Nighthowl Tribe


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4 years, 8 days ago
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Chapter 1
Published 4 years, 8 days ago
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Author's Notes

exclusively written by livanas

1111 words

Elijah finds Rheagal on a walk. He wants to help him to learn about the jungle.

https://www.deviantart.com/livanas/art/Heilung-Rheagal-Elijah-802326504

Heilung (livanaS)


Auf leisen Pfoten streifte der helle Rüde durch Ibeas Urwald. Das Licht des Morgens warf seinen angenehmen Schein durch die Blätter der gewaltigen Bäume und tauchte alles in eine wunderschöne Atmosphäre, die beinahe magisch wirkte. Tautropfen funkelten noch überall auf Blättern, Gräsern und Spinnennetzen und ein Schwarm Kolibris nutzte die Gelegenheit um diese zu trinken. Der schöne Pelz des außergewöhnlichen Rüden schimmerte strahlend hell und er verschmolz beinahe mit seiner Umgebung, denn anders als andere Salikos hatte er anstelle der Schattenmuster reinweißes Fell. Eine geschwungene, sonderbare weiße Feder hing in seiner Mähne, was sein hübsches Aussehen noch einmal betonte.


Neugierig erkundete Elijah den Urwald. Heute war er ganz allein unterwegs und hoffte, dass sich die anderen keine Sorgen um ihn machten. Einen bestimmten Grund besaß er nicht, er wollte einfach nur ein wenig die Gegend erkunden, vielleicht entdeckte er ja etwas Neues. Geschickt sprang er auf einen umgestürzten, krummen Baumstamm. Dieser bot mit seinem breiten Stamm genügend Platz, um gemütlich über ihn hinweg zu balancieren. Dabei bekam der Sonnenrüde einen guten Blick auf eine herrlich helle Lichtung, die im Sonnenlicht beinahe golden glänzte. Ein breites Flussbett schob sich durch diesen Teil des Urwaldes, doch der schöne Anblick währte nur kurz.

Elijah bemerkte eine zusammengesunkene Gestalt, genau am Ufer des Flusses. Aus dieser Entfernung konnte er es nicht genau erkennen, so überquerte er behände den Stamm und schlich sich bedacht auf die Gestalt zu. Wie er bereits vermutet hatte, war es ein Artgenosse. Der Rüde lag flach am Boden, die Beine hingen noch halb im Wasser. Elijah bewunderte für einen Moment das hübsche, blaue Fell des Fremden und seinen schlanken, kräftigen Körper. Doch sobald konzentrierte er sich wieder auf die Situation ... er atmete schwer und schmerzerfüllt und sah auf den zweiten Blick auch nicht danach aus, als wäre er in der besten Verfassung.

Eine Bewegung im Fluss lenkte Elijah kurz ab und er konnte einen Drachenfisch dahingleiten sehen und der Rüde erschrak. Drachenfische waren sehr giftig, wenn sie einen mit ihren Stacheln erwischten. Das also hatte ihn außer Gefecht gesetzt. Kruzerhand fasste Elijah einen Entschluss, umrundete den Rüden und zog kräftig an dessen Nacken, um ihn erst einmal aus dem Fluss zu ziehen.

Bei Kydos, ist der schwer!, dachte der junge Rüde angestrengt und legte ihn hechelnd ab. Nachdenklich sah er sich um, dann entdeckte er einen Baum, dessen Flechtwurzeln eine schöne Höhle bildeten - da könnte es gehen ...


Elijah konnte nicht viel tun, aber was ihm möglich war, das tat er auch. Das Gift eines Drachenfisches war nicht tödlich, nur schmerzhaft und würde früher oder später von selbst vergehen. Ein Mayur war gegen die meisten Gifte ohnehin gewappnet, dennoch hieß das nicht, dass man immun dagegen war. Er hatte den Einstich der Stacheln am Hinterlauf entdeckt und diesen mit reinigenden Pflanzen behandelt, nachdem er das Gift so gut er konnte ausgesaugt hatte. Danach konnte er nur abwarten und lag wärmend neben dem bewusstlosen Rüden.

Der ganze Morgen verstrich und erst zum späten Nachmittag öffnete der blaue Rüde seine orange leuchtenden Augen. Orientierungslos blickte er sich um und schien noch etwas Mühe zu haben, sich zu bewegen. Als er Elijah neben sich erblickte knurrte er plötzlich so drohend, dass der junge Rüde erschrocken aufsprang. Dabei sah er auch, dass ein Reißzahn des Rüden seltsam golden glänzte, was sein Schock wieder etwas in Neugier milderte.

