Nighthowl Tribe


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4 years, 23 days ago
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Chapter 2
Published 4 years, 23 days ago
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Author's Notes

exclusively written by livanas

719 Words

Elijah shows Rheagal around again but smells a stranger. Rheagal finds her.

https://www.deviantart.com/livanas/art/Stranger-Rheagal-Naara-812769686

Stranger (livanaS)


Gähnend räkelte sich Rheagal in seinem provisorischen Nest. Sein blau-schwarzer Pelz schimmerte im einfallenden Sonnenlicht, welches durch die Netzwurzeln des gewaltigen Baumes drang, unter dem er schon seit geraumer Zeit hauste. Als er sich müde streckte und seine Zähne bleckte, während er gähnte, schimmerte sein Ersatzreißzahn golden im kühlen Licht der Morgensonne. Es war ein angenehmer Tag und sofort kam er aus dem dunklen Nest hervor, setzte sich vor den Baum und begann seine Fellpflege.

Rheagal hatte keine Ahnung, wie lange er sich bereits eher heimlich hier aufhielt. Der junge Elijah hatte ihm damals geholfen, nachdem er von einem Drachenfisch gestochen wurde ... und seit diesem Erlebnis versorgte ihn der hübsche Rüde mit allerhand Wissen über Ibeas Urwald und Artenreichtum. Dennoch hielt es Elijah für klug, dass Rheagal sich seinem Rudel besser nicht zeigte und der blaue Rüde stimmte dem nur zu ... er hegte keinen Drang andere zuhauf kennen zu lernen, hatte er doch eine schwere Zeit an sich gehabt Elijah selbst zu vertrauen. Doch mittlerweile war er wirklich zu einer Art ... Freund ... geworden, den er nicht jeden Tag aber immer öfter mal traf. Andererseits lehrte ihn der Junge viele nützliche Dinge und war eher ein Meister als ein Freund ... Rheagal wusste nicht wirklich, wie er damit umgehen sollte. Elijah musste ihn immerhin nicht versorgen - jagen konnte Rheagal bestens, er hatte nur eben anfangs keine Ahnung gehabt, was es bedeutete ein Mayur zu sein und wo die Gefahren im Urwald lagen.

Rheagals Ohren zuckten leicht und er blickte auf.

"Du wirst besser, Elijah", schmunzelte er. "Aber ich kann dich trotzdem noch ausmachen ... komm schon vor."

"Du bist einfach zu gut", schmollte eine sanfte Stimme und der helle Rüde mit der Sonnenmaske trat hervor. "Ich hab es noch kein einziges Mal geschafft mich an dich anzuschleichen!"

"Vergiss nicht von wem ich trainiert wurde", tröstete der blaue Rüde. "Du warst lange nicht hier, ich hoffe in deinem Rudel war alles in Ordnung."

"Alles Bestens", strahlte der junge Rüde. "Ich hatte nur viel zu tun und nicht immer eine Gelegenheit mich unbemerkt wegzuschleichen ... ich dachte, ich bringe dir heute etwas über die verschiedenen Pflanzen bei, denn mit den Tieren sind wir soweit ja durch."

Höflich neigte Rheagal den Kopf.

"Das wäre sehr freundlich, Elijah."

Verlegen lachte der helle Rüde, hatte er doch immer noch ein paar Schwierigkeiten mit dem ziemlich höflichen  Verhalten von Rheagal - immerhin war er kein Meister, sondern einfach ein Freund. Wobei Rheagal das wohl etwas anders sah.


Elijah führte Rheagal durch die verschiedensten Orte des Urwaldes. Ein gefährlicher und zeitgleich so wunderschöner Ort ... er machte den blauen Rüden auf Dinge aufmerksam, die er sonst einfach übersehen hätte. Blühende Pracht am Boden und in den höchsten Kronen der Bäume, was den Lebensraum so vieler Geschöpfe bildete ... ein unglaublicher Reichtum an Früchten, die Salikos aber auch andere Tiere ernährten ... Pflanzen mit Blättern so groß wie die Flügel eines Turvern ... Pflanzen die einen heilten aber auch töten konnten. Es war natürlich unmöglich sich alles auf einmal zu merken, doch Rheagal genoss diesen Ausflug sehr ... durch Elijah sah er immer, dass das Leben viel größer und wunderbarer war, zudem verstärkte er auch sein Sozialverhalten.

Sie hatten einen schönen Tag zusammen, bis Elijah irgendwann auf dem Rückweg inne hielt und seine Nase in die Luft reckte. Unruhig schnupperte er umher und der blaue Rüde tat es ihm gleich - er konnte einen Artgenossen riechen, doch irgendetwas an Elijah's Reaktion zeigte ihm, dass etwas nicht in Ordnung war.

"Was ist los?", fragte Rheagal. "Ist etwas nicht in Ordnung?"

"Ich bin mir nicht sicher", sagte der helle Rüde nachdenklich. "Ich rieche jemand Fremdes, kein Geruch aus meinem Rudel ... tut mir leid, Rheagal, aber ich berichte das besser umgehend."

"Ich verstehe, kein Problem", lächelte er höflich. "Lauf nur schon los, ich finde schon zurück."

Dankbar nickte Elijah und verschwand flink zwischen den Sträuchern, doch Rheagal's Neugierde war geweckt und vielleicht konnte er seinem Freund auch gleich helfen, sollte der Fremde ungute Absichten besitzen. Er folgte dem Duft, der jedoch recht ungezielt durch die Gegend verlief und beinahe bezweifelte er, dass es sich um ein wissentliches Eindringen handelte. Sicher ein Durchreisender, wie er einst auch einer war.

"Hmm ...", machte Rheagel nachdenklich, denn je mehr er dem Duft folgte, umso wohlriechender empfand er ihn.


