Nighthowl Tribe


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Chapter 13
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Night Demon (DE) (by livanaS)


Ein reißender Donnerschlag ließ den Himmel über Ibea erzittern. Es war die schwärzeste Nacht seit einiger Zeit. Die Regenzeit hatte gerade erst begonnen und die unterschiedlichen Temperaturen verursachten starke Unwetter. Regen prasselte laut rauschend auf die Erde hinab, heulender Sturm ließ die Bäume sich verneigen und Blitz und Donner lieferten sich einen erbitterten Kampf in den schwarzen Sturmwolken.

Rheagal wachte mit einem Schlag auf. Seine bernsteinfarbenen Augen gewöhnten sich nur schwer an die drückende Dunkelheit und sein Körper war wie gelähmt von dem tiefen Schlaf, aus dem er aus irgendwelchen Gründen geweckt wurde. Sein Atem ging leicht schwer und nach und nach drang seine Kontrolle in seinen Körper zurück und er richtete sich leicht in seinem Nest auf. Sofort spürte er den warmen Körper von Naara neben sich und er blickte nachdenklich zur Seite.

Die schöne, silberbraune Tabby-Fähe mit der hellen Eulenmaske und der Schultermähne, schlummerte friedlich neben ihm und atmete ruhig und gleichmäßig. Ihr Duft beruhigte den blauen Rüden ein wenig, dennoch hinderte sein Instinkt ihn daran sich einfach wieder hinzulegen und zu schlafen. Es war so ein Gefühl, was ihn seine schwarze Mähne aufstellte und vorsichtig, ohne Naara zu wecken, stand er auf und kletterte hinunter.

Der Tempel in dem er lebte war riesig und besaß mehrere Kammern und Etagen. Sein und Naaras Raum war leer und still und obwohl diese unnatürlichen Gebilde aus alter Zeit sehr robust waren, so drang dennoch Regen und Wind durch die Öffnungen. Rheagal spürte es deutlicher, als er sich einer Öffnung näherte und rauer Wind und Wasser in sein Gesicht peitschte. Mit einem seltsamen Druck in der Brust starrte er hinaus in die Dunkelheit und versuchte irgendetwas zu sehen – es war unmöglich bei dem Wetter etwas zu hören oder zu riechen.

Ein Blitz erhellte für den Bruchteil eines Herzschlags den Urwald Ibeas und den wassergeschwemmten Hof des Tempels. Und in diesem kurzen Moment hatte Rheagal ihn gesehen. Ein fremder Rüde, der hier sein Unwesen trieb. Er war sich sogar sehr sicher, dass es ein Rüde war, die Statur war deutlich männlich, auch wenn er sie nur kurz gesehen hatte. Er knurrte drohend und sprang behände aus der Öffnung in die Nacht hinaus und stellte sich dem Eindringling ohne Furcht entgegen. Mittlerweile hatten sich seine Augen auch an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte seinen Schemen erkennen.

Rheagals Knurren war laut und dunkel, selbst in dem Sturm musste der Fremde das mitbekommen und er blieb tatsächlich auch auf Abstand stehen. Der Alpha des Nighthowl Tribes verschwendete keine unnötige Zeit mit Fragen – er baute sich drohend auf, hatte den Schweif dominant nach oben gerollt und fletschte brüllend die Zähne. Doch der Fremde wich nicht zurück.

Ein weiterer Blitz erhellte Rheagals Sicht und sein Herz blieb für einen Moment fast stehen. Das Fell des Fremden war dunkel und wirkte ebenfalls blau. Wo normale Salikos ihre Schattenmarkierungen besaßen, schien er dort hell zu sein. Nicht weiß, wie bei Elijah, aber dennoch … ein Sonnenrüde? Doch das war es nicht, was den furchtlosen Rüden erschreckte – es war dieses breite, reißzähnige Grinsen in dessen Gesicht und irre, golden glühende Augen.

Der Blitz riss ab und Rheagal war für einen Moment geblendet. Das nutzte der Fremde aus. Er sprang kraftvoll und ziemlich weit und traf Rheagal frontal, auch wenn dieser noch gegensetzte. Die zwei Rüden prallten aufeinander, schlugen ihre Krallen in ihre Flanken und verbissen sich heftig ineinander. Rheagal spürte, dass der Fremde an Größe und Kraft an ihn herankam und merkte auch, wie hemmungslos brutal er kämpfte. Schon lange hatte der Eisrüde keinen solchen Kampf mehr austragen müssen, doch er erkannte den Ernst und wollte nur eines – sein Rudel verteidigen.