"Ich tu dir nichts", sagte Elijah rasch und lächelte matt. "Ich habe dich am Fluss gefunden, du wurdest von einem Drachenfisch gestochen, aber das Gift wird spätestens morgen verflogen sein."

Der blaue Rüde musterte ihn eingehend und argwöhnisch, doch kam scheinbar zu dem Schluss, dass von dem jungen Kerl keine Gefahr ausging. Zitternd setzte er sich aufrecht hin.

"Nein, du solltest dich nicht so viel bewegen!", protestierte Elijah, wurde aber mit einem einzigen Blick zum Schweigen gebracht. Ein seltsamer Rüde, schoss es ihm durch den Kopf.

"M-Mein Name ist Elijah", stellte sich der Sonnenrüde nun etwas unsicher vor, erwartete aber keine Antwort, doch ...

"Rheagal ...", murmelte der blaue Rüde dumpf. "Ich ziehe weiter, sobald ich wieder gesund bin ... ich wollte nicht in dein Reich eindringen."

"Mein Reich?", lachte Elijah nun etwas amüsiert. "Du hast eine seltsame Ausdrucksweise - und nein, ich denke nicht, dass du störst. Woher kommst du denn?"

Rheagal legte die Ohren flach an und der junge Rüde bereute seine Frage sogleich.

"Aus ... der Wüste", wich er ihm merklich aus und legte sich wieder hin, zum Zeichen, dass er nicht sprechen wollte.


Trotz des holprigen Beginns kümmerte sich Elijah weiterhin um den blauen Rüden. Dabei bemerkte er, dass er zwar über Instinkte verfügte, jedoch nicht wirklich zu wissen schien, wie er im Urwald zurecht kam oder mit Artgenossen umgehen sollte. Er war merklich höflich in seiner Ausdrucksweise, auch wenn er teilweise seltsame Dinge von sich gab. Elijah behielt die Begegnung mit Rheagal auch erstmal für sich und besuchte ihn oft - er wusste nicht warum, aber der blaue Rüde interessierte ihn.

"Rheagal?", fragte Elijah leise, als er sich zu ihm setzte - er hatte sich auf den Baumstamm nieder gelassen, von dem aus Elijah ihn einst erspät hatte. Obwohl das Gift vergangen war, schien er nicht wirklich geheilt zu sein.

"Erlaubst du mir eine persönliche Frage? ... woher kommst du?"

Rheagal verstand die Bedeutung seiner Frage sofort und nach der kurzen Zeit hatte er den jungen Rüden als würdig angesehen, dass er ihm vertrauen konnte. So erzählte er ihm seine grausame Vergangenheit als Sklave der Gils und als Diener der Ataris. Dass er erst vor kurzem den Urwald erreicht hatte, nach einer langen und elenden Reise durch die Wüste,  und nun seinen Platz hier suchte. Interessiert hörte Elijah der spannenden aber auch traurigen Geschichte zu. Er konnte sich ein Leben ohne Freiheit gar nicht vorstellen und wollte das auch ehrlich gesagt nicht. Rheagal schien es innerlich befreit zu haben, jemanden vertrauen zu können.

"Ich kann mir das so schwer vorstellen, was du durch gemacht hast", murmelte Elijah ehrlich. "Aber ich weiß, dass du es schaffen kannst! Wenn du Hilfe brauchst, dann kann ich dir die Dinge im Urwald erklären - ich weiß auch noch nicht alles, aber ich helfe dir!"

Er lächelte Rheagal strahlend an und der Rüde schien dieses Lächeln zwar nicht zu verstehen aber irgendwie fühlte er, dass er Elijah vertrauen konnte. Er war ein erfahrener und starker Krieger, konnte ohne Probleme überleben und jagen. Aber er hatte keine Ahnung von Freiheit, vom Leben ... er kannte Pflanzen und Tiere nicht beim Namen, kannte keine Gefahren. Er brauchte Training in diesen Dingen und dieser Sonnenschein war willig ihm zu helfen, ohne etwas dafür zu verlangen. Ein Umstand, den er gar nicht kannte ...

Und dankbar neigte er seinen Kopf.