Müde und erschöpft schleppte sich die junge Fähe durch die fremde und verwilderte Gegend. Nach stundenlanger Suche hatte sie endlich einen Fluss gefunden, an dem sie ihren unendlichen Durst stillen konnte, doch dabei hatte sie ihre Sinne immer noch wachsam beisammen ... ein fremdes Revier bedeutete oftmals Ärger, wenn man einfach so hier durchmarschierte. Doch es war ein ziemlich großes Revier und sie hoffte einfach, dass sie nicht gefunden wurde. Als sie ihren Kopf senkte, um aus dem Fluss zu trinken, schimmerte ihr silberbraunes Fell sehr schön im schwindenden Sonnenlicht. Ihr Tabbymuster war schwarz und tarnte sie noch dazu ganz gut. Einzig ihre Unterseite war sehr hell, sowie ihr Owlface. Ihre ebenso silberbraunen Augen wirkten müde, denn sie war bereits tagelang gelaufen. Nachdem sie ihre Eltern verlassen hatte, war sie auf Erkundungstour und auf der Suche ... sie war sich nicht sicher, wonach: ein eigenes Revier, ein Rudel, einen Partner ... oder vielleicht auch die Erkenntnis, dass sie zurück kehren sollte. Sie wusste es einfach noch nicht und obwohl das Leben als Einzelgänger hart und fordernd war, so genoss sie es doch sehr, mal ganz für sich zu sein und ihr eigener Herr.


Naaras Ohren zuckten und sie sah von dem klaren Wasser im Fluss auf und blickte sich um. Sie hörte nichts, doch sie konnte deutlich spüren, dass jemand ganz in ihrer Nähe war ... auf der anderen Seite des Flusses. Instiktiv spannte sie ihren Körper an, obwohl ein Fremder sie nicht so leicht erreichen konnte - der Fluss, der sie trennte war ziemlich breit. Misstrauisch beobachtete sie die Umgebung, die einfach zu verwachsen war, um etwas schnell zu erspähen, doch schließlich zeigte sich der Eindringling doch. Mit einem wachsamen Blick genau auf sie gerichtet, schob sich langsam ein ziemlich kräftiger Rüde in ihr Blickfeld und Naara blieb kurz ungewollt das Maul leicht offen stehen.

Er war ... blau! Sie kannte bereits wenige blaue Salikos, aber auch wenige mit so einem hübschen, dunklen Blau. Er hatte keine Muster, nur farbliche Abstufungen und das schwarz harmonierte perfekt mit dem Rest seines Pelzes. Orangene Augen fixierten sie und ließen sie nicht aus dem Blick, doch auch Naara dachte nicht daran ihre Aufmerksamkeit zu lockern. Er wirkte sehr erfahren trotz seines scheinbar noch jungen Alters und an einigen Stellen des sehnigen Körpers konnte sie verheilte und verblasste Narben erkennen.

Er wirkte nicht aggressiv, eher neugierig und unsicher, wie er sich verhalten sollte, doch Naara war von Natur aus zu Fremden extrem misstrauisch und als er auch nur dem Ufer etwas zu nahe kam, fauchte sie drohend.

Wie sie legte er scheinbar keinen Wert auf große Worte und ließ seinen Körper sprechen. Er war aufmerksam, seine Ohren aufgestellt, doch als sie fauchte wich er etwas zurück. Naara schnupperte nun in seine Richtung ... er roch anders als andere Mayurrüden, aber nicht schlecht ...


Rheagal beobachtete die fremde Fähe vor sich ganz genau, denn er hatte nur selten und wenn dann auch von Weitem überhaupt mal eine Fähe gesehen. Er war sich unsicher, wie er sich verhalten sollte - war sie gefährlich? Ein Gegner? Ein Feind? Doch ihr Fauchen ließ ihn nicht glauben, dass sie von sich aus gefährlich war ... es wirkte einfach wie: halt Abstand! Und das tat er auch, denn er hatte gelernt, dass man in der Natur nicht gleich kämpfen und sich gegenseitig töten sollte. Zudem kreuzte ihn dieser Gedanke nicht einmal! Sie roch einfach zu exotisch dafür.

Etwas überfordert mit der Situation versuchte er es nochmal und ging schnuppernd auf das Ufer zu - und wieder fauchte sie ihn an, obwohl auch sie deutlich seinen Geruch aufnahm. Rheagal neigte nun leicht den Kopf und zog langsam von Dannen, doch er sah diese Begegnung nicht als Misserfolg. Es war viel mehr ein erstes Herantasten an die Situation und er könnte Elijah sagen, dass sie keine Gefahr zu sein schien. Als er sich nocheinmal umdrehte, war sie bereits verschwunden. Für seinen ersten anderen Kontakt zu einem Artgenossen, war das doch ganz gut gelaufen und er schnurrte sogar, was er nie verstanden hatte, aber er fühlte sich immer gut, wenn er das tat.


Hoch oben von einem nahen Baum, beobachtete Naara den blauen Rüden, ob er wirklich ging. Das war ja mal interessant, obgleich auch ein wenig schräg, da er gar nicht versucht hatte mit ihr zu sprechen. Er war nicht der erste Rüde, den sie auf ihrer Reise getroffen hatte, doch im vergleich zu den anderen, spielte er sich nicht auf, sondern beschränkte sich auf die Grundlagen der Körpersprache. Wirklich interessant.

Die Tatsache, dass er gegangen war, sagte Naara dennoch, dass er nicht aufgegeben hatte, sondern es wohl bald nochmal versuchen wollte. Und sie war neugierig.

"Gut, dann bleibe ich ...", schmunzelte sie zu sich selbst.