weißen Längsstreifen und silbernen Markierungen trat vor und blickte unsicher in die Runde. Sie war es ganz offensichtlich sehr schüchtern und nicht gewohnt von so vielen Fremden umgeben zu sein. Koji trat näher auf sie zu und alle machten ihm Platz. Sofort spürte sie seine Authorität und duckte ihren Kopf vor ihm als er ihr gegenüber stand. Einen Moment studierte er sie sowohl streng als auch neugierig. Dann wurde sein Ausdruck weich und er lächelte die Unbekannte an.

«Willkommen im Klinrona Tribe.»