Ihr Kampf war laut und brutal. Knurren, Fauchen und Brüllen störten die Nacht und übertönen sogar noch den Sturm, während sie immer wieder heftig aufeinander losgingen. Rheagal merkte jedoch schnell, dass mit dem Fremden irgendetwas nicht stimmen konnte … noch nie hatte er jemanden so ohne Sinn und Verstand brutal kämpfen sehen und er wusste genau, dass dieser Rüde eine absolute Gefahr für jeden war.

Plötzlich erwischte der Fremde ihn mit einem Biss in die Brust und er brüllte laut und schmerzverzerrt auf, bis er schließlich zu Boden gestoßen wurde und eine Pranke auf seiner Schnauze landete, die ihn hart zu Boden presste. Rheagal starrte zu ihm hoch und er sah wieder dieses wahnsinnige Grinsen und zum ersten Mal sagte der Fremde etwas.

Er lachte leise.

„Bete! Noch ist es nicht zu spät!“


Das Laute Kampfgeschehen auf dem Hof weckte die anderen Salikos. Elijah rannte entsetzt aus seinem Heilersaal hinaus und starrte mit riesigen Augen auf den Kampf vor ihn. Er konnte kaum unterscheiden wer von den beiden wer in diesem brutalen Gefecht war, doch er wusste deutlich, dass einer davon Rheagal sein musste. 

Plötzlich wurde einer der beiden niedergerungen und Elijah erstarrte zu Eis, denn an der Stimme, die vor Qual schrie, erkannte er, dass es sein bester Freund war, der da zu Boden ging. Elijah wollte eingreifen, dazwischen springen aber er war wie gefroren, als er im Blitzschlag den anderen sah – Angst überkam ihn wie der Regenschauer, der gerade tobte.

„Nein …“, keuchte Elijah. „Nein, Rheagal!“

Er machte einen Schritt nach vorn, als aus dem Tempel heraus Kitovu und Naara gerannt kamen. Die Fähe rannte vorneweg und warf sich fauchend gegen den Fremden und schmetterte ihn von ihrem Partner fort. Kitovu übernahm den Kampf, den der Fremde folgend erneut begann, während Naara sich über Rheagal beugte. Auch Elijah bekam die Kontrolle über seine Beine zurück und rannte vor – sein Freund war ohne Zweifel verletzt. Als zu ihnen stieß, lag Rheagal schwer atmend vor ihnen und kämpfte sich schwer auf die Pfoten. Blut floss ungesund viel aus seiner Wunde an der Brust und ein Auge war mächtig geschwollen, doch er stand relativ sicher.

„Weg …“, keuchte Rheagal. „Naara … trommle die anderen zusammen und lauf!“

„Was?!“, fragte sie entsetzt. „Aber – den schaffen wir doch!“

„Nein!“, keuchte Rheagal und Elijah war sehr besorgt, dass er zum ersten Mal Angst in dessen Augen sah. „Mit diesem Rüden stimmt etwas nicht … Naara, geh! Los! Elijah! Du auch! Sammle die auf, die du finden kannst und lauft soweit euch eure Pfoten tragen!“

„A-Aber - !“, stammelte der junge Rüde bebend, doch Rheagal fauchte ihn an.

„Das ist keine Bitte!“


Naara und Elijah wechselten einen bangen Blick, doch sie nickten schließlich knapp und rannten los. Rheagal wandte sich um, als Kitovu in dem Moment zu Boden ging und der Fremde laut anfing zu lachen. Es war so ein irres, kaltes und dunkles Lachen, dass es Rheagal jedes Haar zu Berge stehen ließ. Doch er durfte das Leben von Kitovu nicht auf’s Spiel setzen! Kitovu würde bald Welpen mit Ivy bekommen und er durfte nicht sterben.

Obwohl der Blutverlust Rheagal zu schaffen machte sprang er vor und rammte den Fremden von Kitovu runter. Der blassviolette Rüde unter ihm ächzte verletzt und spuckte etwas Blut, doch er schien in Ordnung zu sein. Der Fremde richtete sich auf – nichts schien ihn irgendwie außer Atem bringen zu können.

„Es nützt nichts, sich zu wehren!“, lachte der Rüde eiskalt. „Eure niederträchtigen Spuren an einem geweihten Ort zu hinterlassen! Eure Seelen werden brennen in einem Feuer nie enden werdender Qual! Ich schicke euch in die Hölle, aus der ihr Dämonen gekrochen kamt!“

Und plötzlich sprang er vor und biss Rheagal erneut in seine bereits offene Wunde. Er hatte ihn eiskalt erwischt und schnappte entsetzt nach Luft. Kitovu schrie, doch bevor er etwas tun konnte, sprang ein weißer Schatten hervor und landete auf dem Rücken des Fremden, der von Rheagal abließ. Der blaue Rüde sackte zu Boden und rührte sich nicht mehr. Kitovu sah entsetzt dabei zu, wie Sona aus dem Nichts gekommen war und sich in die Mähne des Fremden verbissen hatte. Noch nie hatte er die kleine Fähe kämpfen sehen und ihre roten Augen begegneten seinen.

„Flieh!“, schrie sie dumpf durch das Fell des Fremden. „Nimm den Alpha und flieh! Folge den anderen! Lauf … Lauf! LAUF!“

Kitovu schnappte aus seiner Schockstarre und sprang auf. Schnell packte er den Alpha und hievte ihn ungeschickt ohne Hilfe über seinen Rücken. So schnell er mit dem zusätzlichen Gewicht laufen konnte, lief er ohne Halten. Die Tempeltreppen hinunter und vor dem Portal des Inneren Rings stoppte er abrupt, als er einige Schemen erkannte.

Naara stand da, war nass bis auf die Haut. Kaheana und seine Partnerin Ivy waren bei ihr – beide verwirrt, verängstigt aber wohlauf. Kitovu fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte Angst gehabt, dass dieser Irre hier gewütet und mehr Leben auf dem Gewissen hatte.

„Wo ist dieser kranke Bastard?!“, rief Naara entsetzt, dann sah sie Rheagal über seinem Rücken. „Oh Kydos, was hat er ihm angetan?!“

„Sona verschafft uns Zeit! Wir sollen laufen! Keine Zeit, Naara! Hilf mir, dass der Alpha richtig auf meinem Rücken liegt! Wo zur Hölle ist der Rest?!“, rief Kitovu unnormal aufgebracht.

„Elijah ist losgelaufen um Padme und Mable zu holen, ich weiß nicht, wo der Rest ist! Geflohen oder getötet, wir haben keine Zeit, um nachzusehen“, keuchte Naara und zerrte Rheagal längst auf Kitovus Rücken. „Ich habe Elijah gesagt, dass er und die beiden anderen zum Nordtor laufen sollen, damit wir Mahati einsammeln und das Weite suchen.“

„Verstanden, dann los!“, rief Kitovu und warf Ivy einen besorgten Blick zu. Sie war trächtig und das nicht zu knapp, doch sie fing seinen Blick und nickte ängstlich aber entschlossen und zusammen liefen sie los.


Im hohen Bogen wurde Sona durch die Luft geschleudert und landete ächzend vor Schmerz auf der Seite. Der Fremde keuchte ein wenig und sah sich wie im Wahn nach ihr um, nachdem er sich abgeschüttelt hatte und er baute sich über ihr auf. Sein Gesicht kam dem ihrem unangenehm nahe und sie konnte jede Faser seiner goldenen Augen sehen, als er sie anstarrte. Sona wusste nicht, ob er sie wegen ihrer Erscheinung zögerte sie zu töten und sie schluckte schwer.

Als sie ihn angegriffen hatte, war sie sich bewusst gewesen, dass sie sich opferte, um die anderen zu retten. Doch während sie auf ihren Tod wartete … passierte nichts. Der Rüde, der gerade ein ganzes Gemetzel angerichtet hatte, machte einfach nichts. Plötzlich wurden seine Pupillen wieder normal, sein Blick beinahe abwesend und ohne etwas weiter zu tun, stieg er über die hinweg und verschwand in der Dunkelheit. Sona setzte sich zitternd vor Angst auf und starrte ihm hinterher. Sie wollte aufstehen, aber ihre Beine wankten zu sehr, so flüchtete sie sich nur in den Tempeleingang und legte sich ins Trockene. Ihr Atem ging noch schnell und ihr zittern hörte nicht auf. Aber sie war sich bewusst, dass sie am Leben war und noch nie hatte sich ihr Körper so real angefühlt wie jetzt. Aber warum nur hatte er sie verschont? Warum …


Mit gesenkten Köpfen schritt die kleine Gruppe voran. Es regnete ununterbrochen, doch immerhin der Sturm hatte nachgelassen. Sie hatten Mahati gefunden und auch Elijah war mit den beiden Fähen Padme und Mable zu ihnen gestoßen – auch den Rüden Raun hatten sie angetroffen – er hatte ebenfalls eine Begegnung mit dem verrückten Rüden und eine fiese Wunde am Kopf davongetragen, doch er konnte laufen. Ivy hechelte mittlerweile schwer und Padme und Elijah nahmen sie in ihre Mitte, obwohl sie selbst nicht weiter laufen konnten. Kitovu zitterte mittlerweile unter der Last von Rheagal, der dringend Hilfe brauchte, doch sie mussten einen sicheren Ort finden.

„Hier!“, rief die Stimme von Mahati, der vorangelaufen war, um Ausschau zu halten. „Kommt her! Hier wird es gehen!“

Mahati eine kleine Höhle gefunden. Es war nicht viel aber es reichte, um den Regen trocken zu überstehen und auszuruhen. Alle schüttelten ihre Pelze aus und krochen hinein. Kitovu legte Rheagal vorsichtig ab und obwohl Elijah selbst kaum mehr einen Schritt tun konnte, ging er eilig zu ihm und untersuchte seine Wunden und begann eilig diese zu reinigen. Padme und Naara halfen ihm dabei – Padme erst ein wenig zögerlich, da sie Rheagal immer noch misstraute, dennoch sah auch sie, dass er gerade Hilfe brauchte. 

Kitovu legte sich wärmend um die erschöpfte Ivy und leckte tröstend über ihre Mähne und ihren Bauch, während sie ihren Kopf über dessen Vorderläufe gelegt hatte und ihr Gesicht in Kitovus Brustfell verbarg. Kaheana putzte Rauns Wunde am Kopf ab, der erschöpft dasaß und leicht zitterte vor Kälte. Mable und Mahati lagen einfach nur erschöpft da, wobei Mahati wachsam den Ausgang der Höhle im Blick hatte und seine Ohren aufmerksam aufgerichtet waren. Niemand sagte ein Wort. Der Schock steckte allen noch in den Knochen. Sie hatten ihr Zuhause hinter sich lassen müssen und waren nun zusammengepfercht in einer kleinen Höhle – nass, erschöpft und verletzt. Niemand wusste, was mit den anderen war, ob sie lebten und fliehen konnten oder tot waren. Jeder machte sich Gedanken um Sona, die sich geopfert hatte für ihre Flucht.

„Elijah“, brach Naara bebend das drückende Schweigen in der Höhle und sah mit Tränen in den Augen zu dem Heiler auf. „Wird – wird Rheagal überleben?“

„Er ist wirklich schwer verwundet“, sagte der Sonnenrüde leise. „Und bei dem Regen können weder ich noch Kaheana losziehen, um die benötigten Kräuter zu sammeln. Mein Vorrat ist alles im Rudel zurück geblieben … aber Rheagal ist ein starker Rüde, er wird das schaffen.“

Er legte sich an dessen Rücken.

„Seine Wunden sind sauber, jetzt müssen wir ihn warm halten, mehr können wir im Augenblick nicht tun“, sagte er traurig und Naara legte sich zitternd auf die andere Seite von Rheagal und schmiegte sich an ihn – sie zitterte und jeder wusste, dass sie unterdrückt weinte.

Elijah sah zu Padme auf, die sich müde neben ihn legte und sah dann weiter zu Raun und Ivy.

„Und bei euch? Ivy? Raun?“

„Mir geht es gut, es ist nicht sehr tief“, sagte Raun müde.

„Ich bin nur müde und erschöpft, aber ich denke, meinen Welpen geht es gut“, murmelte Ivy dumpf durch Kitovus Fell hindurch.

Wieder verfielen sie alle in Schweigen, doch es waren keine Worte nötig. Jeder stellte sich dieselben Fragen und jeder hatte Angst und war Unsicher. Mahati erhob sich seufzend.

„Ihr ruht euch aus“, sagte er bestimmt. „Ich halte Wache … ich glaube zwar nicht, dass dieser Irre uns verfolgt aber man weiß ja nie … und ich bin geübt darin, lange wach zu bleiben.“

Elijah nickte dankbar dem älteren Fungi zu und legte sich schlafen – versuchte es zumindest aber seine Sorge um Rheagal ließ ihn keine Ruhe. Mable, Kaheana und Raun trotteten zu ihnen rüber und kuschelten sich zwischen sie, damit jeder gewärmt wurde. 

Author's Notes

Baal 1783 Words

Rheagal 1561 Words

Naara 651

Sona 578 Words

Kitovu 1225

Elijah 599 Words


Mentioned:

Raun, Kaheana, Mahati, Mable, Ivy

Padme


Baal is tearing the Nighthowl Tribe apart.